52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
nicht.“
„So wäre diese schöne Miß Howk jedenfalls seine Verbündete?“
„Gewiß.“
„Und der Besitzer des Bootes auch ein Kumpan von ihm?“
„Vielleicht nicht; es ist möglich, daß er getäuscht oder gezwungen worden ist. Bleiben wir besonnen in unserer Lage. Du bist nicht gefesselt?“
„Nein, Magda auch nicht.“
Almy erzählte, wie sie mit der Freundin nach unten gebracht worden sei.
„Wir müssen Geduld haben“, tröstete sie ihr Vater. „Ich denke, man wird uns nicht sehr lange warten lassen. Wir erfahren sodann, welche Absichten man mit uns hegt.“
„Ich glaube, es ist auf unser Geld abgesehen.“
„Das hat man mir bereits abgenommen.“
„So wird man uns vielleicht bei Tagesanbruch ans Land setzen. Meinst du nicht?“
„Es ist möglich.“
Wilkins sagte das nur, um den beiden Mädchen die Herzen nicht noch schwerer zu machen, als sie bereits waren. Daß es nicht nur auf sein Geld abgesehen war, das wußte er genau. Befand er sich wirklich in Walkers Gewalt, so hatte man ihm jedenfalls dasselbe Schicksal zugedacht, das auch seinen Neffen Arthur und Adler, den Oberaufseher, getroffen hatte, ein Schicksal, das um so schrecklicher war, da es auf alle Fälle auch für seine Tochter bestimmt war. Ihr durfte er diese Gedanken nicht mitteilen.
„Was tun wir aber dann ohne Geld?“ fragte Almy besorgt.
„Wir werden gute Menschen finden, mein Kind. Jetzt denke ich noch nicht daran. Mir macht vor allen Dingen Zimmermanns Zustand Sorge. Er scheint sich gewehrt, also gekämpft zu haben. Ob er vielleicht verwundet ist?“
„Ich werde ihn untersuchen.“
Almy betastete den ganzen Körper des Bewußtlosen, konnte aber nichts Nasses fühlen. Blut war also nicht geflossen. Eben teilte sie dies ihrem Vater mit, als von draußen der Riegel zurückgeschoben wurde. Walker trat ein, mit einem Licht in der Hand, blickte sich um und zog die Tür hinter sich zu.
Es lagen einige Ballen und volle Säcke an der Wandung. Auf einen der ersteren hatte Magda sich niedergelassen. Walker setzte das Licht auf den Boden nieder, nahm dann auf einem Sack Platz und betrachtete die Anwesenden mit höhnischer Miene.
Zimmermann lag wie tot in der einen Ecke, Wilkins in der andern. Er hatte das Auge scharf und finster auf Walker gerichtet. Almy hatte sich neben Magda gesetzt. Beide Mädchen betrachteten den bösen Mann mit ängstlichen Augen.
„Kennt ihr mich?“ fragte Walker endlich.
Niemand antwortete.
„Wenn ihr nicht antwortet, werde ich euch dazu zwingen. Seht Ihr hier dieses Messer, Master Wilkins? Es wird Euch den Mund öffnen. Also sagt, ob Ihr mich kennt!“
„Nein.“
Dennoch wußte Wilkins, wen er vor sich hatte.
„So muß ich mich Euch vorstellen. Leider habe ich heute zufällig keine Visitenkarten bei mir; ich kann also nicht so höflich sein, wie ich gern sein möchte; aber ich denke, es wird für dieses Mal genügen, wenn ich Euch einfach meinen Namen sage. Ich heiße Walker.“
„Danke!“
„Kennt Ihr diesen Namen?“
„Er kommt häufig vor.“
„Hm! Es gibt aber doch wohl für Euch einen ganz bestimmten Walker. Nicht?“
„Allerdings.“
„Der bin ich. Ich hoffe, daß Ihr Euch über dieses unser Zusammentreffen freuen werdet.“
„Außerordentlich.“
„Schön. Ich kann Euch – jedenfalls zu Eurem Entzücken – sagen, daß wir längere Zeit beisammenbleiben werden.“
„Ich bin ganz begeistert.“
„Nicht wahr? Ja, gute Freunde müssen sich freuen, wenn sie einander für längere Zeit angehören können. Unsere Freundschaft ist übrigens keine so junge. Sie besteht eine Reihe von Jahren. Könnt Ihr Euch besinnen, wann wir sie geschlossen haben?“
„Sehr gut!“
„Es war an jenem Tag, an dem ich bei dem versoffenen Neger in Wilkinsfield ausgeräuchert werden sollte. Es gelang Euch nicht. Monsieur Leflor rettete mich. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Er ist ein prachtvoller Mensch. Meint Ihr nicht?“
„Ja, ganz recht.“
„An jenem Tag schlich ich früh durch Euren Garten. Die Señorita hatte sich wohl soeben erst erhoben und stand auf der Veranda. Ich befand mich unter einem Baum und betrachtete sie. Da machte sie einen solchen tiefen Eindruck auf mich, daß ich beschloß, sie zu meiner Frau zu erheben.“
„Scheusal!“ stieß Wilkins hervor.
Almy aber verhüllte ihr Gesicht, um den Menschen nicht ansehen zu müssen, der fortfuhr:
„Da damals meine Abreise eine sehr schnelle und heimliche war, so konnte leider aus unserer Verlobung und
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