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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein so böses Frauenzimmer sein, wie Señor Balzer sagt? Ich glaube es nicht. So ein Gesicht ist nicht dasjenige eines schlechten Mädchens. Ich habe noch niemals ein so prächtiges Wesen gesehen. Warte, das Bild behalte ich!“
    Dann steckte er die in San Franzisco angefertigte Fotografie zu sich und schlich sich wieder aus der Kajüte hinaus.
    Der gute Mensch beabsichtigte keinen Diebstahl, denn er sagte sich, daß, wie die Dinge standen, die Gefangenen wohl sowieso ihre Habseligkeiten verlieren würden, aber Magda hatte einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht, und ihr Bild war ein Schatz für ihn, und überdies war die Fotografie einer so reizenden Dame für einen armen Schiffer an den wilden Ufern des Rio Gila etwas so ungeheuer Seltenes, daß er sich nicht lange mit Bedenken herumschlug, ehe er sie an sich nahm.
    Später sah der Bootsmann Walker hinabsteigen. Was wollte dieser unten? Warum kam er erst nach längerer Zeit wieder, und warum ging Roulin dann hinab? Dem ehrlichen Bootsmann hatten die Gesichter Walkers und Genossen nicht gefallen; er traute ihnen nicht viel Gutes zu. Wie nun, wenn hier ein Verbrechen begangen wurde, kam da die Mitschuld nicht auch auf die Bootsleute? Der Schiffer wollte und mußte sich überzeugen. Darum schlich er sich heimlich nach der Luke, stieg die Treppe hinab und lauschte. Er hörte nun Wort für Wort, was in dem Raum gesprochen wurde.
    Als dann Roulin vor Zimmermann floh und die Tür zugeriegelt hatte, konnte sich der Bootsmann nicht schnell genug zurückziehen, und beide stießen auf der Treppe zusammen.
    „Wer da?“ fragte Roulin zornig.
    „Bootsmann Forner.“
    „Was hast du hier unten zu suchen gehabt?“
    „Gehabt? Ich will ja erst hinunter.“
    „Lüge nicht! Du hast gehorcht!“
    „Alle Teufel! Wer hat mir schon einmal sagen dürfen, daß ich ein Lügner bin!“
    „So sage ich es!“
    „Das kann Euch einige blaue Augen kosten! Wer seid denn Ihr?“
    „Ein Passagier.“
    „So kann ich Euch viel eher fragen, was Ihr hier unten zu suchen habt. Verstanden? Ich gehöre auf das Boot und will nach dem Kielwasser sehen. Macht, daß Ihr hinaufkommt!“
    „Mensch, laß dir nicht etwa einfallen, zu den Gefangenen zu gehen!“
    „Die gehen mich nichts an. Übrigens habt Ihr mir gar nichts zu sagen. Señor Balzer ist mein Patron. Nach Eurer Pfeife hat hier kein Mensch zu tanzen.“
    Mit diesen Worten stieg Forner in den Kielraum hinab, um scheinbar nach dem Brackwasser zu sehen, aber als er wieder zurückkam, stand Roulin noch da, um ihn zu beobachten.
    „Potz Bomben und Granaten, was lehnt Ihr denn noch hier!“ fluchte da der Bootsmann. „Die Passagiere gehören in die Kajüte, nicht aber in alle Winkel, wo sie einem im Weg stehen!“
    „Rede anders, Bursche, sonst sage ich es deinem Patron, der mag dich fortjagen!“ entgegnete höhnisch Roulin.
    Das kam dem guten Schiffer sehr gelegen. Er antwortete nun mit absichtlicher Grobheit:
    „Hole Euch der Teufel! Denkt Ihr, daß sich der Bootsmann Forner vor dem ersten besten Hanswurst fürchtet? Ihr wärt mir gerade der rechte. Lauft zu wem Ihr wollt, aber kommt mir nicht etwa zwischen die Fäuste, sonst könntet Ihr bald mit einem von den Mäusen angefressenen Schokoladenpudding verwechselt werden!“
    Forner schob Roulin zur Seite und stieg an Deck. Dort lehnte er sich an die Brustwehr und dachte nach.
    „Eine verdammte Geschichte!“ brummte er. „Señor Balzer hat sich da in ein Ding eingelassen, das ihm viel Schaden machen und wohl gar den Kopf kosten kann. Auch über uns kann es kommen. Ich bin ein ehrlicher Kerl und mache mich aus dem Staub. Aber wie? Gehe ich im Zorn fort, so glauben sie, ich verrate die Geschichte, und verändern ihren Plan. Sie dürfen also gar nichts ahnen, daß ich davon sprechen will. Wie fange ich das Ding nur klug genug an? Ah, da kommt mir ein prachtvoller Gedanke! Ich ersaufe ein bißchen. Ja, ich ersaufe; das ist das allerbeste, was ich tun kann. Meine Sachen habe ich alle bei mir, und das Bild der schönen Señorita tue ich in meinen Tabaksbeutel; der ist aus einer Rehbockblase gemacht und läßt kein Wasser durch. Auf diese Weise wird das Bild nicht naß. Den Señoritas muß ich beistehen, ohne daß der Verdacht auf mich kommt. Der Kerl, den ich auf der Treppe traf, wird mich bei Señor Balzer verklagen, und dieser wird mich suchen, um mir einen Verweis zu geben. Er soll mich auf dem Achterdeck finden. Ich verteidige mich mit einigen Redensarten, mache einige Gestikulationen und

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