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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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würde ich das, wenn ich gesund und diese Zeiten friedlich wären«, sagte er leise und lehnte sich gegen die Wand, um Halt zu finden, während er seinen Degen anlegte. »Sie auf einen Ball führen. Mit Ihnen durch die Gärten von Sanssouci spazieren. Ich verdanke Ihnen mein Leben, Fräulein Henriette, das meiner Männer und jetzt auch noch die beruhigende Nachricht über meine Brüder. Ich bin sehr froh, dass Sie kein Traumgespinst sind, sondern ein lebendiges Wesen …«
    Wieder unterbrach Kanonendonner das Gespräch.
    »Das werde ich denen heimzahlen!«, sagte er mit düsterer Stimme. »Jeden einzelnen Toten aus meiner Mannschaft, aus unserer Armee! Wir müssen uns zurückziehen, aber nicht für lange. Ich komme wieder, Fräulein Henriette! Dann werden wir diese Stadt befreien, und ich führe Sie zu einem Ball. Halten Sie so lange durch und warten Sie auf mich!«
    Seine Worte machten Jette dermaßen hilflos, dass sie nicht wusste, was sie antworten sollte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht einmal richtig vorgestellt habe: Premierleutnant Maximilian Trepte vom Preußischen Garderegiment zu Fuß.«
    Sie knickste, als wäre dies eine Begegnung unter ganz normalen Umständen und nicht ihr letzter gemeinsamer Augenblick, bevor die Stadt mit Kanonen und Gewehren eingenommen wurde.
    »Henriette Gerlach.« Nach einem Zögern fügte sie noch an: »Ich lebe bei meinem Onkel, dem hiesigen Buchhändler.«
    Steckte dahinter die irrwitzige Hoffnung, er könnte genesen, alle noch bevorstehenden Kämpfe lebend überstehen und dann wirklich zurück nach Freiberg kommen, um sie zu suchen? Wie närrisch!
    »Ich liebe Bücher und das Theater«, versicherte der Premierleutnant und deklamierte: »Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!«
    Mit diesem Satz hatte er endgültig ihr Herz berührt.
    Doch die Zeit rann unaufhaltsam davon. Ludwig kam herein und legte sich ohne ein weiteres Wort den Arm des verwundeten Leutnants über die Schulter.
    »Mein Tschako !«, protestierte Trepte, ließ sich die Kopfbedeckung geben und erst dann hinausführen, während er mühsam versuchte, den dunkelblauen Uniformrock zuzuknöpfen.
    Traurig sah Jette ihnen einen Augenblick nach. Dann löste sie sich aus der Starre, griff nach dem letzten Brot und lief hinterher.
    Ludwig half dem Premierleutnant hinauf auf den Karren, wo bereits der schnauzbärtige Grenadier im Branntweinrausch schnarchte.
    Henriette drückte dem jungen Preußen den Proviant in die Hand und beugte sich vor, um ihm beim Schließen der Uniformknöpfe zu helfen. Das konnte er ohne Schmerzen noch nicht allein, und sie zwang sich, ihn dabei nicht anzusehen und die Hände nicht zittern zu lassen.
    »Ich danke Ihnen für alles, was Sie für meine Männer getan haben«, sagte Trepte und umschloss ihre schmalen Finger sanft. »Doch jetzt bringen Sie sich in Sicherheit!«
    Sie sah auf, fühlte sich von seinem Blick gefangen und wurde vor Verlegenheit rot.
    Und nun sagte er auch noch: »Im Sonnenlicht sehe ich es zum ersten Mal. Sie haben grüne Augen, Fräulein Henriette! Wer hätte gedacht, dass ich hier im Gebirge auf eine Seejungfrau treffe?«
    Er lächelte, doch der Kutscher murrte, es sei keine Zeit für solches Gesäusel, und fuhr an. Jette rannte dem Karren ein paar Schritte hinterher und rief: »Gott schütze Sie!«
    Was Maximilian antwortete, das konnte sie nicht verstehen, denn in diesem Augenblick krachte kurz hintereinander Geschützfeuer aus Richtung Donatstor.
    »Wir sollten auch schleunigst von hier verschwinden«, drängte Ludwig, der plötzlich neben ihr stand. »Sie können jeden Augenblick in die Stadt eindringen.«
    Er und Jette liefen zurück in die Hauptwache und verbrannten dort rasch alle blutigen Überreste von Verbänden und zerrissenen Uniformteilen, um die offensichtlichsten Spuren zu beseitigen, dass hier Verwundete der Alliierten versorgt worden waren.
    Der Wind trug den Jubel vom Donatstor bis hierher.
    »Habt ihr das gehört? Ich glaube, jetzt sind sie durchgebrochen …«, rief Felix kreidebleich. »Verschwinden wir!«
    »Ich kann den Anblick nicht ertragen, wenn die Franzosen hier wieder einmarschieren«, erklärte sein Studienkollege wütend.
    »Das wirst du wohl müssen – oder du meldest dich endlich zu den Freiwilligen und hilfst, sie aus dem Land zu jagen«, hielt Felix ihm missgelaunt entgegen.
    »Das ist es! Zu den Lützowern!«, rief Richard. »Dann wird uns auch Fräulein Henriette als Helden bewundern, nicht wahr, Henriette?«
    »Meine Eltern

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