2012 – Das Ende aller Zeiten
toll«, sagte ich. »Gigantor. Danke.«
»Nein, das ist Tetsujin 28.«
»Ach ja, richtig. Danke.«
»Es ist ein purpurner Laserpointer«, sagte er.
»Oh. Stark. So einen hatte ich noch nie.«
Die Maschine rollte auf die Startbahn und hob ab. Das andere Flugzeug kam näher. Es war eine Piaggio Avanti, eine zwölfsitzige Maschine mit zwei Propellermotoren und starren Flügelstutzen am Bug, die bedeuteten, dass sie das Uay eines Hammerhais besaß. Auf dem Leitwerk prangten in einem patentgeschützten fluoreszierenden Grün namens Warren Emerald ein großes Warren-Logo und die Buchstaben WAS für Warren AeroSpace. Als Erster stieg ein großer, grauhaariger, runzliger Kerl in einem Don-Ho-T-Shirt aus und schüttelte mir die Hand. Er quetschte sie nicht, aber seine Hand fühlte sich an, als verstünde sie sich bestens darauf, an meinem Arm hochzugleiten, einen einzigen schwächenden Fingerhieb auf die Achselhöhlenarterie zu geben und dann meinen Oberarmknochen aus dem Gelenk zu drehen – und als täte sie es gern.
»Jed, das ist Grgur«, sagte Marena.
»Erfreut, Sie kennenzulernen«, log er mit einem Akzent, der serbisch klang, ohne den dazugehörigen Humor aufzuweisen.
Ich erwiderte die Lüge und sagte, ich freute mich ebenfalls, seine Bekanntschaft zu machen. Grr-grr, dachte ich. Was für ein verpfuschter Spitzname für einen harten Burschen soll das sein? In Wirklichkeit heißt er wahrscheinlich Evander.
Wir stiegen ins Flugzeug. Die Kabine hatte ich mir als eine Art Orgytrailer der 74er Tour von Led Zeppelin vorgestellt, aber es war nur eine geräumigere Version irgendeines anderen Flugzeugs in Rindsleder und Wurzelholzfurnier, alles in Tönen von Biskuit, Ekrü und Champignon mit Anklängen von Gelblichweiß und Maulwurfsgrau in den Glanzlichtern. Zwei weitere Passagiere waren bereits an Bord, ein Kerl mit Akne, der wie ein Missionar aussah, und eine Frau von den Lotos Labs – die wahrscheinlich auch der Warren Group gehörten – namens Dr. Lisuarte. Sie war eine kleine, dunkle, tüchtige Dame mit einer Anglerweste und Haar, das aussah, als würde sie es seit dem 20. Jahrhundert so streng zurückgebunden tragen.
»Ich muss Sie beide untersuchen«, sagte sie. Ich wollte etwas einwenden, beschloss dann aber, kein cabrón zu sein. Was sollte es auch? Sie schnallten uns an. Sie brachten uns zu essen. Wir sprachen keinWort. Wir hoben ab. Bei 1000 Metern Flughöhe spitzte die Sonne für eine Minute oder so durch die Heckfenster und ging dann unter. Bei 2500 Metern tippte Lisuarte mir auf die Schulter und führte mich in einen Verschlag, in dem wohl normalerweise die Bordküche untergebracht war. Das Flugzeug war für den Transport von Führungskräften ausgestattet und nicht für Notfälle, aber man hatte hier eine komplette kleine Sanitätsstation eingebaut, alles, was man in einem Rettungswagen vorfindet, und dazu, wie sich herausstellte, einige Extras, die eigens für mich hinzugekommen waren.
Ich setzte mich auf einen einklappbaren Phlebotomiestuhl. Lisuarte nahm eine auf peinliche Weise umfassende Untersuchung vor, bei der wir dreimal meine Schilddrüse durchgingen. Ihr Geigerzähler war so empfindlich, dass er beim Einschalten auf den Rauchmelder unter der Decke ansprach, und sie musste ihn neu justieren. Ich schien so weit sauber zu sein. Na, das erleichtert mich nun aber doch, dachte ich. Noch hundert kleine gute Nachrichten mehr wie diese, und wir sind wieder im Spiel. Trotzdem gab sie mir für alle Fälle Kaliumjodidtabletten. Außerdem wurde mein Flüssigkeitshaushalt auf Ödeme geprüft und auf etliche Schwermetalle untersucht, wozu man normalerweise Proben einschicken muss. Ich nehme an, man hatte entsprechendes Gerät an Bord des Flugzeugs gebracht. Und natürlich bestand sie darauf, ein komplettes arterielles Blutbild von mir zu machen, wahrscheinlich nur, um mit ihrer neuen selbstlenkenden Arterienkanüle zu protzen. Als sie die Analyse auf den Bildschirm holte, sah für mich alles okay aus, aber natürlich wollte sie noch ein bisschen daran herumbasteln.
»Wir könnten Ihren Faktor VIII auf das doppelte Normalniveau bringen«, sagte sie.
»Okay, danke«, sagte ich.
»Ich habe auch ein wenig Null-Negativ dabei, für alle Fälle. Im Kühlraum am Stake lagern wir es in Mengen.«
»Toll«, entgegnete ich. »Ich kann es aber auch gleich hier trinken.«
»Übrigens, wo wir gerade dabei sind – haben Sie schon von dieser Geschichte mit dem Blut der Lakandonen gehört?«
Ich schüttelte
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