2466 - Galaxis der Antikrieger
genau. Der Unsterbliche setzte eine kleine Pause. Nicht, um bei den zuhörenden Besatzungsmitgliedern Mitleid zu heischen; vielmehr schien er Probleme damit zu haben, sich mit den Konsequenzen des Verlustes von Mondra Diamond auseinanderzusetzen.
„Die Lage ist, gelinde gesagt, ernst", gab Rhodan zu, um hinzuzufügen: „Aber sie ist keinesfalls hoffnungslos.
Die Schiffspsychologie erarbeitet derzeit ein Profil der uns unbekannten Gegner an Bord von CHEOS-TAI. Wir gehen davon aus, dass diese das Schiff noch nicht vollständig unter Kontrolle haben und eine Phase der Konsolidierung benötigen. Ein Raumflugkörper von diesen Dimensionen kann nicht ganz so einfach von einer Ecke des Universums zur nächsten gelenkt werden."
Rhodan streifte nachdenklich über den Bartschatten am Kinn. „Ich habe keine Ahnung, welche Ziele die Unbekannten verfolgen. Vielleicht wissen sie es nicht einmal selbst. Ich vermute, dass sie einen sicheren Hafen ansteuern, um sich dort in aller Ruhe ihren Problemen zu widmen. Die nächstgelegene Galaxis Asdoran, nur wenige tausend Lichtjahre entfernt, wäre das logische Ziel."
Istorico gestand sich ein, die Terraner niemals völlig verstehen zu können. Rhodan sprach die Dinge seiner Ansicht nach viel zu offen aus, und das vor der gesamten Besatzung! Wie konnte er bloß darauf hoffen, die Bewohner der JULES VERNE hinter sich zu versammeln, sie neu zu motivieren, ihnen einen Funken Hoffnung in ihnen zu bewahren, wenn er von so vielen Wenn und Aber, von Möglichkeiten und Hoffnungen redete, statt klare Konzepte zu präsentieren und die Dinge beim Namen zu nennen?
„Die Situation ist ... unangenehm", gab der Unsterbliche zu. „Aber wir werden uns auf den gesunden Menschenverstand verlassen."
Perry Rhodan holte tief Luft. Hatte seine Stimme bislang leidenschaftslos geklungen, gewann sie nun an Intensität, und seine Miene zeigte ein Lächeln. „Der Umstand, dass sich Mondra Diamond gemeinsam mit Commander Pothawk an Bord des GESETZ-Gebers befindet, sollte uns zum Vorteil gereichen. Wir alle wissen nur zu gut um die Geschicklichkeit der Laosoor, unsichtbar zu bleiben. Einen besseren Joker können wir gar nicht haben."
Rhodan punktete erstmals. Gut so.
Er erinnerte die Besatzungsmitglieder daran, dass es sich um Meisterdiebe handelte, die selbst Terraner verblüffen konnten.
„Wir sind gemeinsam einen weiten Weg gegangen. Wir haben Dinge geschafft, die unmöglich erschienen. Wir haben dem Schicksal getrotzt, haben eine der größten Schlachten, die jemals im Universum tobte, überlebt. Wir schafften es, jene Informationen zu beschaffen, die mithelfen sollen, die Milchstraße von der Terminalen Kolonne zu befreien."
Perry Rhodan stand auf. Die Kameradrohnen verfolgten und umschwirrten ihn. Sie achteten auf jede Bewegung, auf jede Geste. Und sie sahen, wie der Mann vor ihnen mit jedem Moment zu wachsen schien, zu neuer Größe fand. Weg war die Müdigkeit, wie weggezaubert die Falten in seinem Gesicht. Perry Rhodan wirkte größer, breiter, optimistischer. Er starrte in die Unendlichkeit, seine Augen glänzten.
Sie gaben etwas wieder, was Istorico in einer uralten Abbildung des Unsterblichen gesehen und was ihn für den Terraner eingenommen hatte: unstillbare Sehnsucht. Dieser Mann mit dem Allerweltsgesicht repräsentierte einen Menschenschlag, den man bewundern – oder fürchten musste. Denn er hatte einen Traum, den er niemals aufhören würde zu träumen.
„Wir sind zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben", flüsterte er. „Wir werden Mittel und Wege finden. Wir alle. Gemeinsam. Helft mit, das Unmögliche möglich zu machen. Den Weg zurück in die Heimat zu finden." Er nickte. „Ich danke euch allen. Perry Rhodan, Ende."
Die winzigen Scheinwerfer erloschen, die Kameradrohnen sanken zu Boden wie zu Tode erschöpfte Insekten. Für ein paar Sekunden blieb es still in der riesigen Zentrale. Manche der Besatzungsmitglieder hatten sich geduckt unter der plötzlich so stark angewachsenen ... Präsenz des Terraners. Sie entspannten sich nun wieder, fast erleichtert, dem Bann seiner Stimme entkommen zu sein.
„Istorico – wir müssen uns unterhalten!"
Der Ara zuckte unter den Worten Rhodans zusammen. Der Terraner schaffte den Übergang von sprachlichem Pathos zu der üblichen Kommandoroutine, als hätte er einen Schalter umgelegt.
„Ja?"
„In fünf Minuten. Im kleinen Besprechungszimmer auf Deck Elf-Eins. Bring alles an Informationen mit, was du mittlerweile über die technischen
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