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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lege Euch auf das Sofa. Da bleibt Ihr liegen, bis Señor Steinbach zurückkehrt. Der mag bestimmen, was geschehen soll. Jedenfalls bringt er Euren lieben Walker nebst Bill Newton, Alfonzo und auch die andern mit. Wir werden dann so eine kleine Art Jury bilden und ein strenges Gericht halten.“
    „Schrecklich!“
    Sam schlang den Lasso fester um Miranda, legte sie auf das Sofa und setzte sich auf die Ecke des letzteren. Sie wagte es nicht, um Hilfe zu rufen, aber schweigen konnte sie auch nicht, dazu war sie zu aufgeregt, und das lag auch gar nicht in ihrem Temperament.
    „Señor, ich will Euch einen Vorschlag machen.“
    „Wohl zum Zweck, daß ich Euch losbinde?“
    „Ja.“
    „Behaltet ihn für Euch! Es wird nichts daraus. Und nun seid still, sonst stecke ich Euch dies ganze Sofa als Knebel in den Mund.“
    Miranda schwieg eine Weile, machte dann aber doch wieder einen Versuch, ihn durch Bitten zu rühren.
    Das waren die Worte, die Walker gehört hatte. Er hatte, als er leise herangekommen, an der Tür gelauscht und Mirandas flehende Worte vernommen. Der Gedanke, daß sie vieles, vieles von ihm wisse und daß sie alles verraten werde, wenn er sie in ihrer jetzigen Lage belasse, brachte ihn zu dem raschen Entschluß, sie zu erlösen. Vielleicht war gar kein Kampf nötig – ein Messerstich im Dunkeln, in die Brust des Jägers – pah!
    Walker zog also sein Messer heraus und öffnete die Tür so weit, daß er hinein konnte, legte sich auf den Boden und kroch über die Schwelle langsam hinein. Um die Hände zum Tasten freizuhaben, nahm er das Messer in den Mund. Er war fest entschlossen, Sam zu töten, um Miranda freizubekommen.
    Aber er hatte den dicken Jäger sehr falsch beurteilt. Sam hatte genug erfahren und erlebt, er war gewohnt, auf den kleinsten, geringfügigsten Umstand zu achten, da im Wilden Westen sehr oft das Leben von einer Kleinigkeit abhängt, der ein Unerfahrener gar keine Aufmerksamkeit schenken würde.
    Das Zimmer war nicht sehr groß und das Fenster desselben nicht geöffnet. Zwei Personen strahlen ein ziemliches Quantum Eigenwärme aus; jetzt, da die Tür geöffnet worden war, drang die Kühle der Nacht herein. Walker hatte diesen Umstand gar nicht in Berechnung gezogen; Sam aber fühlte die frische Luft. Die Tür war zugeklinkt gewesen, sie mußte soeben leise geöffnet worden sein. War etwa Steinbach bereits wieder da? Dieser hatte zwar alle Veranlassung, sich von den Bewohnern des Hauses nicht bemerken zu lassen, hier aber hätte er nichts mehr zu befürchten gehabt und konnte also ganz ohne Sorge hereinkommen. Derjenige, der die Tür geöffnet hatte, mußte also ein anderer sein, jedenfalls ein Feind.
    Sam saß auf dem Sofa. Sofort glitt er von demselben herab, so daß er den Kopf und infolgedessen auch die Augen möglichst tief an den Boden brachte. Es ist ja eine alte und allgemeine Erfahrung daß man im Dunkeln von unten nach oben blicken muß, wenn man etwas sehen will.
    Dazu kommt noch ein weiterer Umstand. Das Auge eines erfahrenen Jägers ist gewöhnt worden, sich auch des Nachts anzustrengen, er ist also imstande, im Dunkeln Gegenstände wahrzunehmen, die ein anderer schwerlich bemerken würde. Wer es noch nicht beobachtet hat, der möchte es kaum glauben. Das Auge eines Menschen ist für einen scharfen, geübten Blick selbst des Nachts zu sehen: es hat einen phosphorähnlichen, matten Glanz, und dieser Glanz wird desto stärker, je mehr es sich anstrengt, etwas zu sehen. Alle diese Umstände machen es möglich, daß man selbst im Dunkeln das heimliche Nahen einer Person bemerken kann.
    Da – in kurzer Entfernung von seinem Kopf leuchteten jetzt zwei Augen auf.
    „Señor, Ihr seid so still. Seid Ihr fort?“ fragte jetzt Miranda.
    Sam erhob sich schnell und antwortete:
    „Fort? Ihr denkt, Ihr seid allein? Da irrt Ihr Euch. Wir haben sogar Besuch bekommen.“
    „Besuch? Wen?“
    Da ertönte ein Geräusch wie von einem Sprung, dann war es still. Aber nach einigen Augenblicken war ein lautes Atmen und unterdrücktes Stöhnen zu vernehmen wie von Männern, die kämpfen und dabei nicht laut werden wollen.
    „Herrgott! Was geht hier vor?“ fragte Miranda.
    „Donnerwetter!“
    Im nächsten Moment hatte sich Sam mit dem Fluche ‚Donnerwetter‘ auf Walker geworfen und ihn am Hals gepackt. Der so unerwartet Überfallene gab sich Mühe, freizukommen, es gelang ihm aber nicht. Sam umschloß mit beiden Händen die Luftröhre des Feindes, um ihm den Atem abzuschneiden. In seiner

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