52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
eilt!“
„Langsam, langsam, liebes Schwesterchen! Ich weiß ja selbst nicht, wo er ist. Wir konnten natürlich nicht an jedem Tage genau wissen, wo wir beiderseitig uns aufhalten. Darum haben wir uns ein Rendezvous bestimmt, an dem wir uns zur festen Zeit treffen.“
„Wo ist das?“
„In Prescott.“
„Ah! Wo Señor Steinbach sich mit den anderen Señores befindet. Wie herrlich, wenn sie ihn träfen und gleich mitbrächten!“
„Langsam, langsam! Man darf sich nie das Unmögliche wünschen. Die Herren kennen einander ja gar nicht.“
„Aber sie können sich doch kennenlernen!“ behauptete sie.
„Das würde gar nichts helfen. Wie kann Señor Steinbach ihm sagen, daß Ihr diejenige seid, die –? Er weiß ja gar nichts davon.“
„Señor Steinbach? Oh, da kennt Ihr ihn schlecht. Der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ ist zwar nicht allwissend, aber er durchschaut auf den ersten Blick gleich alles. Er wird auch mich und Günther –“
„Ja, Günther, Günther!“ nickte er lachend.
Magda aber ließ sich durch seine freundschaftliche Ironie nicht irremachen, sondern fuhr fort:
„Und Günther durchschauen und ihn gleich mitbringen.“
„Schön! Dann fliegen wir beide dem lieben Günther mit ausgebreiteten Armen entgegen.“
Als bald nach diesem Gespräche Magda das Zimmer verlassen hatte, blieb Zimmermann noch lange mit seiner Selbstsucht, die er empfand, allein zurück, doch gelang es ihm endlich, die Stimme derselben zum Schweigen zu bringen.
Nachher kehrte Wilkins zurück und berichtete, daß nichts übrigbleibe, als bis auf morgen zum Zug zu warten. Die einzige Reisegelegenheit sei ein ‚Hühnerdieb‘, der unten am Ufer liege. Er gehöre aber dem Sohn des Stationers, der ihn nie als Transportmittel hergebe. – – –
Später wurden die Stühle hinaus auf den Balkon geschafft, der sich längs der ganzen Gebäudefront hinzog und für jedes Zimmer in verschiedene Abteilungen geteilt war. Man hatte von da aus eine reizende Aussicht über den Fluß hinüber nach den Eureka-Bergen.
In einer solchen Nebenabteilung saß eine junge, reizende Dame, die auch ihr Zimmer verlassen hatte, um die frische Luft und die Aussicht zu genießen. Sie hatte den Rücken halb herübergewandt und schien sich um die anderen nicht zu bekümmern. Die beiden Mädchen, Zimmermann und Wilkins sprachen miteinander. Dabei wurden die Namen genannt: Señor Wilkins, Señor Zimmermann, Señorita Magda und Señorita Almy. Da plötzlich erhob die Unbekannte sich vom Sessel und drehte sich zu den vieren herum, verbeugte sich und sagte:
„Entschuldigung, Señoritas und Señores! Ich höre da Namen, für die ich ein großes Interesse empfinden muß. Ist nicht ein Señor Wilkins mit seiner Tochter Almy unter euch?“
„Gewiß! Ich heiße Wilkins“, antwortete der frühere Pflanzer.
„Kommt Ihr vom Silbersee herab?“
„Ja“, antwortete er, einigermaßen erstaunt.
„Dann seid Ihr es; ja, dann seid Ihr es! Welch ein Zufall! Ich bin ganz glücklich, die Personen so unerwartet kennenzulernen, deren Schicksal mir eine so lebhafte Teilnahme eingeflößt hat.“
„Wie? Ihr kennt unsere Schicksale?“
„Ziemlich genau. Aber erlaubt, mich Euch vorzustellen. Der Name meines Mannes ist Howk. Ich reise, um mit ihm zusammenzutreffen. Ich bin aus Baltimore.“
Man verbeugte sich gegenseitig, und dann fuhr die Dame fort:
„Ihr verfolgt einen gewissen Walker?“
„Ja.“
„Und Roulin?“
„Gewiß. Woher wißt Ihr das?“
„Ihr kennt einen Master Steinbach?“
„Oh, sehr gut.“
„Sam Barth, Jim und Tim?“
„Ihr scheint gleich gut bekannt wie wir mit diesen Señores zu sein?“
„Sehr gut. Wir trafen uns in Prescott.“
„In Prescott! Also vor ganz kurzer Zeit?“
„Ja. Ich komme von dort her, direkt von dort. Ich logierte mit den Señores in einer und derselben Venta, nämlich bei der sogenannten gelehrten Emeria, und hatte das Vergnügen, nicht nur mit ihnen zu verkehren, sondern auch Teilnahme an ihren intimen Unterhaltungen zu nehmen. Das war die Folge eines kleinen Dienstes, den ich ganz zufällig den Señores leistete. Ich hatte nämlich Bill Newton getroffen.“
„Der ist ja am Silbersee gefangen.“
„Nein, er ist von dort geflohen, und zwar mit Hilfe eines gewissen Leflor, der aus Wilkinsfield dahin gekommen war.“
„Leflor? Um Gottes willen! Der am Silbersee?“
„Ja. Ich hätte Euch eigentlich sehr viel zu erzählen; aber jedenfalls wißt Ihr bereits alles. Wenigstens hörte ich,
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