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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in seine Tasche gegriffen, um zwei kleine Revolver herauszuziehen. Das genügte, um für Steinbach freie Hand zu machen. Letzterer zog sein Beil aus dem Gürtel. Der ‚Eiserne Mund‘ lachte dazu. Vorhin, als das Beil geworfen worden war, hatte der Besitzer desselben es gar nicht für nötig gehalten, erst die lederne Scheide zu entfernen, in der es steckte. Jetzt aber zog er sie ab. Zwei schnelle Griffe, ein Druck an einem Hebel, und der Stiel des Beiles hatte sich in die Läufe eines Doppelgewehres verwandelt. Der eigentliche Beilkörper bildete einen Kolben in Axtgestalt, mit dem man einem Büffel den Kopf spalten konnte.
    „Also gibst du den Befehl, sie nicht anzurühren?“ fragte Steinbach nochmals.
    „Nein. Sie wird gemartert! Schieß doch!“
    „Du höhnst? Paß auf, wie der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ schießt!“
    Im Nu war geladen – den Kolben an die Backe – zwei Knalle – zwei neue Patronen in die Kammern – noch zwei Knalle – und die vier Maricopas, die das Mädchen nach der Insel gerudert hatten, lagen lang ausgestreckt am Boden – einer wie der andere durch den Kopf geschossen, wie sich später zeigte. Und zu gleicher Zeit tauchte aus dem Boden der Insel Wilkins' Gestalt auf, der Magdas Stricke durchschnitt und mit ihr wieder im Boden verschwand, geradeso schnell, wie er erschienen war.
    Dieser ganze Vorgang hatte sich in Zeit von einer einzigen Minute abgewickelt. Darum herrschte zunächst die Stille starren Erstaunens, droben auf dem Dach des Gebäudes, drüben bei dem Haufen der Maricopas und auch an dem Beratungsort, wo der Häuptling der letzteren offenen Mundes dastand und ebenso wie sein Begleiter mit weit aufgerissenen Augen nach der Insel starrte.
    Außer Steinbach und dem Häuptling der Apachen gab es nur einen, der trotz der kurzen Minute, die der Vorgang in Anspruch genommen hatte, sofort voller Geistesgegenwart handelte. Das war Sam, der Dicke.
    Die Tür des Missionsgebäudes öffnete sich, und Sam kam in langen Sprüngen, die man ihm bei seiner außerordentlichen Wohlbeleibtheit gar nicht zugetraut hätte, herbeigeeilt.
    „Master Steinbach, was ist geschehen?“ rief er. „Haben die roten Kerle vielleicht trotz der Verhandlung den Parlamentärfrieden gebrochen? Da soll sie sofort alle zusammen der helle, lichte Teufel holen! In Beziehung auf das Völkerrecht verstehen wir Herlasgrüner nämlich gar keinen Spaß.“
    „Es ist so etwas Ähnliches. Ich habe aber dafür vier von ihnen erschossen.“
    „So ist es recht! Wenn sie nicht Verstand annehmen, bringe ich die anderen auch noch um!“
    Damit trat Sam drohend vor den ‚Eisernen Mund‘ hin und schwang sein Gewehr in einer Weise, als ob er ihm mit dem Kolben den Kopf einschlagen wolle. Dieses Verhalten weckte den Häuptling aus seinem starren Erstaunen, und er wandte sich zornig an Steinbach:
    „Was hast du getan! Du hast vier meiner besten Krieger getötet!“
    „Ganz recht!“ lautete die ruhige Antwort.
    „Das ist eine Tat, die ich rächen muß!“
    „Du scherzt!“
    „Blicke mich an! Sehe ich so aus, als ob ich über die Ermordung meiner Krieger scherzen möchte?“
    „Du siehst sehr ernst aus, machst aber dennoch Spaß. Wie kannst du eine Tat rächen wollen, zu der du selbst mich vorher aufgefordert hast!“
    „Das habe ich nicht getan!“
    „Hast du nicht gesagt, daß ich schießen soll?“
    „Aber nicht sie töten!“
    „Ah! Meinst du, daß der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ sein Gewehr nur bei sich trägt, um in die Luft zu schießen? Wehe demjenigen, auf den es gerichtet wird. Er ist unbedingt des Todes.“
    „Ich wußte nicht, daß dieses Beil ein Gewehr sei.“
    „Das ist nur allein deine Schuld.“
    „Und daß du so weit schießen könntest.“
    „Ich habe es dir gesagt. Warum glaubtest du es nicht?“
    „Deine Flinte ist verzaubert. Das konnte kein Mensch vorher wissen.“
    „Ich habe dir gesagt, daß ich schießen werde. Du hast mich höhnisch aufgefordert, es zu tun. Du selbst bist also der Mörder deiner Leute. Du bist es aber auch noch aus einem anderen Grund. Du kamst zu uns, um mit uns zu verhandeln. Während der Verhandlung muß jede Feindseligkeit unterbleiben. Du aber hast ein weißes Mädchen vor unsern Augen und während unserer Beratung martern und töten lassen wollen. Du hast also den Frieden gebrochen. Ich habe dir Sicherheit und ungefährdete Rückkehr zu den Deinen versprochen, ich brauche dir dieses Versprechen nicht zu halten. Was willst du dagegen tun, wenn

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