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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Der Beamte reichte Teague den Aktendeckel über den Schreibtisch. »Hier sind die Ergebnisse.«
    Teague klappte den Aktendeckel auf und starrte das Spektrogramm an. Wie Birne es geschildert hatte, gab es da Zahlen, Klammern, Pfeile, Wörter. Es war ein zusammenhangloses Rätsel, wirres Gekritzel.
    Und dann sprang der Name aus der zusammenhanglosen Masse heraus. Donatti.
    Der Mann mit der weißen Strähne im Haar. Der Henker von Campo di Fiori. Einer der mächtigsten Kurienkardinäle. »Saloniki« hatte angefangen.
    »... Guillamo Donatti.«
    Fontine hörte den Namen, und das löste die Erinnerung aus, die in seinem Gedächtnis eingeschlossen war. Der Name war der Schlüssel, das Schloß war aufgesprungen, und die Erinnerung lag frei.
    Er war ein Kind, höchstens neun oder zehn Jahre alt. Es war Abend, und seine Brüder waren oben und bereiteten sich darauf vor, zu Bett zu gehen. Er war im Pyjama heruntergekommen, um sich ein Buch zu holen, als er die Schreie aus dem Arbeitszimmer seines Vaters gehört hatte.
    Die Tür stand offen, nur einen Spalt, aber das neugierige Kind hatte sich näher herangeschlichen. Was er drinnen sah, schockierte ihn so, daß er wie hypnotisiert stehengeblieben war. Ein Priester stand vor dem Schreibtisch seines Vaters und brüllte Savarone an, schlug mit der Faust auf die Tischplatte, das Gesicht vor Wut verzerrt, die Augen im Zorn geweitet.
    Daß jemand sich in Gegenwart seines Vaters so benehmen durfte, selbst - vielleicht ganz besonders - ein Priester, verblüffte das Kind so, daß es unwillkürlich hörbar aufstöhnte.
    Als Vittorio das tat, fuhr der Priester herum, und seine brennenden Augen sahen das Kind an, und in diesem Augenblick hatte Vittorio die weiße Strähne in seinem schwarzen Haar gesehen.
    Er war weggerannt, die Treppe hinauf.
    Am nächsten Morgen hatte Savarone seinen Sohn beiseite genommen und es ihm erklärt; sein Vater ließ solche Erklärungen nie in der Luft hängen. Worum es in der hitzigen Auseinandersetzung gegangen war, war ihm im Laufe der Zeit entfallen, aber Fontine erinnerte sich sehr wohl, daß sein Vater den Priester als Guillamo Donatti identifiziert hatte, einen Mann, der eine Schande für den Vatikan war - jemand, der Edikte an die Uninformierten herausgab und sie durch Angst erzwang. Das waren Worte, an die ein Kind sich erinnern konnte.
    Guillamo Donnati, Unruhestifter der Kurie.
    »Stone steht jetzt auf eigenen Beinen«, sagte Teague über die Leitung aus London und zwang damit Victor in die Gegenwart zurück. »Er will Sie haben und den Preis, den Sie einbringen würden. Wir haben ursprünglich an den falschen Orten gesucht; jetzt haben wir ihn ausfindig gemacht. Er hat Birchs Papiere benutzt und sich einen Platz in einer Militärmaschine nach Rom besorgt.«
    »Zum Kardinal«, verbesserte ihn Fontine. »Er geht gar nicht erst das Risiko von Verhandlungen aus der Ferne ein.«
    »Genau. Er wird zurückkommen, um auf Sie Jagd zu machen. Wir werden auf ihn warten.«
    »Nein«, sagte Victor ins Telefon. »Nicht so. Wir werden nicht warten, wir werden unsererseits Jagd auf sie machen.«
    »Oh?« Zweifel klang aus Teagues Stimme.
    »Wir wissen, daß Stone in Rom ist. Er wird sich versteckt halten, sehr wahrscheinlich Informantenzellen benutzen. Man gebraucht sie, um Menschen zu verbergen.«
    »Oder er ist bei Donatti.«
    »Das bezweifle ich. Er wird auf neutralem Territorium bestehen. Donatti ist gefährlich, nicht vorhersehbar, das ist Stone bewußt.«
    »Mir ist egal, was Sie denken. Aber ich kann nicht...«
    »Können Sie ein Gerücht aus verläßlichen Quellen in Umlauf setzen?« unterbrach ihn Fontine.
    »Was für ein Gerücht?«
    »Daß ich im Begriff bin, das zu tun, was alle von mir erwarten, nämlich nach Campo di Fiori zurückzukehren. Aus unbekannten Gründen, die ganz bei mir liegen.«
    »Unter keinen Umständen! Kommt nicht in Frage!«
    »Um Himmels willen«, schrie Victor, »ich kann mich nicht den Rest meines Lebens verstecken! Ich kann nicht in Angst leben, daß jedesmal, wenn meine Frau oder meine Kinder das Haus verlassen, ein Stone oder ein Donatti oder ein Exekutionsteam auf sie warten! Sie haben mir eine Konfrontation versprochen.«
    Die Telefonleitung aus London schwieg. Schließlich sprach Teague wieder. »Es gibt immer noch den Orden von Xenope.«
    »Ein Schritt führt zum nächsten. War das nicht die ganze Zeit Ihre Prämisse? Xenope wird gezwungenermaßen das Ist anerkennen müssen, nicht das, was man dort glaubt, daß sein

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