2720 – Im Stern von Apsuma
erstaunliche Erkenntnisse zutage.«
Der untersetzte Händler konnte es nicht lassen. »Ich greife jetzt in die Tasche meines Leinenanzugs«, sagte er, »und hole den Datenchip mit allen relevanten Unterlagen hervor. Und zwar ganz langsam. Einverstanden?«
»Ein echter Witzbold«, gab der Größere seinem Kollegen recht.
»Und einen Datenträger von Lionel Sereny. Schon mal von ihm gehört?«
Die beiden Tefroder von der Gläsernen Insel sahen ihn fragend an.
»Der terranische Botschafter«, fuhr Blumencron fort. »Bei dem ich akkreditiert bin. Wir sind gute Bekannte. Sollte ich einfach so verschwinden, wird er früher oder später aktiv werden und Erkundigungen nach mir einziehen.«
Die Geheimdienstler schwiegen noch immer.
»Ihr macht das richtig gut. Die Stimmung auf Tefor ist im Umbruch, die Ordnung wird nur mühsam aufrechterhalten. Lunas befürchtete Ankunft lässt niemanden kalt. Da kommen dem Hohen Tamrat zusätzliche diplomatische Verwicklungen bestimmt nur recht. Und ihr seid gerade dabei, solche ernsten Verwicklungen heraufzubeschwören.«
»Was geht uns die Regierung an?«, fragte der Kleinere.
Ebenso gut hätte er sagen können: Wir sind der Geheimdienst. Wir dürfen alles.
Der Größere schien etwas vernünftiger zu sein. »Von welchem Schiff kommst du noch gleich?«, fragte er.
»Von der FRANCESCO DATINI.«
Der Geheimdienstagent nickte. »Ich bringe dich zurück an Bord. Während unseres kleinen Spaziergangs werde ich deine Angaben überprüfen. Wenn sie nicht stimmen ...«
»Sie stimmen«, sagte Blumencron schnell.
»Dann kann ich dir nur empfehlen, bis auf Weiteres an Bord der DATINI zu bleiben. Wir wollen schließlich nicht, dass es irgendwelche Missverständnisse gibt, oder? Denn uns ist wirklich nicht an diplomatischen Verwicklungen gelegen.«
Blumencron atmete erleichtert auf. »Gehen wir«, sagte er, bevor der Mann vom Geheimdienst es sich anders überlegte.
*
Als Blumencron ihre Wohnkabine betrat, sah Lebbovitz Trivid. Überrascht schaute er von der Sitzlandschaft auf. »Schon zurück?«
Der Händler schenkte sich ein Glas Absinth ein. »Der ist schon besser. Du hast die Flaschen ausgetauscht?«
Lebbovitz nickte.
»Wie es aussieht«, sagte Blumencron, »bleibt uns nur, Lunas Eintreffen zu erwarten.«
»Oder zu starten und das Helitas-System zu verlassen. Irgendwann werden die Tefroder ein Flugverbot erlassen.«
Blumencron schüttelte den Kopf. »Das ist keine Alternative. Ich wiederhole mich. Richtig gute Geschäfte werden sich erst machen lassen, sobald dieser Wahnsinn vorbei ist. So oder so. Ob der Erdmond nun hier eintrifft oder nicht.«
Lebbovitz schwieg.
Blumencron schwieg ebenfalls und trank einen Schluck. »Ich frage mich nur«, sagte er schließlich nachdenklich, »wie das Atopische Tribunal es geschafft hat, das Leben auf Tefor derart zu verändern, ohne dass auch nur ein einziges Schiff der Onryonen im Helitas-System aufgetaucht ist ...«
14.
Gefängniswelt Aunna
31. August 1514 NGZ
Schechter halluzinierte. Wirklichkeit und Einbildung verwoben sich zu einem fein gesponnenen Netz, in dessen Mitte der Tod lauerte.
Seit zwei Tagen ist er auf der Flucht. Er ist an seine Grenzen gestoßen, hat sie vielleicht schon überschritten.
Es gibt nichts außer der kalten Eiswüste.
Durst hat er nicht. Mit dem Thermostrahler, den er dem Dornwurm ausgebaut hat, schmilzt er Eis und Schnee und trinkt das klare Wasser. Aber der Hunger setzt ihm zu, und ihm wird trotz der Energiezellen immer wieder schnell kalt. Unglaublich kalt. Der Metallpanzer hält den eisigen Wind zwar ein wenig ab, hilft aber nur unzureichend. Will er es durchgehend wärmer haben, müsste er den Thermostrahler auf Dauerfeuer stellen, und dann wären die Energiezellen schnell erschöpft. So stellt er den Strahler auf die schwächste Stufe und erwärmt den Metallpanzer, der die Hitze dann an ihn weitergibt.
Er hat Hunger, und ihm ist kalt. Den Hunger kann er noch einige Tage ertragen, die Kälte macht ihm sehr zu schaffen. Sie verkraftet er nicht. In wenigen Stunden wird es vorbei sein.
Hat er das nicht gewollt? Hinaus in die Eiswüste, in der nichts ist, seine Arme niemandem gefährlich werden können? Weitergehen, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht, und dann einfach in der Kälte einschlafen, und das Leben gleitet aus ihm hinaus, und der ...
... und der Sand ist so heiß, dass er seine Wärme durch die Spezialschuhe spürt. Sand, so weit er schauen kann, eine Düne nach der anderen.
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