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1878 - Kontakt zu Kenteullen

Titel: 1878 - Kontakt zu Kenteullen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Es stellte sich als Vorteil heraus, daß sich unter den Anhängern ihrer Bewegung Schiffskapitäne und Eigner befanden.
    Ying Tseyung nahm es mit Genugtuung zur Kenntnis, daß sich ihnen keiner versagte und alle von der Notwendigkeit ihres Vorhabens überzeugt waren. Als die ersten Alarmmeldungen aus Richtung des Heliotischen Bollwerks eintrafen, waren bereits über eine Million Anhänger der Neuen Wahrheit 1289 außerhalb von Terra und auf dem Flug in Sicherheit.
    „Ich bringe eine schlechte Nachricht, Ying."
    Hanne Jobernt trat an den Gleiter, der dem Terraner als Leitstelle für die umfangreiche Operation diente.
    Tseyung nickte bekümmert. Einerseits war er froh, Zweifler wie Jobernt gefestigt und voll Engagement zu sehen, andererseits wußte er, daß ihnen die Zeit wie Sand zwischen den Fingern zerrann.
    „Ich weiß. Unsere Chancen stehen schlecht. Aber wenn wir noch schneller machen, können wir es schaffen."
    Es war illusorisch, jetzt anzunehmen, man könnte alle Mitglieder der Bewegung evakuieren. Nach wie vor galt der Alarm, was hieß, daß zahlreiche Transmitter für das Militär, die Polizei und den Geheimdienst gesperrt blieben.
    Tseyung kehrte hinter die Kontrollen des Gleiters zurück und führte ein paar Dutzend Funkgespräche.
    Es gelang ihm, ein weiteres Dutzend Kleintransmitter zu organisieren und entsprechende Gegenstellen in den Schiffen einzurichten. Zwei Stunden später waren die ersten Schiffe voll mit Menschen und überquerten bereits die Mondbahn.
    Stunden vergingen, die Lage im Solsystem spitzte sich quasi über Nacht zu. Ying verfolgte den Funkverkehr und schickte einmal einen Funkspruch in Richtung Trokan.
    „Warum habt ihr nicht auf uns gehört?" stellte er die Frage. „Ihr müßtet vieles nicht verantworten, was jetzt geschehen wird."
    Er erhielt keine Antwort, aber das war in dieser Situation nicht verwunderlich. Es gab längst keinen Zweifel mehr daran, daß das Heliotische Bollwerk explodieren würde und mindestens die Hälfte des Solsystems mit in den Untergang riß.
    Irgendwann, die Sonne stand ziemlich hoch, tauchte wieder Jobernt bei ihm auf.
    „Wir müssen jetzt gehen", drängte der Ernährungswissenschaftler.
    Tseyung lachte und schüttelte den Kopf.
    „Geht ihr. Ich bleibe, bis auch der letzte Anhänger der Neuen Wahrheit 1289 Terra verlassen hat."
    Er richtete den Blick in weite Fernen. Eine Stunde später wollte Jobernt ihn mit Gewalt aus dem Gleiter holen und zum Transmitter zerren, aber er wehrte sich mit Händen und Füßen.
    „Nur noch zweihunderttausend. Wir schaffen es. Geht endlich! Wartet nicht auf mich! Ich werde den letzten Platz im letzten Schiff für mich beanspruchen."
    Sie ließen ihn allein zurück, und drei Stunden später verließ er den Gleiter und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Transmitter unter dem Hauseingang, den sie extra für ihn dort deponiert hatten.
    Zwanzig Meter von ihm entfernt stach der Lichtkubus eines riesigen Scheinwerfers zum Boden herab.
    Er besaß bekanntlich eine Kantenlänge von zwanzig mal dreißig Kilometern, und er schnitt dem Terraner unversehens den Rückweg zum Gleiter ab.
    „Die letzten Zuckungen des Bollwerks!" lachte er.
    Der Lichtkubus rückte näher und erfaßte ihn. Für einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, als werde er bis in die innersten Fasern seines Körpers durchleuchtet. Dann verschwand die Erscheinung, und er setzte seinen Weg zum Transmitter fort.
    Doch dann kehrte die Erscheinung zurück, diesmal milchig und von fester Konsistenz, eine richtige Wand eines Faktorelements. Irgend etwas stimmte nicht, normalerweise waren die Faktordampf-Barrieren durchlässig. Diese Wand hier war das aber nicht. Sie war anders, wenngleich nur in einem begrenzten Bereich.
    Tseyung spürte den Luftzug, den die Wand an dieser Stelle erzeugte. Er blinzelte und maß die Entfernung vom Hauseingang mit dem Transmitter bis zu der Stelle, an der die Wand mit dem Boden verschmolz.
    Sie bewegte sich und rutschte auf ihn zu, erst langsam und kaum erkennbar, dann schneller und gefährlicher. Er rannte los und hetzte hinüber zu dem Gerät, dessen Abstrahlfeld sendebereit leuchtete.
    Die Wand machte einen Satz auf ihn zu. Sie ließ ihn nicht mehr durch, sondern blieb hart und unerbittlich. Wie eine überdimensionale Fliegenklappe schlug sie gegen ihn und brach ihm sämtliche Knochen.
    Ying Tseyung war tot, ehe sein Körper den Boden berührte.
     
    *
     
    Cistolo Khan wurde bleich. Die am Rand der Gefahrenzone verbliebenen

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