Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
kleinen, rundlichen Offizier vollends aus der Fassung. Wütend brach er in eine Schimpftirade über das Raubgesindel von schwarzen Briganten aus, das sich überall herumtreibe, und über das einheimische Verräterpack, das seine Verbündeten an diese Banditen ausliefere.
    »Sie vergessen, in welcher Lage Sie sich befinden!«, ermahnte ihn Colomb, der langsam die Nase von diesem kleinen Wichtigtuer voll hatte. »Der Mann, der uns zu Ihnen geführt hat, ist kein Verräter, sondern handelte für sein Vaterland. Wir werden nicht ruhen, bis wir die Grande Armée aus dem Land getrieben haben und die französische Vorherrschaft über Deutschland beendet ist.«
    Brüsk drehte er sich von seinem Gefangenen weg.
    Sein Adjutant und Stellvertreter, der Leutnant von Eckardt, noch vor kurzem Justizrat in Berlin, trat zu ihm. »Wir haben zwei junge Burschen aufgegriffen«, berichtete er leise. »Sie behaupten, sie seien Studenten aus Freiberg und wollten sich uns anschließen. Ein Preuße und einer aus Anhalt-Köthen, wie sie sagen.«
    »Taugen sie was?«, wollte Colomb wissen. Er hatte es zur festen Regel gemacht, nur wirklich gut ausgebildete Leute in seine Streifschar aufzunehmen.
    Unter den meisten Militärs war das Vertrauen in die Freiwilligenkorps ohnehin nicht sehr groß. Enthusiasmus wog Kampferfahrung nicht auf. Nicht selten liefen die aus dem Zivilleben kommenden Freiwilligen vor lauter Angst davon, wenn ihnen zum ersten Mal Kugeln um die Ohren flogen.
    Freiwilligenkorps waren gut als Symbol, um den Feinden und der Bevölkerung zu demonstrieren, dass das ganze Land in Aufruhr war. Doch dieser Krieg, das hatte der Rittmeister nach dem Ausgang der Schlacht von Großgörschen begriffen – und das erklärte wohl auch die plötzliche Abneigung seines Schwagers gegen Freikorps –, konnte bloß durch reguläre Truppen geführt und gewonnen werden. Die wie aus dem Nichts wiederauferstandene Grande Armée ließ sich nur durch eine große, gut bewaffnete und gut ausgebildete Streitmacht besiegen, durch ein stehendes Heer.
    Was er gerade im Hinterland tat, waren lediglich ein paar Nadelstiche. Sobald ein Kommando frei war, würde er wieder seinen Platz in der regulären Armee einnehmen.
    »Befragen Sie sie selbst!«, meinte Eckardt und zeigte ein lakonisches Lächeln. »Ursprünglich wollten sie zu den Lützowern, dann suchten sie gezielt nach uns. Sie haben eine vielversprechende Idee, sonst hätte ich sie zum Schweigen verpflichtet und längst weggeschickt. Sie warten in Fröhlicher Wiederkunft.« Das war der kleine Ort, in dem Colombs Truppen für diesen Tag Quartier hatten.
    »Ich schau sie mir an. Wir führen die Gefangenen dorthin. Und sorgen Sie dafür, dass dem Leutnant ein ordentliches Frühstück gebracht wird, damit er endlich Ruhe gibt«, meinte der Husarenrittmeister mit leicht verdrießlicher Miene.
     
    Ein Becher mit heißem Kaffee, frisch gebackenes Brot und ein paar tröstliche Worte des Rittmeisters von Colomb trugen tatsächlich dazu bei, dass sich Leutnant Mercier weitgehend beruhigte und mit seiner Lage abfand.
    Ihm und seinen Männern wurde der Eid abgenommen, nicht mehr gegen die Alliierten zu kämpfen, und Colomb und sein Adjutant Eckardt stellten ihnen die dafür üblichen Papiere aus.
    Kürasse und Säbel wurden zerschlagen und den dankbaren Bewohnern des Dorfes als Alteisen gegeben, was ihnen einen guten Erlös beim Verkauf bringen würde. Mit den erbeuteten Karabinern, Pistolen und Kugeln ergänzten die Preußen ihr eigenes Waffenlager.
    Was gestern noch eine stolze Reiterabteilung der Grande Armée war, würde nun zu Fuß und ohne Waffen Richtung Rhein laufen müssen.
    Dann ließ Colomb die beiden Neuzugänge zu sich bringen.
    Mit skeptischem Blick musterte er die jungen Burschen, die sichtlich nervös vor ihm standen und sich alle Mühe gaben, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
    Sie sollten wirklich lieber zu den Lützowern gehen, dachte er. Da werden sie wenig zu kämpfen haben, können mit ihrem Studentenfreund Körner Reime schmieden und haben eine Chance zu überleben. Vor allem der Kleine – der sieht so schmächtig und hilflos aus mit seiner runden Brille. Junge, geh lieber heim!
    Der Ältere nahm Haltung an. »Richard Karlmann aus Berlin, zurzeit Bergstudent an der Königlich-Sächsischen Bergakademie Freiberg. Militärisch ausgebildet in Preußen mit besten Ergebnissen im Scharfschießen, Herr Rittmeister.«
    Sein jüngerer Begleiter wollte es ihm nachtun, ließ aber jeglichen

Weitere Kostenlose Bücher