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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel Kostenlos Bücher Online Lesen
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abzuholen: die Million.
    »Dann waren aber seine Auftraggeber nicht weit. Man lässt so einen Kleinkriminellen, ein Landei wie Thornton, nicht längere Zeit unbeobachtet mit so viel Geld herumlaufen.«
    Vor dem Waldorf Astoria versuchte gerade ein dunkler Rolls-Royce in einer Lücke einzuparken. Schon beim ersten Versuch eilte ein in Uniform gekleideter Wagenmeister heraus und nahm dem Fahrer, einem weißhaarigen, winzigen Gnom, dieses schwierige Unterfangen ab. »Gibt es Leute, die ein solches Auto besitzen und selbst fahren?«, sinnierte Phil, als wir das Schauspiel betrachteten.
    »Vermutlich macht es doch hin und wieder Spaß, selbst zu lenken«, brummte ich. Der Wagen verschwand mit dem Hotelbediensteten des Parkservice am Steuer in Richtung der hauseigenen Tiefgarage und ich setzte den Jaguar in die entstandene Lücke.
    Das Waldorf war einmal das beste Haus der Stadt gewesen und besaß noch immer ein ganz besonderes Flair. Obwohl es neuere, hippere Luxushotels gab, hatte die Nobelherberge vor uns nach wie vor ihr betuchtes Stammpublikum und war äußerst beliebt bei Gästen, die den nostalgischen Charme des Hauses zu schätzen wussten.
    Wir betraten die Lobby und steuerten auf die Portiersloge zu, wo wir uns so unauffällig wie möglich auswiesen und darum baten, mit dem Sicherheitschef zu sprechen. Wenige Minuten später legitimierten wir uns in einem einfachen, karg eingerichteten Büro erneut.
    Wir wussten, dass wir lediglich eine Spur verfolgten und uns dabei auf dünnem Eis bewegten. Schließlich war Clarice Berenson bisher ein völlig unbeschriebenes Blatt und wurde mit keiner Straftat in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund führten wir mit Mister Miller eine kurze Diskussion über Diskretion auf der einen und freundliche Hilfe für das FBI auf der anderen Seite, dann konnten wir unsere Fragen stellen.
    »Die Dame auf den Fotos, das ist Clarice Berenson. Sie war bis vor zwei Tagen unser Gast.«
    »Hat der Mann auf dem Foto auch hier gewohnt?«
    Miller schüttelte den Kopf. Wenn er Hallburn erkannt hatte, so deutete kein Wimpernzucken darauf hin. Wir erfuhren, dass Clarice Berenson ein Stammgast war. »Sie wohnt immer bei uns, wenn sie in New York ist. Einige Tage ungefähr einmal im Monat.«
    Wir baten darum, das Zimmer zu sehen, das das Model bei seinem letzten Aufenthalt bewohnt hatte. Da die nächsten Gäste erst am Abend erwartet wurden, führte Miller uns in eine kleine Suite im 30. Stock. Schlafzimmer, Wohnraum, Bad – alles war hell und niveauvoll eingerichtet. In der kühlen Luft lag ein Hauch von Möbelpolitur und Zitrone.
    »Das Zimmer ist gründlich sauber gemacht worden. Sie werden hier nichts mehr finden«, warnte uns Mister Miller. Phil und ich ließen es uns dennoch nicht nehmen, alles genau zu inspizieren. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, so auf einen Hinweis zu stoßen, der uns weiterbrächte. Doch dieses Mal schien die Sorgfalt der Zimmermädchen tatsächlich keinen Krümel übersehen zu haben.
    Nachdem wir in jeden Papierkorb, unter das Bett und in jede Schublade geschaut sowie jeden Quadratzentimeter im Schlafzimmer, im Wohnraum und im Bad untersucht hatten, mussten wir feststellen, dass hier nichts übersehen worden war. Selbst der Notizblock war neu.
    Miller hatte uns stumm zugesehen und es war nicht zu erkennen, ob er es uns gönnte, etwas zu finden, oder stolz darauf war, dass seine Kolleginnen hier so gründlich zu Werke gegangen waren. Wir verließen die Suite. Auf dem Flur stand ein Zimmermädchenwagen, die junge Frau, zu der er gehörte, kam gerade aus einem Zimmer. Die Tür stand offen, ein Haufen Bettwäsche lag drinnen auf dem Boden.
    »Eine Abreise«, erklärte Mister Miller, vermutlich einfach nur, um etwas zu sagen. Das Zimmermädchen grüßte scheu, leerte den Papierkorb in einen dafür vorgesehenen Abfallbehälter am Wagen und legte ein ausgelesenes Taschenbuch obenauf. Sie ging ins Zimmer zurück und mir kam eine Idee.
    »Könnten wir mit dem Zimmermädchen sprechen, das bei der Abreise von Miss Berenson die Suite gesäubert hat?«
    Mister Miller schaute mich einen Moment nachdenklich an, dann nickte er. Wir hatten Glück. Penny, so hieß die Angestellte, war an diesem Tag ebenfalls im Haus und Miller bat sie in den Aufenthaltsraum für Mitarbeiter. Unserer Bitte, mit dem Zimmermädchen allein sprechen zu dürfen, kam Miller dennoch nur zögerlich nach. Schließlich führte er uns zu einer unscheinbaren Tür, hinter der sich eine graue Betontreppe und daneben

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