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Augenwinkel, wie Imma, nachdem sie ihr Feuerzeug angezündet hatte, ein Buch aus ihrer Tasche nahm und zu lesen begann, im Stehen, wie eine winzige, unendlich geduldige Amazone, und das Feuerzeug ragte aus einer der Hände, mit denen sie das Buch hielt. Lola begann dann, von der Reise zu erzählen, die sie beide unternommen hatten. Sie sprach von Bundesstraßen und Landstraßen, von Problemen mit rüden Lkw-Fahrern, von Städten und Dörfern, von namenlosen Wäldern, wo sie sich entschieden hatten, ihr Zelt aufzuschlagen, von Flüssen und Tankstellenklos, wo sie sich frisch gemacht hatten. Derweil blies der Dichter den Rauch durch Mund und Nase zu perfekten Ringen, bläulichen Aureolen und grauen Wölkchen in die Luft, die der frische Wind des Parks zerpflückte oder zu den Außengrenzen trug, wo sich ein dunkler Wald erhob, dessen Zweige durch das von den Hügeln herabfallend Licht silbern schimmerten. Gleichsam um tief Luft zu holen, schilderte Lola die beiden zuvor unternommenen fruchtlosen, aber interessanten Besuche. Und sagte ihm dann, was sie ihm eigentlich sagen wollte: Dass sie wisse, dass er nicht schwul sei, wisse, dass er gefangen gehalten werde und fliehen wolle, wisse, dass die misshandelte, verstümmelte Liebe immer ein Schlupfloch für die Hoffnung lasse, und diese Hoffnung sei ihr Plan (oder umgekehrt), und seine Materialisierung, seine Objektivierung bestand darin, mit ihr aus dem Irrenhaus zu fliehen und nach Frankreich zu gehen. Und was ist mit der? fragte der Dichter, der jeden Tag sechzehn Pillen schluckte und über seine Visionen schrieb, mit einem Kopfnicken in Richtung Imma, die ungerührt dastand und eins seiner Bücher las, als wären ihre Unterröcke und Überröcke aus Stahlbeton und würden es ihr nicht erlauben, sich zu setzen. Sie wird uns helfen, sagte Lola. Von ihr stammt eigentlich auch der Plan. Wir gehen über die Berge nach Frankreich, wie Pilger. Wir gehen nach Saint-Jean-de-Luz und steigen dort in den Zug. Der Zug fährt uns durch eine Landschaft, die um diese Jahreszeit die schönste der Welt ist, nach Paris. Dort werden wir in Herbergen wohnen. Das ist Immas Plan. Wir beide werden arbeiten, werden in den wohlhabenden Vierteln der Stadt putzen gehen oder Kinder hüten, während du Gedichte schreibst. Abends liest du uns deine Gedichte vor und schläfst mit mir. Das ist Immas Plan, durchdacht bis ins Kleinste. Drei oder vier Monaten später werde ich schwanger sein, und das ist dann der untrügliche Beweis, dass du keine Sackgasse der menschlichen Rasse bist. Was mehr können unsere feindlichen Familien wollen! Ich werde noch einige Monate weiterarbeiten, aber wenn es so weit ist, wird Imma meinen Teil der Arbeit übernehmen. Wir werden leben wie Bettel-Propheten oder Kinder-Propheten, während die Augen von Paris auf andere Ziele gerichtet sind, auf die Mode, auf das Kino, auf die Glücksspiele, auf französische und nordamerikanische Literatur, auf die Gastronomie, auf das Bruttoinlandsprodukt, auf Waffenexporte, auf die Herstellung riesiger Mengen Betäubungsmittel, auf all das, was letzten Endes nur die Kulisse für die ersten Monate unseres Fötus bilden wird. Im sechsten Schwangerschaftsmonat werden wir dann nach Spanien zurückkehren, diesmal aber nicht über die Grenze bei Irún, sondern über La Jonquera oder Portbou auf katalanischer Seite. Der Dichter sah sie interessiert an (er sah auch Imma interessiert an, die kein Auge von seinen Gedichten wandte, Gedichten, die er vor fünf Jahren geschrieben hatte, wie er sich erinnerte) und stieß erneut den Rauch in den launischsten Formen aus, als hätte er seinen langen Aufenthalt in Mondragón dazu genutzt, diese wunderliche Kunst zu vervollkommnen. Wie machst du das, fragte Lola. Mit der Zunge und mit einer bestimmten Lippenstellung, sagte er. Mal so, als hättest du gerillte Lippen. Mal so, als hättest du sie dir verbrannt. Mal so, als würdest du einen mittleren bis kleinen Schwanz lutschen. Mal so, als würdest du in einem Zen-Pavillon mit einem Zen-Bogen einen Zen-Pfeil abschießen. Ah, ich verstehe, sagte Lola. Du da, sagte der Dichter, lies ein Gedicht vor. Imma sah ihn an und hob das Buch ein wenig höher, wie um sich dahinter zu verstecken. Welches denn? Das, das dir am besten gefallt, sagte der Dichter. Mir gefallen alle, sagte Imma. Na los, lies eins vor, sagte der Dichter. Als Imma ein Gedicht vorgelesen hatte, in dem von einem Labyrinth die Rede war, von Ariadne, die im Labyrinth herumirrte, und von einem
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