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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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nicht auf. Matt wandte sich wieder nach vorn. »Gab es viele Opfer?«
    »Nein, die meisten Leute waren bereits evakuiert«, antwortete Leto. »Aber jedes einzelne Opfer ist natürlich eines zu viel, und die Überlebenden erlitten einen Schock. In Elysium haben einige Häuser ordentlich gewackelt, aber noch hält sich der Schaden dort in Grenzen. Das nächste Beben wird für morgen Vormittag erwartet. Aber das werden wir hoffentlich wenn nicht verhindern, so doch wenigstens abschwächen können.«
    Er sendete einen Signalcode, woraufhin das Energiegitter um die Station deaktiviert wurde und der Goliath Landeerlaubnis erhielt.
    Bis auf wenige Wachen war auch das Ausgrabungsgelände leer und verlassen.
    Am Rand des Landefeldes wartete allerdings eine kapuzenverhüllte, schmale Gestalt, die sich auf einen langen Stock stützte.
    »Sternsang!«, rief Matt überrascht. »Er ist immer noch hier?«
    »Wir konnten ihn nicht dazu bewegen zu gehen«, erklärte Leto. »Er sagte, er sei der Wächter des Strahls und die einzige Verbindung zu den Alten und zum ›Vater Mars‹, die wir hätten. Ganz so unrecht hat er nicht, denn seine Vorhersagen über kommende Beben waren präziser als unsere technischen Messungen.«
    »Aber… inzwischen hätte hier schon alles einstürzen können …«
    »Auch das hat er schon angekündigt«, bemerkte der ehemalige Kommandant, während er die Landestelzen ausklappte und die Düsen auf Gegenschub gingen. »Er meinte, dass sich ordentlich etwas zusammenbraut und demnächst in einem Superbeben der gesamte Vulkan in die Luft fliegt.«
    Der Riesenkäfer landete sanft auf dem Boden, eine Staubwolke aufwirbelnd, und Leto öffnete die Luke und ließ die Gangway ausfahren. »Alles Gute«, sagte er.
    Matt hatte es eilig; er wollte nicht auf Chandra warten, die sich gerade verschlafen aufrappelte und sich darüber beschwerte, dass niemand sie rechtzeitig geweckt habe.
    Als Matt auf Sternsang zueilte, um ihn zu begrüßen, sah er erschrocken, wie gebrechlich der Oberste Baumsprecher geworden war. Seine Gestalt war zusammengesunken, das Gesicht eingefallen, die Augen hatten das jugendliche Feuer verloren. Unwillkürlich krampfte sich Matts Herz zusammen.
    Sternsang war einer der Ersten auf dem Mars gewesen, in dessen Nähe er sich willkommen gefühlt hatte. »Ich freue mich, dich gesund zu sehen, alter Freund«, sagte er.
    »Ganz meinerseits, Junge«, krächzte der Alte. »Wenngleich ich mich bereits mit dem Gedanken der Wiedergeburt beschäftigte, da ich allmählich nicht mehr rechtzeitig mit dir gerechnet habe.«
    »Bevor die Welt untergeht?«
    »Nein, bevor ich sterbe, Sandfloh. Der Mars gibt nicht so schnell auf, der hat schon anderes überstanden. Aber ich kann schließlich nicht ewig warten, ich habe noch anderes zu tun.«
    Chandra hatte den Goliath inzwischen ebenfalls verlassen.
    »Leto wird im Luftraum abwarten, wie alles ausgeht«, erklärte sie. »Wenn die Entwarnung kommt, wird die Einsatztruppe hergebracht, um die Arbeiten wieder aufzunehmen. Im Augenblick ist alles evakuiert, damit es notfalls nur uns und die paar Wachen erwischt.«
    »Dein Humor ist trocken und zündend wie immer«, bemerkte Matt, schon auf dem Weg zur Grotte. Er wollte sich zuerst einen Überblick verschaffen. Unter den Füßen spürte er ein Zittern des Bodens, und automatisch schlug sein Herz höher. Was, wenn sich Sternsang geirrt hatte und das Superbeben genau jetzt losging?
    »Bleibt lieber auf Abstand«, riet er Chandra und Sternsang.
    »Wer weiß, was passiert.«
    »Genau – vielleicht errichtet sich das Kraftfeld im Verteilerraum so schnell wieder, dass es dich in der Mitte durchsäbelt.« Chandra hatte schon eine merkwürdige Vorstellung davon, ihm Mut zu machen.
    Matt erinnerte sich, was mit dem Gonzales-Mann passiert war, und hatte auf einmal ein trockenes Gefühl in der Kehle. Es war durchaus möglich, dass selbst dabei etwas schief ging. Die Hydree hatten die Anlage schließlich nicht für die Ewigkeit gebaut, sondern für ihren Exodus. Bei der errechneten Haltbarkeitsdauer des Kristalls hatten sie bestimmt nicht mit einer Reparatur gerechnet.
    »Immer diese Schwarzseherei«, brummte Matt.
    Sie betraten gemeinsam die Grotte des Strahls, Matt voraus, gefolgt von Chandra, die Sternsang stützte.
    Ein heißer, feuchter Wind fauchte Matt entgegen. In der Grotte herrschte ein tropisches Klima. Der Strahl war von einem rötlichen Licht umgeben, das vom Grund des Sees heraufglühte. Der Wasserspiegel war deutlich

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