1355 - Jagd auf den Grusel-Star
den Insassen des Fahrzeugs um Kollegen von uns handelte.
Die Fahndung war angelaufen, und sie wurde nicht nur mit uniformierten Beamten in Streifenwagen, sondern auch von Zivilfahndern in neutralen Wagen durchgeführt.
Die Schüsse hatten gedämpft geklungen. So mussten wir davon ausgehen, dass sie im Inneren des Tankhauses abgegeben worden waren und dort möglicherweise ein Blutbad stattgefunden hatte.
»Er wird rauskommen«, flüsterte Godwin mir zu. »Und dann haben wir ihn!«
Dieser Meinung war ich auch. Allerdings fragte ich mich, wie er rauskommen würde. Wie ein normaler Mensch oder wie ein schießwütiger Teufel? Eine Antwort auf diese Frage konnte uns der Grusel-Star nur selbst geben.
Noch passierte nichts.
Unsere Nerven waren angespannt. Ich wollte ihm noch eine halbe Minute geben, dann…
Er kam!
Wir sahen es, als wir vorsichtig um die Ecke spähten und erkannten, dass sich der Lichtschein vor der Tür veränderte. In ihn hinein fiel ein Schatten mit menschlichen Umrissen. Es war sogar zu sehen, dass der Mann einen Hut trug, wie Vincent van Akkeren.
Godwin nickte.
Aber er blieb dabei ruhig, ebenso wie ich. Auch hatten wir uns wieder zurückgezogen. Wir standen allerdings so, dass wir die Umgebung des parkenden Ford beobachten konnten.
Auf den ging van Akkeren zu!
Er hatte es plötzlich eilig, und er dachte nicht daran, sich umzudrehen. Für ihn zählte ausschließlich die Flucht. Es war genau die Chance für uns, und ich nutzte sie.
Ich war schnell. Ich flog fast auf den Grusel-Star zu, der schnell ging und zwei Waffen in den Händen hielt. Zuerst merkte er nichts.
Als er allerdings etwas spürte, da war ich bereits dicht hinter ihm und setzte zum letzten Sprung an.
Mit meinem vollen Gewicht rammte ich in seinen Rücken hinein.
Selbst ein van Akkeren konnte überrascht werden. Ich hörte noch seinen Aufschrei, dann flog er nach vorn und prallte gegen die Tanksäule.
Wieder vernahm ich einen Schrei!
Er sackte zusammen und dachte nicht daran, abzudrücken. Er war mit sich selbst beschäftigt und erkannte auch kein Ziel, denn das war noch hinter und dann bei ihm.
Wuchtig schlug ich mit meiner Waffe auf seinen Kopf. Der Hut dämpfte den Treffer zwar etwas, aber der Erfolg konnte sich sehen lassen. In diesem Moment zeigte ein Vincent van Akkeren seine doch menschlichen Eigenschaften, denn er brach zusammen und blieb neben der Zapfsäule liegen, ohne sich noch zu rühren.
Auch Godwin war bei mir. Er kümmerte sich um die Schießeisen des Mannes. Beide riss er ihm aus den Händen, und dann tat ich etwas, was mir Spaß machte, ich holte mein Handschellen hervor. In einem Augenblick wie diesem war ich stolz darauf, Polizist zu sein.
»Ich schaue mal im Shop nach, John.«
»Gut.«
Mit einer Hand zog ich van Akkeren von der Zapfsäule weg, um etwas mehr Platz zu haben. Ich hörte sein leises Stöhnen und rechnete damit, dass er bald wieder zu sich kommen würde. Sollte er, aber er würde merken, was seine Gelenke umschloss.
Ich drehte ihn auf den Bauch. Die Gelenke fesselte ich ihm auf dem Rücken zusammen. Um die beiden Waffen kümmerte ich mich auch. Sie verschwanden in meinen Jackentaschen.
Dann richtete ich mich auf. Neben van Akkeren blieb ich stehen und schaute zum Shop hin. Dort bewegte sich Godwin. Selbst auf dieser Distanz war zu erkennen, dass ihn der Anblick im Inneren des Shops geschockt hatte. Sein Gesicht kam mir so bleich vor.
Als er den Bau verließ, hörte ich ihn stöhnen. Er lief auf mich zu und streckte dabei drei Finger in die Höhe.
»Ein Toter, ein Schwerverletzter und ein Bewusstloser.«
»Wer ist bewusstlos?«
»Der Tankwart.«
»Und die anderen beiden sind Beamte in Zivil?«
»Ich nehme es an.«
Mein Handy hatte ich bereits hervorgeholt. Vor meinen Füßen lag van Akkeren und stöhnte. Wir hatten ihn gestellt, doch ich empfand keinen Triumph. Es waren einfach zu viele Menschen gestorben…
***
Wieder standen wir Roderick Custer gegenüber, dem es fast die Sprache verschlagen hatte. Die Tankstelle war zu einem Treffpunkt der Polizei geworden. Da rotierten die Lichter auf den Dächern und schleuderten ihren Schein in die Nacht hinein.
Man konnte von einer bunten Welt sprechen, doch leider gab es nur traurige Pflichten zu erfüllen. Der Notarzt kümmerte sich um den Verletzten, und nach seiner ersten Prognose zog er ein düsteres Gesicht. Viele Chancen gab er dem Mann nicht. Er musste so schnell wie möglich auf den OP-Tisch geschafft werden. Vielleicht
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