1609 - Shaos Rachetour
der Maske.
Einen Gegner hatte sie erledigen können. Wie viele es noch waren, wusste keiner von uns. Ich glaubte auch nicht mehr an die Zahl vier. Sie hatten sich bestimmt noch Verstärkung besorgt, und das konnte durchaus bitter für uns werden.
Suko hatte sich ja auf den Weg zur Tiefgarage gemacht, ich hatte das Haus verlassen und musste zugeben, dass mir bisher noch nichts Verdächtiges aufgefallen war.
Das Wetter war auch nicht eben dazu angetan, sich im Freien aufzuhalten.
Hatte es Sinn, hier zu warten?
Ungefähr eine Minute war nach Shaos Anruf verstrichen, als ich mich in Bewegung setzte. Ich wollte eine andere Stelle überwachen, und zwar die Zufahrt zur Tiefgarage.
Ich passierte den Eingang und warf dabei einen Blick in die beleuchtete Eingangshalle, ohne dort etwas Verdächtiges zu entdecken. Dort herrschte die normale abendliche Ruhe.
Wenige Meter später dunkelte es wieder ein. Meine Augen gewöhnten sich an die Umgebung, und ich sah die Abfahrt zur Tiefgarage vor mir.
Dort, wo man anhalten musste, um seine Chipkarte in den Schlitz zu stecken, damit sich das Gitter zur Zufahrt öffnete, brannte eine Standleuchte. Ich sah das Gittertor zwar nicht, wusste aber, dass es unten war. Suko war mit dem Lift in die Garage gefahren.
Wenn sich jemand dort verstecken wollte, hatte er eine gute Chance.
Das wusste ich, denn wir hatten in der Garage schon einige Dramen erlebt.
Ich hielt an und war unschlüssig, wie ich weiter vorgehen sollte. Shao hatte ihre Aufgabe. Suko die seine, nur ich kam mir ein wenig verloren vor. In meiner Umgebung passierte nichts. Es war allerdings auch nicht still, denn immer wieder hörte ich das Prasseln kleiner Eiskörner auf meiner Kleidung und dem Boden. Auch im Gesicht trafen sie mich, aber sie waren noch nicht zu einem richtigen Schneegestöber geworden.
Vielleicht hätte ich das Geräusch früher gehört, wenn der Schnee nicht gefallen wäre. So aber hörte ich den fremden Laut in meinem Rücken sehr spät.
Ich wollte noch herumfahren, als vor meinem Gesicht etwas nach unten glitt, und es hatte nichts mit dem Schnee zu tun. Es streifte noch für einen Moment meine Nase, dann erreichte es den Hals und wurde dort blitzschnell zugezogen.
Eine Würgeschlinge!, dachte ich noch, bevor ich nach hinten gerissen wurde…
***
Ein gutes Gefühl war etwas anderes, das musste Suko zugeben. Es war diese Ungewissheit, die ihm zusetzte. Er mochte es nicht, wenn er an der langen Leine geführt wurde, und das war hier offensichtlich der Fall.
Die andere Seite tat nichts. Aber sie war da, hielt sich nur zurück und wartete auf den geeigneten Zeitpunkt, um zuschlagen zu können.
Suko fühlte sich nicht wohl, als sich die Kabinentür öffnete und er einen ersten Blick in die Garage warf.
Finster war es hier nie. Es gab immer Licht, auch wenn es hier unten nicht strahlend hell war.
Suko war vorsichtig, als er mit einem langen Schritt den Lift verließ.
Sofort wich er zur Seite und blieb an der Wand stehen.
Seine Gedanken galten Shao. Wo war sie? Hatte sie vielleicht den Weg durch das Treppenhaus genommen? Dann konnte sie noch nicht hier unten in der Tiefgarage sein.
Suko sah nichts Ungewöhnliches. Fast alle Parktaschen waren besetzt.
Es herrschte zudem der übliche Geruch. Eine Mischung aus Nässe und Abgasen, aber nirgendwo entdeckte er einen Menschen.
Trotzdem ging er davon aus, dass sich die Söhne Nippons hier aufhielten. Sie konnten sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben.
Es musste ungeheuer wichtig für sie sein, das Auge der Sonnengöttin in ihren Besitz zu bringen, um ihren Machtanspruch zu festigen.
Keine Stimmen.
Keine fremden Geräusche, die Suko hätte misstrauisch werden lassen.
Die Normalität blieb, aber Suko fragte sich, was sich dahinter verbarg.
Shao war sicher auch auf dem Weg hierher. Deshalb ging Suko davon aus, dass hier bald etwas in Gang kommen würde.
Es gab keine innere Alarmglocke, die in seinem Hinterkopf anschlug, und so setzte Suko seine Suche fort.
Sein Blick glitt über die Dächer der Wagen hinweg, aber es war ihm nicht möglich, zwischen die abgestellten Autos zu schauen. Die Lücken dort waren recht schmal und auch mit schattiger Düsternis gefüllt.
Suko hatte das Gefühl, gelockt zu werden, obwohl er keinen der Söhne Nippons zu Gesicht bekam. Er war jetzt so weit vorgegangen, dass er das geschlossene Tor sah. Hinter dem Gitter war es dunkel. Niemand fuhr die Rampe herab, und das war ihm auch lieb so.
Auf Shao
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