1976 - Das Jesus-Papier
Fenstern, keine Geräusche, die von innen herausdrangen. Blieben die Ställe.
Andrew kroch im feuchten Gras rückwärts, bis das Unterholz ihn mit Sicherheit davor schützte, vom Haus aus gesehen zu werden. Hinter einem Busch richtete er sich auf und zog einen kleinen Beretta-Revolver aus der Tasche. Er kletterte die Böschung hinauf und schätzte ab, wie die Straße zu den Stallungen über den kleinen Hügel verlaufen mochte. Wenn Dakakos' Männer in den Stallungen waren, würde es leicht sein, sie zu eliminieren. Ohne Schüsse, das war wesentlich. Die Waffe war nur ein Werkzeug. Männer brachen unter der Drohung zusammen, die sie darstellte.
Fontine duckte sich und arbeitete sich über den Hügel auf die Straße zu den Ställen zu. Die frühe Abendbrise beugte die Grashalme und die Zweige der Bäume. Der Berufssoldat fiel instinktiv in den Rhythmus ihrer Bewegung. Die Dächer der Stallungen tauchten auf, und er ging lautlos die Böschung hinunter, auf die Straße zu.
Vor der Stalltür stand ein langer, stahlgrauer Maserati, dessen Reifen mit Schlamm verkrustet waren. Es gab keine Stimmen, keine Lebenszeichen. Nur das leise Rauschen des Waldes war zu hören. Andrew ließ sich auf die Knie nieder, hob eine Handvoll Steine auf und warf sie die zwanzig Meter über die Straße, traf die Stallfenster.
Niemand kam heraus. Fontine warf ein zweites Mal, sammelte diesmal mehr Steine. Das Klappern war lauter; es war unmöglich, daß man es nicht hörte.
Nichts. Niemand.
Vorsichtig trat Andrew auf die Straße und ging auf den Wagen zu. Er blieb stehen, ehe er ihn erreichte. Die Straßenfläche war hart, aber von dem Regen, der vorher gefallen war, noch ein wenig feucht.
Der Maserati stand so, daß seine Kühlerhaube nach Norden wies. Es gab keine Fußspuren auf der Beifahrerseite des Wagens. Er ging um das Automobil herum. Auf der Fahrerseite waren deutlich Fußabdrücke zu sehen: die Spuren eines Mannes. Dakakos war allein gekommen.
Es galt jetzt, keine Zeit zu vergeuden. Ein Bild mußte von einer Wand genommen werden und die Reise nach Champoluc mußte beginnen. Außerdem lag eine feine Ironie in der Tatsache, daß er Dakakos in Campo di Fiori fand. Das Leben des Informanten würde enden, wo seine Sucht begonnen hatte. So viel schuldete er dem Eye Corps.
Er konnte jetzt im Inneren des Hauses Lichter sehen, aber nur in den Fenstern links vom Haupteingang. Andrew drückte sich an die Wand und duckte sich unter den Fenstersimsen durch, bis er neben dem Fenster stand, wo das Licht am hellsten war. Er schob sein Gesicht vorsichtig an den Fensterrahmen und sah hinein.
Der Raum war riesig. Es gab Sessel und Sofas und einen Kamin. Zwei Lampen brannten; eine neben der Couch, die zweite näher, rechts von einem Armsessel. Dakakos stand am Kaminsims und gestikulierte in abgezirkelten Bewegungen. Der Priester saß auf dem Sessel und wandte Fontine den Rücken zu, so daß er kaum zu sehen war. Ihr Gespräch war leise, man konnte nicht hören, was sie sagten. Es war unmöglich festzustellen, ob der Grieche eine Waffe hatte; aber er mußte davon ausgehen.
Andrew löste einen Ziegelstein aus der Umfriedung und kehrte zum Fenster zurück. Jetzt richtete er sich auf, die Beretta in der rechten Hand, den Ziegel in der linken. Dakakos ging auf den Priester zu. Der Grieche redete auf den Mann ein oder erklärte, jedenfalls konzentrierte er sich völlig. Das war der Augenblick.
Fontine hielt sich die Hand mit der Waffe schützend über die Augen, streckte den linken Arm nach hinten und riß ihn dann nach vorn, schleuderte den Ziegelstein mitten ins Fenster, so daß Glas und Holz zersplitterten. Gleich danach fegte er das übrigbleibende, störende Glas mit der Beretta weg, stieß die Waffe durch den leeren Rahmen und schrie, so laut er konnte: »Wenn Sie sich einen Zoll bewegen, sind Sie tot!«
Dakakos erstarrte. »Sie?« flüstertete er. »Man hat sie doch erledigt!«
Der Kopf des Griechen sank nach vorn, die Furche, die ihm der Revolverlauf ins Gesicht gerissen hatte, war tief und häßlich, blutete heftig. Es gibt nichts, was diesem Mann so zusteht wie ein schmerzvoller Tod, dachte Fontine.
»Im Namen Gottes, seien Sie doch barmherzig!« schrie der Priester von dem Sessel gegenüber, wo er gefesselt und hilflos saß.
»Mund halten!« brüllte der Soldat, ohne den Blick von Dakakos zu wenden. »Warum haben Sie das getan? Warum sind Sie hier?«
Der Grieche starrte ihn an, sein Atem ging ruckartig, seine Augen waren
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