2 Die Connor Boys: Lieb mich hier und jetzt
da glaubst du, ich könnte über irgend etwas lachen, wovor du Angst hast?"
„So meine ich das nicht. Ich habe Angst, dass du mich nicht ernst nehmen könntest."
„Verstehe einer die Frauen! Also, raus mit der Sprache."
„Okay." Sie holte tief Luft. „Ich glaube... ich glaube wirklich... dass es in diesem Haus ein Phänomen gibt. Kein Hokuspokus und nichts, das ich mir ausdenke, um dich zu ärgern, sondern wirklich etwas. Und ich glaube, dieses Etwas befindet sich im blauen Schlafzimmer."
Die Erleichterung war ihm anzusehen. Samantha konnte sich denken, dass er Angst gehabt hatte, sie würde über ein so heikles und peinliches Thema reden wie Gefühle, insbesondere die Art sexueller Gefühle, die sie am Abend vorher entdeckt hatten. Seth war nicht nur erleichtert, sondern er lächelte sogar amüsiert. „Jetzt mach mal einen Punkt, Sam. Wirklich."
„Ich meine es ernst."
„Ja, sicher", erwiderte er trocken. Sein Blick fiel auf seinen Werkzeuggürtel, und prompt schnallte er ihn sich um. Es gab viel zu tun. Er hätte gern damit gewartet, wenn sie über ernsthafte Dinge hätte reden wollen, aber Geister gehörten seiner Meinung nach nicht dazu.
„Ich habe dir doch von Jock erzählt, nicht wahr?" fuhr Samantha hartnäckig fort. „Er ist der Geist, der angeblich in diesem Haus spuken soll. Das sagen jedenfalls die Tagebücher und Briefe, von denen ich dir erzählt habe. Man sagt, er sei zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ein Pirat gewesen. Ein Busenfreund von Blackbeard, weißt du?"
„Nein, weiß ich nicht. War Blackbeard nicht der Pirat, der sich für ein Gottesgeschenk hielt, was Frauen betraf?"
„Zufolge einiger Legenden, ja. Er war ein richtiger Halsabschneider auf See, aber bei den Frauen hatte er den Ruf eines unwiderstehlichen Liebhabers. Wahrscheinlich, weil er als tapfer, rücksichtslos und so weiter galt. Frauen haben schon immer den Gedanken gemocht, von einem starken Mann überwältigt zu werden."
„Ach ja?" Sein Lächeln war verschwunden. Er hatte offensichtlich nicht den Wunsch, weiter über unwiderstehliche Liebhaber zu reden. „Na und, was hat das alles mit deinem Jock zu tun?"
„Jock hatte den gleichen Ruf, was Frauen anging. Obwohl er von Statur her eher kurzgewachsen und stämmig gewesen sein seil, mit langem, schwarzem, lockigem Haar. Ich dachte, ich hätte ihn gestern abend am Fenster gesehen. Und später in meinem Schlafzim mer... Ich habe ihn nicht gesehen, Seth, aber ich schwöre, ich habe seine Stimme gehört. Eine männliche Stimme, tiefer Bariton."
„Das ist es doch, was du wolltest, nicht wahr? Eine Art von Begegnung mit einem Geist."
„Ja, aber..."
„Ach was. Du kannst mir nicht weismachen, dass du wirklich an diesen Quatsch glaubst. Das Haus macht nun einmal seltsame Geräusche während der Nacht. Das kommt daher, weil das viele Holz hier drinnen arbeitet. Es dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen. Du hast dir eingebildet, etwas zu hören, was nicht da war."
„Sicher hast du recht", sagte Samantha zögernd, „aber..."
„Aber was?"
„Aber ich hatte Angst", sagte sie ehrlich.
Er sah sie besorgt an. Irgendwie war sein Beschützerinstinkt in ihm wach geworden. „Liebling." Das Kosewort wäre ihr bestimmt direkt zu Kopf gestiegen, wenn er dabei nicht nachsichtig gelächelt hätte. „Komm." Er nahm sie bei der Hand.
„Wohin soll ich kommen?"
„Wir gehen nach oben in das blaue Schlafzimmer. Wollen doch mal nachschauen, wo der alte Jock angeblich sein Unwesen treibt."
Seth hatte nicht vorgehabt, Samantha bei der Hand zu nehmen. Man sollte das Schicksal nicht unbedingt herausfordern, und jeder weitere physische Kontakt mit Samantha bedeutete ein zu großes Risiko für ihn. Wehret den Anfängen, dachte er. Die Blamage, ausgerechnet bei ihr als Liebhaber zu versagen, wollte er sich ersparen. Aber das hier war ein anderer Fall. Sie schien wirklich Angst zu haben, und es war ein Kinderspiel für ihn, mit ihren Geistern fertig zu werden.
Ihre Hand verschwand förmlich in seiner. „Ich weiß, du hältst das für albern", sagte sie.
„Ich halte Angst niemals für albern." Er ließ ihre Hand erst los, als sie vor der Tür zum blauen Zimmer standen. Plötzlich kamen ihm Zweifel, ob es eine gute Idee gewesen war, es mit ihren Geistern aufzunehmen.
Vorsichtig öffnete er die Tür und warf einen Blick ins Zimmer. Samanthas Schlafsack lag immer noch auf der Matratze, und ihr Kissen hatte noch den Abdruck ihres Kopfes. Auf einem Sessel lag ein
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