1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
Rittmeister zu und krächzte begeistert: »Wenn Sie mir das vorhin gesagt hätten, Herr General, wäre ich doch gern zurückgefahren! Da hätten Sie mich nicht erst mit der Pistole bedrohen müssen. Schon der Spaß allein wäre es wert gewesen …«
»Dann bitte ich um Entschuldigung für die Umstände«, antwortete Peter von Colomb. »Suchen Sie sich als Entschädigung ein paar Pferde heraus.«
Er wies auf die erbeuteten Tiere, die immer noch vor die Geschütze und Munitionswagen gespannt waren.
»Ist das Ihr Ernst?«, fragte der Fuhrmann ungläubig. Als Colomb nickte, warf er jubelnd seine Mütze in die Luft.
»Gott schütze Sie, Herr General! Und Gott schütze den König von Preußen!«
Augenblicke später war er schon dabei, ein paar kräftige Zugtiere abzuspannen.
Als der Rittmeister auch noch die Bauern, deren Felder während des Kampfes zertreten worden waren, aufforderte, sich zum Ausgleich ein oder zwei Pferde auszusuchen, kam sofort Bewegung in die große Zahl der Zuschauer. Nicht nur die Bauern, auch etliche der Zwickauer, die nach dem Spektakel auf dem Markt hierhergelaufen waren, griffen sich eines der herrenlosen Pferde, stiegen in den Sattel und ritten davon.
Kurz darauf war die Hälfte der vierhundert erbeuteten Tiere verschwunden und mit ihnen viele der Zuschauer.
Peter von Colomb unternahm nichts dagegen, auch wenn die Franzosen diese Pferde bei nächster Gelegenheit sicher wieder beschlagnahmen würden. Er hatte nicht genügend Männer, um die Pferde
und
die vielen Gefangenen zu bewachen. Und so richtig gefiel ihm ohnehin nicht, was den Pferden bevorstand, die übrig blieben, nachdem seine Männer und die Zwickauer die besten davon herausgesucht hatten. Doch Krieg war Krieg.
»Lasst die Wagen auseinanderfahren und bindet die übrigen Pferde daran fest!«, befahl er seinen Männern.
Ein Streit, ein Segen und eine unerwartete Begegnung
Nahe Zwickau, 29 . Mai 1813
F elix begriff erst, was geschehen sollte, als einige der Jäger Lunten zu den Munitionswagen legten.
»Wollen sie etwa die Pferde mit in die Luft sprengen?«, fragte er entsetzt Richard, der aus der Stadt zurückgekommen war, um vor dem Freund mit seinen Heldentaten zu prahlen.
»Sieht ganz so aus«, meinte Richard mit mulmigem Gefühl. Inzwischen waren die ersten Lunten schon entzündet.
Bevor jemand Felix aufhalten konnte, stürzte der auf den Rittmeister zu und brüllte: »Sie können doch die Pferde nicht in die Luft sprengen! Die armen Tiere! Die haben niemandem etwas getan!«
Er wollte losrennen, ohne nachzudenken, mitten hinein zu den Wagen, um wenigstens noch ein paar Tiere zu retten, aber Colomb reagierte blitzschnell.
»In Deckung!«, brüllte er und riss Felix mit sich zu Boden.
Sekunden später erschütterte eine gewaltige Detonation das Gelände, brennende Holzstücke, Eisenteile und andere Trümmer flogen durch die Gegend. Der Knall war so laut, dass Felix befürchtete, ertaubt zu sein. In seinen Ohren fiepte es, und die Welt schien plötzlich fast ohne Geräusch zu sein.
Er wollte aufstehen und nachsehen, welchen Schaden die Explosion angerichtet hatte, doch der Rittmeister hielt ihn immer noch auf den Boden gedrückt.
Im Abstand von mehreren Sekunden gingen drei weitere Pulverladungen hoch. Erst nachdem eine Weile lang nichts mehr explodierte, wurde Felix losgelassen und konnte sich aufrichten.
Zu seiner großen Erleichterung waren die meisten Pferde noch am Leben, wenngleich aufgeregt durch Lärm und Feuer.
Umständlich rückte er sich die Brille wieder zurecht, die bei seinem jähen Sturz verrutscht war, und nun sah er, was viele Tiere gerettet hatte: Die Zerstörungskraft der Explosionen war nach oben gegangen und hatte die Deckel von den Pulverfässern gesprengt.
»Volontärjäger Zeidler!«, befahl ihn Colomb streng zu sich, noch bevor er zu den Pferden gehen konnte.
Seine Stimme klang für Felix merkwürdig gedämpft, er war immer noch fast taub von den Explosionen und vernahm die Geräusche um sich herum nur vage. Jetzt stand ihm großer Ärger bevor, weil er gegen einen Befehl seines Vorgesetzten handeln wollte. Und auch noch seinen Vorgesetzten angebrüllt hatte. Doch es war so ungeheuerlich!
Mit gesenkten Lidern nahm er Haltung an, beinahe trotzig, und wartete darauf, mit Schmach und Schande aus der Truppe verstoßen zu werden.
»Die meisten Pferde haben überlebt, am Ende bin ich selbst ganz froh darüber«, gestand ihm Colomb zu seiner Verblüffung. »Doch wenn Sie nicht verstanden
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