50 Einfache Dinge, Die Maenner über Sex Wissen Sollten
erklärte Tina Molin im August 2009 einfühlsam in der Welt: »Im Gegensatz zur Frau steht der Mann mittlerweile unter stärkerem Leistungsdruck.
Gefordert wird nicht nur eine unbezähmbare Libido einerseits, ebenso deutlich ausgeprägt wird nach seiner kultivierten Seite verlangt: Er soll im Bett sowohl das Tier sein, von dem die Alten noch berichten konnten, als auch das Herumfummeln an Fernbedienung und Blackberry unterlassen, um wahlweise vor dem Akt an sich - oder zum Dessert - mit seinen Facetten als galanter Entertainer oder schlicht geduldiger Zuhörer brillieren zu können.« So mancher Mann mag die Nase voll davon haben, außer im Beruf jetzt auch noch im Bett durch einen hingehaltenen Reifen nach dem anderen springen zu müssen, nur damit ihm bestätigt wird, keine zweite oder dritte Wahl zu sein.
Was Tina Molin und andere Journalistinnen erst allmählich begreifen, benannten bereits im Jahr 2001 die Autoren des wissenschaftlichen Fachbuchs Sexualmedizin als Problem. »Aus männlicher Sicht ist das Verhältnis zu Frauen schwieriger geworden, gespickt mit Fallstricken und Risiken«, heißt es dort.
Vor allem für jüngere Männer seien Frauen zu einer »diffusen Quelle des Unbehagens« geworden. Das liege auch daran, dass das sexuelle Miteinander immer wieder neu interpretiert, gedeutet und beurteilt werde, so dass Ungezwungenheit fast völlig verschwinde. Und weiter: »Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Quantität und Qualität der Sexualität in Paarbeziehungen stärker von Frauen als von Männern reguliert wird.« Dass männliche Sexualität häufig negativ bewertet werde, mache sie zu einem Problem, wenn nicht zu einer Gefahr - und zwar durchaus auch in der Selbstwahrnehmung vieler Männer. In denselben Jahrzehnten, in denen Frauen angeleitet wurden, ihre erotischen Wünsche immer fordernder - und ruhig auch mal ganz egoistisch - zu benennen und durchzusetzen, brandmarkte man dasselbe Auftreten von Männern als unterdrückerisch, aggressiv und rücksichtslos. Abfällige Schlagworte wie »schwanzgesteuert«,
»triebfixiert«, »Macho«, »Macker« und »Chauvi« beherrschten die erotische Kultur. Überraschend viele Männer übernahmen diese Abwertungen für sich und ihre Geschlechtsgenossen nur allzu bereitwillig und versuchten, einen Großteil ihrer männlichen Lust zu verleugnen.
Typisch für diese Entwicklung ist ein im Jahr 2010 veröffentlichtes Manifest einiger Männer bei den Grünen - bezeichnend mit »Nicht länger Machos sein müssen« betitelt. Der emeri-tierte Soziologieprofessor Gerhard Amendt vom Institut für Generationen- und Geschlechterforschung an der Universität Bremen kommentierte: »Das Manifest will neue Perspektiven im Arrangement der Geschlechter eröffnen - aber die Autoren scheinen sich eher abgewertet und hilflos vorzukommen. Denn sie wagen nicht >Ich< zu sagen; noch weniger >wir Männer<, sondern nur: was will die Frau, und: ist ihr Recht von dem, was ich will? Wenn sie sich Machos (...) nennen - ganz wie ein missbrauchtes Kind, das sich mit seinem Angreifer identifiziert -, dann haben sie sich nicht nur selber aufgegeben.«
Darüber, dass viele Männer eine Art Doppelleben führten, konnte man schon vor zehn Jahren in dem bereits genannten Lehrbuch Sexualmedizin Folgendes nachlesen: Diese Männer übten eine politisch-korrekte, aber auch behutsam-verzagte Sexualität mit ihrer Partnerin aus und verdrängten die weniger akzeptierten Elemente ihres Begehrens in die Freiheit der Selbstbefriedigung. Partnersex hingegen werde stark von Furcht beherrscht. So zeige eine Untersuchung des Leipziger Sexualwissenschaftlers Kurt Starke, »dass schon 16- bis 17-jährige Jungen im Zusammenhang mit sexuellen Themen von Versagens- und Kompetenzängsten geplagt werden, dass sie die sexuelle Begegnung mit einer Frau weniger herbeisehnen als oftmals geradezu fürchten, und dass sie die sexuelle Lust verlieren beziehungsweise gar nicht entwickeln können«. Wenn männliche Sexualität vor allem als Problem und Bedrohung gelte, gleichzeitig jedoch Aggression und Sexualität kaum voneinander zu trennen sind, bleibe vielen Männern nur noch der Rückzug in eine immer verkümmertere, ausgehöhlte Erotik, die ihrer Lebendigkeit beraubt sei.
Wie können Sie als Mann mit dieser verstärkten Lustlosigkeit umgehen?
Zunächst empfiehlt es sich, nicht zwanghaft nach Problemen zu suchen, wo keine vorhanden sind. Auch Männer müssen nicht immer Lust haben, nicht immer
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