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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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wir unerwünscht sind, Graf Guntram. Als wir in Autun ankamen, erbat man sich unsere Hilfe, und da es sich um einen Vorfall in der Abtei handelte, war Bischof Leodegar sicher der Auffassung, dass es ihm zustünde, uns mit der Untersuchung des Falles zu beauftragen. Zweifelst du seine Berechtigung dazu an?«
Der junge Mann schwieg einen Augenblick.
»Ich bin Guntram, Prinz der Burgunden und der Gaugraf hier«, psalmoderte er, als hätte er es schon x-mal wiederholt. »Ich bin Nachfahr von Gundahar in direkter Abstammung. Er war der erste große Führer der Burgunden und schlug den römischen General Aetius. Unsere Linie ist zurückzuverfolgen bis in uralte Zeiten, damals konnten die Ahnen von Chlodio dem Franken noch nicht einmal ihren eigenen Namen schreiben. Ich verkörpere das oberste Gesetz.«
Ernst neigte Fidelma ihr Haupt. »Einen großen Prinzen erkennt man an seinen Handlungen, nicht an der Aufzählung seiner Vorfahren«, brachte sie ihre Auffassung auf den Punkt.
Eadulf überlief es kalt. Fidelmas Direktheit konnte sich als unklug erweisen bei diesen Franken und Burgunden, die offensichtlich sehr viel Wert auf Rang und Herkunft legten. Und tatsächlich schien Guntram verstimmt, so deutete Eadulf zunächst dessen Gesichtsausdruck. Doch zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass Guntram zu lachen begann, sich vor Lachen geradezu ausschüttete.
»Gut gesprochen, Fidelma von Cashel. Zu Recht habe ich von der Schlagfertigkeit deines Volkes gehört. Nehmt bitte Platz. Was wollt ihr essen und trinken?« Er klatschte in die Hände.
Wie aus dem Nichts sprangen Bedienstete herbei und rückten Stühle ans Feuer. Andere brachten Tabletts mit süßen Näschereien und Getränken.
»Meine Kundschafter haben mich über alles unterrichtet. Ich weiß, dass du die Schwester des Königs von eurem Land bist, ein Land, in dem Frauen Richter und Anwälte sein dürfen. Eine erstaunliche Sache. Du kannst von Glück reden, Eadulf von Seaxmund’s Ham.«
Eadulf fiel keine passende Antwort ein, aber das störte den jungen Mann nicht. Er sprach einfach weiter.
»Ich verkörpere die oberste Regierungsgewalt hier, dabei bleibt es, und Bischof Leodegar hätte mich in der Tat in der Angelegenheit konsultieren müssen. Aber Franken unterlassen es oft genug, sich mit den Burgunden ins Benehmen zu setzen. Selbstverständlich habe ich nichts dagegen einzuwenden, dass ihr euch dieser lästigen Sache annehmt.«
»Lästige Sache? Wir sprechen über den Tod eines Abts aus Hibernia«, setzte Eadulf dagegen, den Guntrams verharmlosende Wortwahl ärgerte.
»Die Folgen sind lästig, nicht die Tat als solche«, verbesserte sich Guntram.
»Inwiefern lästig?«, wollte Fidelma wissen.
»Lästig insofern, als die Ruhe meines Landes und meines Volkes gestört wird. Das Konzil, zu dem Vertreter aus vielen Ländern angereist sind, ist schon lästig genug. Dass das Konzil darüber hinaus mit sich bringt, dass ein Gesandter aus Rom, Nuntius Peregrinus, hier auftaucht, tut ein Übriges. Dazu kommt der Mord an einem fremdländischen Gast. Chlothar wird unweigerlich mich für die ganze Unruhe zur Verantwortung ziehen, und das ist allemal lästig. Unser fränkischer König ist jung und erpicht darauf, einen guten Eindruck in Rom zu machen.«
»Weshalb sollte er dir die Schuld an allem geben?«
»Die Franken behaupten ständig, die Burgunden seien an allem schuld, und trachten danach, uns die wenige Macht, die wir haben, auch noch zu nehmen.«
»Mir geht es nicht um eure inneren Zwistigkeiten, sondern darum, wie der Abt aus meinem Land zu Tode kam.«
Der junge Mann sah sie ernst an. »Dem will ich mich nicht verschließen. Wie kann ich helfen?«
»Man hat uns gesagt, du wärst in der Nacht, als der Mord geschah, in der Abtei gewesen.«
Er nickte. »Nicht in der Abtei schlechthin, sondern im Zimmer neben jenem, in dem man die Leiche entdeckt hat.«
Fidelma empfand es als angenehm, dass Guntram offen und ehrlich war.
»Hast du in jener Nacht irgendetwas gesehen oder gehört, das deinen Verdacht erregte?«
Er musste lachen, hatte sich aber gleich wieder in der Hand.
»Tut mir leid, Fidelma von Cashel. Um ehrlich zu sein, ich war einfach nicht in der Lage, etwas zu sehen oder zu hören. Man wird dir von meinem Zustand erzählt haben. Ja, die Wahrheit ist, ich hatte zuviel von Bacchus’ Früchten genossen.«
»Das heißt, du warst betrunken«, stellte Eadulf fest.
»Mea maxima culpa!«
»Kannst du dich noch an irgendetwas erinnern, dass an dem Abend geschah?«,

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