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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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haben, weshalb ich diesen Befehl gab, dann haben Sie auch nichts vom Krieg verstanden.«
    Nun wurde seine Stimme härter.
    »
Das
ist der Krieg!«, sagte er und wies auf die zerstörten Wagen und verletzten Tiere. »Wir können nicht zweihundert Pferde mit uns nehmen. Aber jedes Pferd, das wir hier zurücklassen, wird früher oder später wieder der Grande Armée zugeführt werden. Sie haben noch nie die vernichtende Kraft eines Kavallerieregimentes erlebt, das im Feld auf den Gegner zureitet. Sie mussten noch nie im Karree stehen und ausharren, bis die Pferde des Feindes Sie niederstampfen. Sonst würden Sie anders darüber denken. Nicht nur die Geschütze und das Pulver, das wir heute vernichtet haben, hätten unsere Landsleute in der nächsten Schlacht Unmengen von Blut und Menschenleben gekostet, sondern auch die Pferde. Ganz zu schweigen von den Unteroffizieren und Soldaten, die wir einfach gegen den Eid entlassen, nicht mehr gegen unsere Armee zu kämpfen. Natürlich werden die meisten von ihnen bei nächster Gelegenheit wieder ihren Truppen zugewiesen. Ich müsste sie eigentlich auch erschießen. Aber was soll ich machen?«
    Felix entgegnete nichts. Er hatte jetzt viel nachzudenken.
    »Übrigens haben auch wir dafür teuer bezahlt«, fuhr der Rittmeister fort und wies zur Seite, wo Felix erst jetzt einen Körper in blutdurchtränkter Jägeruniform sah, der reglos über einem Sattel hing.
    »Der erste Tote. Der Jäger Zippelmann. Ich habe es gerade erst erfahren. Und es hätten heute noch mehr sein können. Auch das ist Krieg. Sie können doch unmöglich geglaubt haben, dass wir auf Dauer immer nur unblutig ein paar Leute überrumpeln und nach Hause schicken?«
    Er sah Felix’ verstörten Blick, als der Name Zippelmann fiel, und erklärte: »Sie sind freiwillig hier. Wenn Sie das nicht ertragen können, dürfen Sie die Truppe verlassen.«
    »Ich bitte um Bedenkzeit«, brachte Felix mühsam heraus.
    Colomb nickte zustimmend.
    Er hätte diese Rede nicht halten müssen. Aber er würde den jungen Mann nur ungern verlieren, denn in ihm steckte mehr, als der äußere Anschein vermuten ließ. Und es gehörte schon eine ganze Portion Mut dazu, das zu tun, was er getan hatte. Mut – und zugegebenermaßen auch Dummheit.
    Nun wandte sich der Rittmeister seinen Männern und den Stadtbewohnern zu und rief: »Wir haben hier noch allerhand Zerstörungswerk vor uns! Nehmt die Wagen auseinander, verbrennt alles, macht die Kanonen unbrauchbar! Das Eisen gehört euch.«
    Sogleich stürmte eine Menschenmenge auf alles los, was die Sprengkraft des Pulvers noch übrig gelassen hatte, und übernahm mit wahrer Begeisterung die Vernichtung der Überreste des französischen Artillerieparks.
    Felix raffte allen Mut zusammen und sagte: »Wenn Sie erlauben, gehe ich und erlöse die verletzten Tiere von ihrer Qual.«
    Peter von Colomb musterte ihn aufmerksam, dann nickte er zustimmend.
    Mit Tränen kämpfend, stapfte Felix los und schnitt den Pferden die Kehle durch, die nicht mehr aufkommen würden, einem nach dem anderen. Er hatte das Gefühl, er müsse es selbst tun. Obwohl es nichts besser machte oder irgendwie veränderte. Er hätte sich auch um die durchgegangenen Pferde kümmern können. Aber das war ihm jetzt nicht so wichtig. Und je weiter fort sie galoppierten, desto besser für sie.
    Als das bittere Werk getan war, warf er die Briefe, die er an Henriette geschrieben und immer noch nicht abgeschickt hatte, ins Feuer.
    Er würde ihr nicht mehr schreiben.
    Denn er hatte das Gefühl, ihrer nicht mehr würdig zu sein.
     
    Es dauerte Stunden, bis alle Wagen auseinandergenommen und verbrannt, sämtliche Kanonen unbrauchbar gemacht waren. Darüber war die halbe Nacht vergangen.
    Müde, erschöpft und aufgekratzt zugleich ritt die Streifschar nach Pöhlau, wo die Verwundeten, die Gefangenen und die hübsche Frau des italienischen Offiziers auf sie warteten.
    Unterwegs versuchte Richard, seinen vollkommen verstummten Freund aus der Lethargie zu reißen.
    »So ist der Krieg eben«, sagte auch er. »Du wirst dich schon noch daran gewöhnen. Sieh mich an – ich habe heute auf so viele Schädel eingeschlagen, dass ich gar nicht mehr weiß, wie viele. Es war wie ein Rausch …«
    »Daran solltest
du
dich besser
nicht
gewöhnen«, entgegnete Felix ungewohnt scharf. Danach war ihm kein Wort mehr zu entlocken.
     
    Am Morgen kam halb Zwickau hinaus nach Pöhlau gewandert und brachte seinen preußischen Helden Frühstück.
    Um etwaige Verfolger

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