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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schlagen mich tot, wenn sie das hören«, sagte Felix verzweifelt und ließ die Schultern hängen. »Sie haben ihre ganzen Ersparnisse gegeben, damit ich bei Professor Werner lernen darf und einmal eine gute Stelle in der Salinenverwaltung bekomme, die sie und mich ernährt.«
    Richard schien den Einwand seines Freundes überhaupt nicht gehört zu haben.
    »Bisher konnte man sich in Dresden oder Leipzig bei den Lützowern einschreiben. Das wird nun wohl nichts mehr werden, wenn da gerade die Franzosen Einzug halten«, überlegte er laut. »Keine Ahnung, wo der Major von Lützow gerade steht … Aber gerüchteweise sollen in Sachsen noch andere Freischaren unterwegs sein und den Franzosen Waffen, Munition und Proviant abjagen. Vielleicht weiß der Professor mehr darüber.«
    Mit wachsender Ungeduld hatte Ludwig die Prahlereien Richards verfolgt und ging nun dazwischen. »Fräulein Henriette, wir müssen in die Druckerei! Der Meister wird sich Sorgen machen.«
    Jette sah kurz an sich herab, an dem blutverschmierten Kleid und ihren Händen, dann warf sie einen ängstlichen Blick in die Richtung, aus der das Kampfgetöse am lautesten erklang. Im nächsten Augenblick war erneut lauter Jubel zu hören, ein Gebrüll aus vielen hundert Kehlen.
    »Schnell weg von hier!«, rief Ludwig, nahm Jette einfach an der Hand und zog sie mit sich. Auch die zwei Studenten rannten los, aber Richtung Waisenhausgasse.
    Aus dem Augenwinkel bekam Jette noch mit, wie sich die schwere Tür des Rathauses öffnete und mehrere vornehm gekleidete Männer heraustraten. Bürgermeister Bernhardi und die Ratsherren hatten diesen Moment wohl schon erwartet und gingen nun den Siegern entgegen, um milde Behandlung für die Stadt und ihre Bewohner zu erbitten.
     
    Niemand im Gerlachschen Haus steckte noch den Kopf vor die Tür, nachdem Jette und Ludwig dort zu aller Erleichterung wohlbehalten eingetroffen waren. Jette wusch sich, kämmte sich das Haar, steckte es wieder zu einem Knoten auf und zog eines der Kleider an, die Nelli und Tante Johanna für sie umgearbeitet hatten. Es war trotz seiner Schlichtheit wirklich hübsch geworden, helles Leinen mit schmalen grünen Streifen, was ihre Zartheit betonte und gut mit ihren Augen und dem braunen Haar harmonierte.
    Nelli war beauftragt worden, aus dem Fenster zu spähen und zu berichten, sobald sich etwas tat. Eduard und Franz waren auf den obersten Dachboden gestiegen und hielten von dort Ausschau, stolz auf ihren Auftrag. Aber vorerst herrschte Ruhe. Keine Schüsse, keine Soldaten, die über den Untermarkt rannten und Häuser besetzten. Die Abordnung des Rates verhandelte wohl noch immer.
    Dann kamen die Jungs die Treppe heruntergepoltert und berichteten atemlos und einander ins Wort fallend, dass Unmengen französischer Soldaten auf den Obermarkt zogen. Die Artillerie mit den Kanonen würde vor dem Donatstor lagern.
    Bald darauf begannen sich Trupps auf die einzelnen Straßen zu verteilen. Es geht los, dachte Jette, die die besorgten Blicke von Onkel und Tante sah.
    »Am besten, du bleibst im Laden«, entschied Friedrich Gerlach. »Niemand wird heute ein Buch kaufen. Ich empfange die Einquartierung hier im Haus. Im Notfall gehst du durch die Tür in die Druckerei.«
    Jette nickte. Auch sie hoffte, dass ihr eine direkte Begegnung mit den Militärs erspart blieb.
     
    In der Buchhandlung musste der Onkel in den letzten Stunden einiges umgeräumt haben, das erkannte Henriette auf den ersten Blick. Natürlich waren die Porträts des Zaren und des preußischen Königs verschwunden, dafür das Bildnis Napoleons gut sichtbar ausgelegt, ebenso kleine Sprachführer für Französisch und ein Merkblatt für Einquartierungen aus dem vergangenen Jahr.
    Die Schriften von Kant, Arndt und Fichte waren aus den dunklen Holzregalen entfernt, dafür standen auf den Borden hinter dem Verkaufstisch Voltaires Werke und Stücke von Racine und Molière. Sie wollte gerade eines in die Hand nehmen und ein bisschen darin blättern, als die Tür aufging, die direkt in die Druckerei führte.
    Es war Ludwig, was Jette verlegen stimmte. Wie viel hatte er von dem mitbekommen, was der preußische Leutnant zu ihr gesagt hatte? Doch in ihrem Inneren herrschte zu viel Durcheinander und Angst, um darüber lange nachzugrübeln.
    »Sie sollen nur wissen, Fräulein Henriette … Falls jemand hereinkommt: Ich stehe ganz nahe der Tür und kann mich bewaffnen. Sie müssen nur rufen.«
    Dankbar nickte sie ihm zu. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Was

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