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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Entführung verwickelt? Wie ist denn das zugegangen?“
    Der Bootsmann erzählte, was er erfahren und erlauscht hatte; als er geendet, sagte der Wirt:
    „Da wird Euch eine Anzeige wenig oder wohl auch gar nichts nützen, Señor Forner.“
    „Warum nicht?“
    „Meint Ihr etwa, daß man sie verfolgen werde?“
    „Ich hoffe es.“
    „Nein. Der Alkalde und überhaupt eine jede obrigkeitliche Person wird sich hüten, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Auch Euch, Señor Lord, rate ich, Euch nicht in die Sache zu mischen. Es könnte fehlschlagen und sogar für Euch ein schlechtes Ende nehmen.“
    „Worin sollte das schlechte Ende bestehen?“
    „In einigen Kugeln, die man Euch auf den Pelz brennt.“
    „Meint Ihr, daß ich meinen Pelz hinhalte? Soll ich diese Leute ohne Hilfe lassen, da ich ihnen diese doch so leicht bringen kann?“
    „Da irrt Ihr Euch gewaltig. Ihr könnt ihnen nicht helfen.“
    „Das Gesetz ist für mich. Man hat sie auf ungesetzliche Weise ihrer Freiheit beraubt.“
    „Das Gesetz wird gegen Euch sein. Bedenkt, daß der Colorado die Grenze bildet zwischen hier und drüben, zwischen Arizona und Kalifornien. Die Tat ist in Arizona geschehen; legt das Boot an das andere Ufer, das kalifornisch ist, so hat kein Bewohner und keine Obrigkeit aus Arizona das Recht, sich an den Insassen desselben zu vergreifen.“
    „Nun, ich habe mich weder um Arizona noch um Kalifornien zu kümmern. Ich tue, was mir gefällt. Und da es mir gerade gefällt, mich der Bedrängten anzunehmen, so will ich den sehen, der es mir verbieten will. Was meinst du, Hermann?“
    „Daß es zwar Pflicht ist, sich der Unglücklichen zu erbarmen, daß aber ein jeder zunächst auf sich zu sehen hat.“
    „Das habe ich getan. Ich pflege täglich vierundzwanzig Stunden lang auf mich zu sehen. Jetzt habe ich nun einige Stunden Zeit für andere übrig.“
    „Die Leute gehen uns nichts an!“
    „Nicht? Sie sind Menschen und unsere Brüder.“
    „Es ist gefährlich!“
    „Hast du Angst?“
    „Angst nicht, aber keine Lust. Man weiß ja gar nicht, ob die Leute es auch wert sind, daß man sich für sie in Gefahr begibt.“
    „Wir werden es erfahren, ob sie es wert sind.“
    „Sie sind es wert“, sagte der Bootsmann.
    „Woher weißt du das?“ fragte Hermann.
    „Ich habe es ihnen angesehen. Der alte Herr ist sehr ehrwürdig, und wenn Ihr die beiden jungen Señoritas gesehen hättet, so – ah, daß ich das vergessen konnte! Ich habe ja das Bild der einen.“
    „Du? Wie kommst du dazu?“
    Diese Frage brachte Forner so ziemlich in Verlegenheit. Er blickte eine Weile zaudernd vor sich nieder, antwortete aber denn in aller Aufrichtigkeit:
    „Ich habe es wegstibitzt.“
    „Ah, so bist du ein Spitzbube?“
    „Nein, das bin ich trotzdem nicht. Als sie die Señorita eingesperrt hatten, fand ich ihre Fotografie am Boden liegen, und weil ich dachte, daß das Bild mir nützen könne, habe ich es an mich genommen.“
    „Hm, der Gedanke war nicht so übel. Zeige es doch einmal her!“
    „Hier ist es.“
    Forner zog den Tabaksbeutel hervor, öffnete denselben und gab dem Lord das Bild. Kaum hatte dieser einen Blick auf dasselbe geworfen, so rief er aus:
    „Himmel! Wer ist das! Hermann!“
    „Was?“ fragte der Genannte.
    „Das ist Tschita!“
    „Unmöglich!“
    „Ja, Tschita, die Sklavin aus Konstantinopel.“
    „Meine Schwester? Zeig her, Vetter!“
    Hermann nahm dem Lord das Bild aus der Hand und betrachtete es voller Interesse.
    „Ich lasse mich verkehrt aufhängen, wenn sie es nicht ist“, versicherte der Lord.
    Auch Hermann von Adlerhorst war betroffen.
    „Man sollte allerdings glauben, daß sie es sei“, sagte er.
    „Natürlich ist sie es! Wer soll es denn sonst sein?“
    „Wüßte ich nicht, daß wir die Schwester drüben in Freund Normanns Obhut zurückgelassen haben, so würde ich allerdings auch geneigt sein, dieses Bild für ihre Fotografie zu halten. Aber wenn ich es genauer betrachte, so sehe ich doch, daß wir uns täuschen.“
    „Täuschen? Unsinn!“
    „Und doch! Es ist eine andere. Die Ähnlichkeit ist aber ungeheuer groß.“
    „Natürlich! Geradeso, wie ich mir selbst auch ähnlich bin. Wie kommt ihr Bild nach Amerika?“
    „Blicke hier auf die Rückseite! Es ist in San Franzisco angefertigt.“
    „Da kann sie freilich nicht gewesen sein.“
    „Nein. Tschita ist es nicht; es ist eine andere, und diese andere muß ihr so ähnlich sehen wie eine Zwillingsschwester der anderen. Ich weiß

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