18 - Eine Taube bringt den Tod
einem guten Ende kam. Er hatte wieder Kopfschmerzen, und nach allem, was er erlitten hatte, setzte jede Anstrengung seinem Körper sehr zu.
Der Sommertag ging zur Neige, der Himmel nahm bereits eine dunkle Färbung an. War es wirklich erst heute früh gewesen, dass er sich mit Fidelma in einem Segelboot aufs Wasser gewagt hatte? Die Reiter preschten durch den dichten Wald; der ausgetretene Weg führte geradewegs von Brilhag quer über die Landzunge zur Abtei. Als sie sich ihr näherten, hörten sie bereits Geschrei und Lärm.
Bleidbara zügelte seinen Rappen. In gemäßigtem Schritt zogen sie durch die vor der Abtei liegenden Gebäude zum viereckigen Innenhof unmittelbar vor der Kapelle.
So groß, wie Eadulf erwartet hatte, war die Menschenansammlung nicht, aber doch groß genug. An den Stufen zur Kapelle standen vierzig oder fünfzig Leute, durchweg Männer. Sie schwenkten alle möglichen Waffen, meist Ackergerät und brennende Fackeln. Ihnen gegenüber hatten sich ein paar zum Zuschlagen gerüstete Krieger aufgebaut und bewachten den Eingang zur Kapelle. Es waren offenbar die Männer, die Bleidbara vorausgeschickt hatte.
Umringt von verängstigten Mönchen, versuchte Bruder Metellus mit flehentlich erhobenen Händen, die Menge zu beschwichtigen.
Unter sich breit machendem Unmut und Gespött geleitete Bleidbara kurz entschlossen seinen Trupp um die Versammelten herum. Die Krieger saßen ab, einer von ihnen nahm die Pferde und brachte sie neben der Abtei in der Nähe eines Zauns in Sicherheit. Dann kehrte er zu den anderen zurück; gemeinsam verstärkten sie die stoisch dastehenden Wachposten, während Bleidbara die drei anderen zu Bruder Metellus führte.
»Sehr viel länger lassen die sich nicht mehr hinhalten«, begrüßte er sie äußerst besorgt.
»Also rasch, was ist geschehen? Weshalb der Aufruhr?«, fragte Fidelma.
»Macliau kam in einem erbarmungswürdigen Zustand angerannt. Er hatte Schnittwunden und blutete; was er anhatte, war zerrissen und verdreckt. Etliche von denen da waren ihm unmittelbar auf den Fersen.« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung der abwartenden Menge. »Sie wollten ihn töten. Sie beschuldigten ihn, ein Mörder und Dieb zu sein. Er wäre der Anführer von Räubern, die seit einer Woche über ihre Gehöfte herfielen. Macliau ersuchte um Asyl in unserer Kapelle. Ich gewährte es ihm … Der Abt ist ja nicht mehr da.«
»Wo ist mein Bruder?«, fragte Trifina erregt.
»Hier in der Kapelle, gleich hinter uns«, erwiderte Bruder Metellus.
Ohne jede weitere Bemerkung verschwand Trifina im Inneren der Abtei.
»Anfangs war es nur ein halbes Dutzend, aber es sind immer mehr geworden«, berichtete Bruder Metellus Fidelma, die nachdenklich in die wütenden Gesichter sah. »Die können uns jeden Augenblick spielend beiseitedrängen und sind dann nicht mehr zu halten.«
»Barbatil soll ihr Anführer sein. Wer unter denen ist das?«
»Der da, ein Bauer.« Bruder Metellus wies auf einen vorn stehenden untersetzten, kräftigen Mann in mittleren Jahren mit ergrauendem Haar. Abgesehen von den roten Wangen war sein Gesicht vom Wetter gegerbt. Seiner Erscheinung und Kleidung nach zu urteilen, konnte er nur ein Landwirt sein.
»Komm, ich brauch dich zum Übersetzen«, sagte Fidelma und zu Eadulf gewandt: »Du bleibst hier. Nur Bruder Metellus und ich nähern uns ihnen.«
Forsch ging sie die wenigen Stufen hinunter und auf die Menge zu. Pflichtbewusst, wenn auch angesichts der Situation nicht sehr beglückt, folgte ihr Bruder Metellus.
In der Menge wurde es still, hier und da wich man auch zurück, als sich Fidelma ihnen unerschrocken näherte. Zielbewusst steuerte sie auf den Mann zu, den ihr Bruder Metellus gezeigt hatte.
»Man hat mir gesagt, du bist Barbatil und du hättest Macliau, den Sohn des mac’htiern von Brilhag, des Mordes bezichtigt.«
Wortgetreu übersetzte Bruder Metellus.
Wütend kniff der Bauer die Augen zusammen. Sein Körper bebte vor Zorn.
»Ja, ich bin Barbatil, und er ist ein Mörder. Wir werden uns rächen.«
»Mit Rache erzwingt man keine Gerechtigkeit«, entgegnete Fidelma. »Deine Schuldzuweisung verlangt Beweise, erst dann kann dir Gerechtigkeit widerfahren.«
»Was wissen schon Fremdländische über die Ungerechtigkeiten, die hier geschehen?« Er zeigte auf Bruder Metellus. »Er ist von Rom, und woher du kommst, weiß auch nur der Herrgott.«
Fidelma klärte ihn über ihren Beruf und ihr Heimatland auf und mahnte: »In allen gesitteten Ländern gilt die
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