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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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tragen.“
    Er erschrak, schwieg eine Weile und behauptete dann:
    „Ich weiß nichts davon.“
    „So weiß ich mehr als du und werde dir diese fünf genau bezeichnen. Sind euch nicht nördlich vom Nid en Nil drei Händler begegnet, welche auf Eseln ritten?“
    „Nein“, würgte er mühsam hervor.
    „Lüge nicht! Du hast sie begrüßt und ausgefragt. Dann ließest du die Karawane vorausgehen und bliebst mit noch vieren bei den Händlern zurück, um sie zu ermorden, und wegen dieses Mordes bist du jetzt festgenommen worden.“
    Und mich an seine Leute wendend, fuhr ich fort:
    „Euer Anführer hat euch betrogen, ihr müßt zugeben, daß euch die drei Händler begegnet sind. Schedid erfuhr, daß sie viel Goldstaub besaßen, und beschloß, ihnen denselben abzunehmen. Er schickte euch voran und behielt nur vier bei sich, mit deren Hilfe er die Händler überfiel. Die fünf nahmen den Goldstaub an sich und haben euch jedenfalls die Tat verschwiegen, um nicht mit euch teilen zu müssen. War das kameradschaftlich gehandelt? Konnte nicht jeder von euch einen Anteil beanspruchen? Ihr wißt, wer die vier, welche mit dem Anführer zurückblieben, gewesen sind, und ich fordere euch auf, sie mir zu bezeichnen. Nur die Täter trifft die Strafe; die andern können unbehelligt in ihre Heimat zurückkehren. Schweigt ihr aber, so macht ihr euch der Tat mitschuldig. Das gebe ich euch zu bedenken.“
    Schedid versuchte den Folgen meiner Worte vorzubeugen, indem er in befehlendem Ton ausrief:
    „Wir sind keine Räuber, keine Mörder. Wir haben keinen Händler getötet und besitzen keinen Goldstaub. Meine Leute sind mutige Takaleh, und keiner von ihnen wird sich erniedrigen, dir, dem Ungläubigen, eine Antwort zu geben.“
    Die Takaleh waren vorhin bei meiner Rede unruhig geworden; sie hatten gegeneinander gemurrt; die Unschuldigen hatten im Begriff gestanden, sich von den Schuldigen zu scheiden, das hatte ich wohl bemerkt. Jetzt aber gaben sie diese Absicht auf; sie sagten nichts und bewegten sich auch nicht von ihren Plätzen. Ich hatte den von uns geretteten Händler mitgenommen und ihm verboten, sich zunächst sehen zu lassen. Er stand noch hinter dem Gebüsch, und ich rief ihn jetzt herbei. Er erhob seine Stimme schon ehe er mich erreicht hatte:
    „Effendi, sie sind da, alle fünf. Ich habe sie sogleich erkannt.“
    Er deutete auf den Schedid und noch vier andere, die ich sofort auch binden ließ. Wir untersuchten ihre Taschen, fanden aber nichts. Da ließ ich mir die Kamele zeigen, um die Decken, Sättel und Sattelsäcke zu durchsuchen. Das war von Erfolg. Jeder hatte seinen Anteil auf schlaue Weise versteckt, doch wurde alles gefunden. Erst nun hielten die Unschuldigen es an der Zeit, sich zu erklären. Einer von ihnen nahm das Wort:
    „Effendi, Allah weiß es, daß wir unschuldig sind. Verlange jeden Eid; wir sind bereit, ihn zu leisten. Wir wissen nichts von der Tat. Wir sind betrogen worden!“
    „Ich glaube dir und wiederhole meine Versicherung, daß euch nichts geschehen wird. Zwar muß ich auch euch zum Mudir bringen, doch wird er euch nicht festhalten. Nur wenn ihr euch weigert, mitzugehen, wird euch Strafe treffen.“
    Ich hatte einen guten Grund, schon hier im Wald nach dem Goldstaub zu suchen und dies nicht später in Faschodah geschehen zu lassen. Wenn nämlich der Mudir den Staub in die Hände bekam, so stand zu erwarten, daß ein Teil davon, vielleicht gar alles in denselben klebenbleiben werde. Das wollte ich mit Rücksicht auf den armen Händler verhüten. Ich nahm denselben also, während zum Aufbruch gerüstet wurde, beiseite und fragte ihn:
    „Kennst du vielleicht die Familien deiner beiden ermordeten Gefährten?“
    „Natürlich kenne ich sie. Wir drei waren nahe Verwandte und sind stets nur miteinander gereist. Du hast den Staub gefunden, Effendi. Was wird mit demselben geschehen? Besinnst du dich, daß du die Gnade hattest, mir zu sagen, daß ich wahrscheinlich wieder zu meinem Eigentum kommen werde?“
    „Ja, ich weiß es. Ich halte dich für einen ehrlichen Mann, der seine Verwandten nicht betrügen wird. Hier hast du den Staub. Du wirst erfahren haben, wo eure Esel sich befinden; hole sie dir, und mache dich auf und davon, damit dir nichts genommen werde!“
    Er hielt die fünf Päckchen in den Händen, blickte bald sie, bald mich an und fragte mit vor Glück zitternder Stimme:
    „Ist es möglich? Meinst du das wirklich so? Ich soll alles haben? Du willst nichts für dich behalten?“
    „Nein.

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