52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
befinden?“
„Ja.“
„Und daß sie noch leben? Ha, jetzt begreife ich alles. Sie wollen zu Roulin, nach dem Tal des Todes?“
„Ja. Vorher aber erst noch nach Mohawk-Station!“
„Nicht wahr, um sich dort zweier Mädchen zu bemächtigen? Ihr seid eine schöne, allerliebste Bande!“
„Ich gehöre nicht dazu!“
„Was tut Walker heute abend in der Stadt?“
„Ich weiß es nicht.“
„Ich bin vollständig überzeugt, daß du genau den Zweck dieses Stadtbesuches kennst.“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Stelle dich nicht dumm! Es handelt sich um Señor Günther. Habe ich recht?“
Miranda war jedenfalls erschrocken, sie antwortete erst nach einer Pause und zwar mit hörbar gepreßter Stimme:
„Meinst du, daß Walker ihn besuchen will?“
„Ja, freilich meine ich das. Und zwar ist seine Weise, eine solche Visite zu machen, eine sehr eigenartige.“
„Wieso?“
„Nun, macht man nach Mitternacht Visiten?“
„So spät will er ihn besuchen?“
„Du unschuldiges Lamm! Du natürlich hast keine Ahnung davon! Nicht wahr, es ist dir völlig unbekannt, daß Walker nicht durch die Tür, sondern durch den Kleiderschrank Günther besuchen will?“
„Heilige Maria!“
Miranda stieß diesen Ausruf fast laut aus. Der Schreck hatte ihn ihr ausgepreßt, als sie hörte, daß selbst auch das heutige Vorhaben verraten war.
„Nicht so laut, Mirandchen!“ warnte Sam. „Du darfst dich vom Entzücken nicht so weit hinreißen lassen, die Bewohner dieses Hauses darauf aufmerksam zu machen, daß ich bei dir bin.“
„Ich war verwundert. Ich weiß nicht, was du mit dem Kleiderschrank meinst.“
„Ja, du weißt heute leider gar nichts. Es ist nur gut, daß ich alles weiß. Sobald nämlich dein Freund Walker durch den Schrank in Günthers Stube tritt, wird er arretiert.“
„Herr, mein Gott! Der arme Günther.“
„Höre, sorge dich nicht um ihn, er steht unter unserem Schutz. Sorge lieber um dich selbst. Es ist sehr leicht möglich, daß man auch dich für mehrere Jahre an einen Ort bringt, wo es dir nicht gefallen dürfte.“
„Du sagst, du liebst mich, du sprichst solche Worte! Deine letzte Vermutung ist wahnsinnig!“
„O nein. Wir waren von ihrer Richtigkeit so überzeugt, daß mein Gefährte nach der Stadt ist.“
Bei diesen Worten schnallte Sam seinen Lasso los, legte ihn in eine Doppelschlinge und trat schnell auf Miranda zu.
Diese stieß einen lauten Schrei aus, sprang auf und wollte sich entfernen. Er aber hielt sie fest.
„Betrüger!“ knirschte sie.
„Spitzbübin! Verliebte Mörderin!“
„Laßt mich los!“
„O nein. Ich habe Euch gesagt, daß ich Euch liebe, und wem ich mein Herz schenke, den halte ich fest.“
„Ich muß fort!“
„Bitte, laßt es Euch noch ein wenig bei mir gefallen!“
„Nicht einen Augenblick!“
„Jetzt, da wir uns nun endlich kennengelernt haben, wollt Ihr fort! Das ist nicht recht.“
„Häßlicher! Laßt mich los!“
„Pst, nicht so laut! Man könnte bemerken, daß wir noch zusammen sind, und das kann Euch doch nicht recht sein.“
„Mag man es bemerken! Man wird mich befreien!“
„Dabei würde auch ich ein Wort mitsprechen.“
„Soll ich um Hilfe rufen?“
„Tut dies ja nicht! Es wäre Euer letzter Ruf in diesem Leben.“
„Wollt Ihr mich etwa morden?“
„Mit Leichtigkeit! Es soll mir ein Vergnügen sein.“
„Schrecklicher Mensch!“
„Pah! Ein solcher Mord hat nichts Schreckliches. Es ist vielmehr eine Pflicht, eine solche Katze in der ersten besten Pfütze zu ersäufen. Übrigens will ich Euch jetzt zum letzten Mal warnen! Ich befinde mich hier in einem feindlichen Haus. Ich muß vor allen Dingen für meine Sicherheit sorgen. Gebt Ihr ohne meine Erlaubnis noch einen einzigen Laut von Euch, so stoße ich Euch die Klinge dieses Messers irgendwohin, wo sie Euch Schaden macht, nämlich in das Herz. Fühlt Ihr die Klinge?“
Sam hielt Miranda das Messer an den nackten Arm, den er am Handgelenk gepackt hatte.
„Das ist doch Euer Scherz?“
„Mein vollster Ernst.“
„Wer sollte so etwas glauben! Laßt mich!“
Sie versuchte, sich loszureißen, aber sofort hatte sie die Lassoschlinge um Arme und Leib, so daß sie sich nicht bewegen konnte.
„Da habt Ihr es! Nun seid Ihr gefesselt. Jetzt braucht Ihr nur um Hilfe zu rufen, wenn mein Messer Euch dahin senden soll, wo man keine Lüge mehr machen kann.“
„Herrgott! Was beabsichtigt Ihr eigentlich mit mir?“
„Gar nichts. Ich binde Euch noch ein wenig fester und
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