1432 - Die Fratze der Nonne
Mörderin bist du sympathisch!«
»Ich kann es doch nicht ändern, Dad.«
»Er muss gehen«, sagte ich und wandte mich an Johnny. »Hat Elvira auch etwas von uns gesagt?«
»Nein.«
»Das ist gut.«
»Aber sie hat gewusst«, zischte Bill, »dass sich Johnny in ihrer Nähe aufhält.«
»Klar.«
»Dann hat sie auch einen Plan.«
»Natürlich.« Ich konnte Bills Sorge verstehen, doch in diesem Fall musste er über seinen eigenen Schatten springen.
»Mit mir hat alles angefangen, Dad«, sagte Johnny, »und ich denke, dass es mit mir auch enden wird.«
»Ja, enden…«
»Bitte…«
»Lass ihn, Bill. Er ist ja nicht allein. Wir werden ihm die nötige Rückendeckung geben.«
Es passte Bill noch immer nicht, und das war auch verständlich.
Schließlich ging es um seinen Sohn.
Aber Johnny war auch ein Conolly, und er konnte seinem Schicksal nicht entgehen.
»Ich gehe jetzt, Dad.«
Bill nickte nur…
***
Natürlich war Johnny nicht wohl dabei, aber was sollte er machen?
Elvira hatte ihn unter Druck gesetzt. Wenn er nicht gehorchte, würde eine Frau, eine Unschuldige, sterben, und an deren Tod wollte er um alles in der Welt nicht die Schuld tragen.
Er kannte die Frau nicht. Aber das war kein Grund, sie im Stich zu lassen. Sie leitete ein Heim und hatte sicherlich immer das Gute für alle hier wohnenden Menschen gewollt.
Den Weg zur Treppe fand er leicht. Sie führte in einen Keller, und im Keller ist es normalerweise dunkel. Nur gut, dass John daran gedacht hatte, und so hatte Johnny von ihm die kleine Taschenlampe bekommen, die er in der rechten Hand hielt. Bewaffnet war er ansonsten nicht.
Er schaltete die Lampe zunächst nicht ein, weil vom Flur her noch genügend Licht auf die Stufen fiel.
Er ging bewusst vorsichtig und versuchte, so wenig Geräusche wie eben möglich zu verursachen.
Er zählte die Stufen nicht. Als er die letzte erreicht hatte, blieb er stehen. Noch traute er sich nicht, die Lampe einzuschalten, und blickte sich zunächst um.
Er sah etwas und trotzdem nichts, was ihn weitergebracht hätte.
Rechts und links der Treppe mündeten zwei Gänge, in denen es stockdunkel war.
Wohin?
Nach der Antwort musste er nicht lange suchen. Sie wurde ihm bereits gegeben, denn von der linken Seite her vernahm er eine bekannte Frauenstimme.
»Ich sehe dich zwar noch nicht, Johnny, aber ich weiß, dass du in der Nähe bist.«
Er überlegte, ob er antworten sollte. Er hörte jeden seiner Herzschläge. Obwohl sein Mund geschlossen war, vernahm er auch sein Stöhnen, worüber er sich ärgerte.
»Komm schon zu mir. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Du hast dich schließlich für mich eingesetzt.«
Endlich schaffte Johnny es, eine Frage zu stellen.
»Wo bist du denn genau?«
»Du wirst mich finden. Komm nur…«
Da die letzte Stufe hinter ihm lag, musste sich Johnny nur nach links wenden, um das Ziel zu erreichen. Auch jetzt ging er nicht so forsch, wie er es normalerweise getan hätte. Er war vorsichtig und ließ seine Blicke wandern.
Die Lampe musste er nicht einschalten. Bereits nach dem ersten Schritt sah er das schwache Licht im Hintergrund des Kellers. Es brannte nicht im Gang, sondern kam aus einem der Kellerräume, die auf der linken Seite lagen. Hier unten war es recht kalt, und so eigneten sich die Räume besonders gut als Lagerstätten für Dinge, die kühl gehalten werden mussten.
Es war kein besonders helles Licht. Beim Passieren der anderen Türen fiel Johnny der Schatten auf, der sich von der linken Seite als Viereck in den Gang hinein schob.
Er war zunächst irritiert, bis er feststellte, dass es sich bei diesem Schatten um eine offen stehende Tür handelte. Sie diente praktisch als Wegweiser für ihn.
Johnny dachte nicht daran, den Rückweg anzutreten. Er ging sogar forscher. Als er die offene Tür erreichte, blieb er stehen und schaute über die Schwelle.
Auch hier befand sich ein Kellerraum. Er war fast leer. Zumindest in der Mitte. An den Wänden jedoch waren Stühle aufeinander gestapelt.
Elvira war nicht zu übersehen. Sie hatte sich in der Mitte des Raumes aufgebaut, und als Johnny sie sah, durchfuhr ihn ein leichter Schreck.
Elvira trug tatsächlich die Tracht einer Nonne. Eine lange Kutte und sogar eine Kapuze, die sie so über den Kopf gestreift hatte, dass nur ihr Gesicht frei blieb.
Die Kleidung irritierte Johnny. Nicht nur, dass er sie sich bei einem Mann hätte besser vorstellen können, es kam noch etwas anderes hinzu. Er dachte daran, dass Elvira
Weitere Kostenlose Bücher