52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Vermählung nichts werden; aber ich habe den Plan immer festgehalten und ihn niemals aufgegeben, und da uns heute der Himmel wieder zusammenführt, ist es also gleich das erste, was ich tue, daß ich Euch um die Hand Eurer Tochter bitte, Master Wilkins.“
Der Genannte sagte kein Wort.
„Nun, antwortet!“
„Lieber gebe ich sie dem Teufel als Euch.“
„Sehr schmeichelhaft! Ihr habt also vor mir noch viel mehr Angst als vor dem Teufel. Ich hoffe also, desto schneller fertig zu werden, nämlich mit Euch und mit mir. Also, Ihr wollt sie mir nicht geben?“
„Ich antworte gar nicht.“
„Wenn ich mir nun erlaube, sie mir zu nehmen?“
„Lieber stirbt sie.“
„Oh, es stirbt sich nicht so leicht. Ihr glaubt übrigens gar nicht wie gut ich es meine. Ich muß Euch das erklären. Es gab damals einen, der sie auch gern haben wollte, Monsieur Leflor. Ihr wiest ihn ab. Wenn der nun heute um sie anhielte? Was würdet Ihr ihm antworten?“
„Dasselbe, was ich ihm damals antwortete.“
„Nun, das würde Euch nicht viel nützen. Ich habe ihn zwar seit jener Zeit nicht wiedergesehen, aber ich denke, wenn ich ihm –“
„Gebt Euch keine Mühe“, fiel Wilkins ein. „Er ist hier bei Euch.“
„Sapperment! Woher wißt Ihr das?“
„Von Miß Howk.“
„Von der? Die hat es Euch verraten?“
„Sie sagte, daß er Bill Newton errettet habe.“
„Alle Teufel! Ja, so sind diese Frauenzimmer. Sie können nie den Schnabel halten. Diese Miß hat mir eine große Freude verdorben. Ich wollte Euch heute unsern Leflor und auch Freund Bill vorstellen. Nun, da Ihr es aber bereits wißt, ist das nicht nötig. Außer, Ihr habt große Sehnsucht nach diesen Señores?“
„Verschont mich!“
„Besonders Leflor freut sich, Euch wiederzusehen. Er hat Señorita Almy nicht vergessen. Damals erhielt er zwar einen Korb; jetzt aber beabsichtigt er dennoch, seine Werbung zu wiederholen. Ihr wollt ihn wieder abweisen. Das freut mich, denn das gibt mir Gelegenheit, Euch zu beweisen, daß ich Euer bester Freund bin und auch der Eurige, Señorita Magda. Kennt Ihr einen gewissen Roulin?“
Magda schauderte zusammen, antwortete aber nicht.
„Ihr schüttelt Euch? Nun ja, sehr liebenswert hat er sich freilich nicht gegen Euch betragen; aber er liebt Euch dennoch von ganzem Herzen und will heute seine Werbung wiederholen.“
„Der Schreckliche!“ stieß Magda hervor.
„Schrecklich? Ihr liebt ihn nicht?“
„Ich – verachte ihn.“
„O weh! Es ist schade, daß gerade die schönsten Mädchen keine Liebhaber haben wollen. Jammerschade! Wenn man Euch so betrachtet, wie ich jetzt – diese Augen und Wangen –“
„Schweig, Scheusal!“ donnerte Wilkins.
„Mach keine Komplimente, Alter, sonst gebe ich dir Anstandsunterricht, und zwar so, daß du eine Verbeugung machst, von der du dich sicher nicht wieder erheben wirst!“
„Vergifte den reinen Sinn dieser Mädchen nicht!“
„Reiner Sinn! Mach dich nicht lächerlich! Deine Tochter hat zwar Leflor abgewiesen, aber mit jenem verdammten Deutschen, deinem Oberaufseher, ein Liebesverhältnis gehabt.“
Wilkins stemmte sich in die Ketten, um sie zu zersprengen. Sie hielten fest.
„Vater, still! Ich bitte dich!“ flehte Almy.
„Und die andere hier“, fuhr der Freche fort, „wollte zwar von Roulin nichts wissen, ist aber die Geliebte des Kerls gewesen, der dort besinnungslos in der Ecke liegt.“
„Welch eine schändliche Lüge!“ rief Magda.
„Schweig, Lügnerin! Läge er nicht in einer Ohnmacht, so würde er es bezeugen müssen!“
Walker irrte sich. Zimmermann war nicht mehr ohnmächtig. Das Bewußtsein war ihm zurückgekehrt; er tat aber so, als ob er noch besinnungslos sei, da er dies für das allerbeste hielt, was er unter den gegenwärtigen Umständen tun konnte. Sein Kopf schmerzte ihn und schien das Gewicht von Zentnern zu haben; aber dennoch zog er leise die Kette an, um deren Festigkeit zu erproben und veränderte seine Lage langsam und unmerklich so, daß er, in der Ecke liegend, die Schulter an die eine und die Knie an die andere Wand stemmte. So konnte er die meiste Kraft entwickeln.
„Also ihr wißt, was euch bevorsteht“, fuhr Walker fort. „Ich will euch aber ein Mittel sagen, wie ihr eurem Schicksale entgehen könnt. Wenn Almy verspricht, meine Frau zu werden, so will ich sie schützen. Was sagt Ihr dazu, Wilkins?“
Der Gefragte antwortete nicht. Der Antrag war zu ungeheuerlich, als daß ein Wort darüber hätte gesagt werden können.
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