2159 - Raumschiff Leuchtkraft
den Lamuuni sich im Weltraum verlieren ließ.
Das Gedankenbild des Vogels beschrieb jene Frau, die Monkey im Führerhaus des Dampfschiffs SCHUBKRAFT gesehen hatte.
Der Lamuuni und die Frau; Herr und Diener über lange Zeit. Dann aber brachte die Frau den Vogel in das kobaltblaue Walzenschiff.
An diesem Ort verlor der Lamuuni seine Fähigkeit. Im Raumschiff LEUCHTKRAFT war keine Niveauteleportation möglich.
Damit stellte der Vogel für seine Herrin keinen Wert mehr dar. Er wurde verstoßen und lebte seither am unendlichen Strom.
Monkey verstand, dass der Lamuuni ihm eine Geschichte voll Trauer und Bitterkeit erzählte. Der Lamuuni versuchte ihm auf seine wortlose, halb mentale Weise klar zu machen, dass er ihn um Hilfe bat.
Gefangen in der LEUCHTKRAFT, ohne die Fähigkeiten der Lamuuni, und außerdem viel zu weit von zu Hause entfernt, um dorthin jemals wieder zurückzukehren. Unfähig, präzise auszudrücken, welches Schicksal ihn an diesen Ort verschlagen hatte.
Monkey wusste nicht, ob der Vogel ihm von Nutzen sein würde oder eine Last. Dennoch konnte der Oxtorner ihn nicht an diesem Ort zurücklassen.
Er beschloss, den Vogel aus der LEUCHTKRAFT herausbringen: Zuvor aber musste er Saedelaere wiederfinden. Er konzentrierte sich, bis vor seinen Augen ein deutliches Bild des Trägers der Haut stand, und übermittelte das Bild an den Lamuuni. Irgendetwas schien das Gedankenbild in dem Vogel auszulösen. Das Geschöpf flatterte von Monkeys Schulter auf, erhob sich ein paar Meter in die Luft, bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit stromabwärts. Monkey begriff, dass er dem Lamuuni folgen sollte.
*
Saedelaere kugelte einen steinigen Abhang hinab, der seinem Rücken, den Ellenbogen und den Knien schmerzhafte Prellungen beibrachte. Der Anzug der Vernichtung verhinderte offene Wunden, schluckte aber nicht die mechanische Wucht.
Wie über eine Rampe knallte er ins Wasser des Stroms. Der Schwung trug ihn vier, fünf Meter unter die Oberfläche, er fand sich im Zentrum eines geisterhaft illuminierten Wirbels aus Gischt und Luft. die seinen Lungen entwich. Es war hell unter Wasser. Der Augenblick brachte ihn innerlich um.
Er kam nach Luft schnappend hoch, in einem unerträglichen Augenblick, als er begriff, dass das Fragment immer noch da war.
Alaska Saedelaere. Der Mann mit der Maske. So lange her, dass er sich kaum erinnern konnte. Nur dass er keine Maske hatte.
Saedelaere paddelte mit schmerzenden Gliedmaßen an Land. Seine Knie und Handflächen brannten wie Feuer, trotz des Anzugsstoffs.
Zwischen dem Geröll am Uferstreifen versuchte er einen Platz zu finden, an dem er liegen und zu Bewusstsein kommen konnte. Es gab keinen solchen Platz.
Alaska Saedelaere sank in die Knie. Er kauerte sich zusammen, kniff die Lider zusammen, so fest er konnte, aber das strahlende Leuchten war noch immer da. Dann der Gedanke, der ihm Hoffnung brachte: der unendliche Strom, die Frau Samburi, sein Alter Ego als Herr der Festung, das alles war nicht real. Es handelte sich um Projektionen aus einer parallelen Wirklichkeit.
Er musste es nur schaffen, das Raumschiff LEUCHTKRAFT zu verlassen, und das Cappin-Fragment in seinem Gesicht wäre spurlos verschwunden.
Saedelaere rief sich seine alte Prioritätenliste in Erinnerung.
Erstens musste er Samburi finden.
Zweitens musste er die Abschaltung des Schwarms Kys Chamei verhindern. Drittens musste er Monkey ausfindig machen. Und viertens musste er einen Weg aus dem Raumschiff LEUCHTKRAFT finden.
Das Cappin-Fragment veränderte alles. Der Klumpen in seinem Gesicht verwandelte ihn, ließ ihn zu einem von Panik gesteuerten Menschen werden.
Saedelaere hatte kreatürliche Angst. Das Fragment musste weg.
Ab sofort existierte für ihn nur noch der vierte Punkt. Monkey sollte allein für sich sorgen. Die Abschaltung des Schwarms zu verhindern war ein hehres Ziel, aber Priorität hatte jetzt das Fragment. Zumindest solange er hier im Raumschiff LEUCHTKRAFT weilte.
Saedelaere richtete sich schwerfällig auf. Der Aktivatorchip in seiner Schulter schickte mit pochenden Stößen Vitalenergie durch seinen Körper.
Saedelaere spürte das Zittern seiner Gliedmaßen, außerdem ein Brennen in seinen Lungen, weil er Wasser geschluckt hatte.
Er blickte hoch an den steilen Felsen. Die Festung war nicht zu erkennen. Auch nicht der Ausgang, durch den man ihn nach draußen geworfen hatte.
Was, wenn die Festung mit der Übergabe des Cappin-Fragments tatsächlich erloschen war? Wenn sein
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