1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
Angriffe auf das Dorf Krietzschwitz bei Pirna ab, das zum Brennpunkt des Kampfes in diesem Gebiet geworden war.
Am nächsten Tag schickte ihm das Hauptquartier endlich Verstärkung – den bereits erwähnten General Jermolow mit einer Division der Kaiserlichen Garde. Doch auch Jermolow geriet mit Prinz Eugen aneinander, denn er forderte, dass die Garden nicht eingesetzt, sondern
geschützt
wurden.
»Wussten Sie, dass mir Jermolow wirklich an den Kopf warf, es sei mir gleich, ob die Garden des Kaisers erhalten würden, da ich ein Deutscher sei? Meine abgekämpften Männer mussten seine Recken noch schützen, bis die Lage so kritisch war, dass ich sie in den Nahkampf schickte«, entrüstete sich Eugen von Württemberg. »
Trotzdem
sind die Garden fast vollständig im Talkessel von Teplitz angekommen, aber von meinen Leuten kaum mehr als fünftausend!«
Nun warf er die Feder beiseite und stand auf.
»Dann dieser Befehl Barclays, den Weg über Dippoldiswalde zu nehmen! Ist das Hauptquartier ein Tollhaus? Es war das Gebot der Stunde, Vandamme nicht die Straße nach Teplitz zu überlassen, so lautete auch der ausdrückliche Befehl Radetzkys: um jeden Preis die Verbindung nach Böhmen zu halten, damit der linke Flügel der Hauptarmee gedeckt ist!«
Auch das hatte der Oberst von Wolzogen selbst miterlebt.
Nur mit einer heftigen Diskussion konnten sie beide Jermolow und Ostermann-Tolstoi überzeugen, sich an Radetzkys und Schwarzenbergs Befehl zu halten statt an den von Barclay de Tolly. Der Oberst verschwieg jetzt lieber, dass Eugens mutiger Entschluss, die Order des russischen Oberkommandierenden zu ignorieren, inzwischen von anderen für sich beansprucht wurde.
»Vorgestern verlor Ostermann-Tolstoi den Arm durch eine Kanonenkugel und musste vom Feld, also führte ich auch nominell wieder das Kommando über meine eigenen Truppen«, fuhr der Generalleutnant leidenschaftlich fort. »Und
er
wird zum Sieger der Schlacht erklärt? Obwohl er gar nicht mehr dabei war? Wir haben gekämpft wie die Löwen, da draußen in der kalten Erde liegen meine toten Männer, dort drüben stöhnen die Verwundeten in den Lazaretten. Und wir werden nicht einmal
erwähnt
in den Berichten?«
Er setzte sich wieder, griff nach der Feder und wartete, dass Wolzogen ging. Doch der dachte nicht daran.
»Schreiben Sie diese Zeilen nicht!«, appellierte er erneut. »Auch wenn ich verstehe, dass Sie gekränkt sind. Denken Sie daran, wofür wir kämpfen! Dies war der erste große Sieg der Hauptarmee, und dem Zaren ist es wichtig zu zeigen, dass Deutsche, Österreicher und Russen ihn gemeinsam errungen haben. Die Deutschen würdigen ihren Kleist, die Österreicher General Colloredo-Mansfeld. Der Zar braucht für dieses Symbol den Namen Ostermann-Tolstoi.«
Prinz Eugen in seinem Zorn sagte kein Wort und verzog keine Miene.
»Der Zar hat Vandamme übrigens eine ehrenhafte und milde Gefangenschaft angeboten. Doch der Marschall reagierte darauf nicht sehr klug«, erzählte Wolzogen im Plauderton. »Nun wird er nach Sibirien gebracht.«
»Was hat er denn gesagt?«
Es interessierte den jungen General in diesem Moment nicht übermäßig, aber er sah Wolzogen an, dass dieser die Geschichte unbedingt loswerden wollte.
»Er weigerte sich, vor Seiner Kaiserlichen Hoheit den Hut abzunehmen, und war insgesamt sehr unhöflich. Das brachte mich auf, und ich erinnerte den Zaren daran, dass sein Gefangener im Land seines Schwagers, des Herzogs von Oldenburg, ganze Bauernfamilien erschießen ließ, weil sie ihrem Herrn treu blieben.«
Vandamme hatte an allen seinen Einsatzorten mit außergewöhnlicher Härte geherrscht und sich bei der Bevölkerung verhasst gemacht.
Was Wolzogen tunlichst verschwieg und Eugen ohnehin bald erfahren würde: Es kursierte bereits das Gerücht, Vandamme habe auf die angebotene Milde mit den Worten reagiert, er nehme keine Gnadenbeweise von Vatermördern an.
Das war fatal. Der heimliche Vorwurf, von der geplanten Ermordung seines Vaters Paul gewusst und sie vielleicht sogar gebilligt zu haben, klebte immer noch wie Pech an der Zarenkrone Alexanders.
Dies und der Argwohn, sein Vater hätte den jungen deutschen Neffen an seiner Stelle zum Nachfolger bestimmen wollen, waren auch die Gründe dafür, dass Eugen vom nunmehrigen russischen Kaiser immer wieder zurückgesetzt wurde. Zusätzlich zu dem Wunsch, lieber russische als deutsche Namen mit Ruhm bedeckt zu sehen.
Trotz der mahnenden Worte Wolzogens schrieb Prinz Eugen von
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