52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Beil‘:
„Muß denn deine Hand einen Menschen berühren?“
„Nein.“
„Es kann auch ein Tier sein?“
„Ja.“
„Oder ein anderer Gegenstand?“
„Auch das.“
„Warum sollen wir da einen von uns töten lassen!“
„Ah, ihr fürchtet euch bereits! Ihr gebt schon im stillen zu, daß ich der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ bin!“
„Wir zweifeln, daß du es bist; dennoch aber kannst du es sein. Sieh hier diesen Schild. Er ist aus vierfachem, geräuchertem Büffelleder gemacht und hat noch kein Loch. Es sind viele Pfeile mit ihm abgewehrt worden, und noch keiner derselben hat ihn durchdrungen. Willst du uns den Beweis an diesem Schild liefern?“
„Gern. Ich bitte dich, ihn zu halten!“
„O nein, nein!“ wehrte der Maricopa ängstlich ab. „Wenn du wirklich der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ bist, so wäre ich verloren. Erlaube, daß wir ihn hier an diesen Baum aufhängen!“
„Meinetwegen.“
Der Alte schlug mit seinem Kriegsbeil einen Ast des Baums los und hing den Schild an den Stumpf.
„So!“ sagte er. „Jetzt kannst du es tun.“
Steinbach wollte zum Baum treten; der dicke Sam aber ergriff ihn beim Arme und sagte bittend:
„Hört, wenn Ihr etwas auf meine Bitte gebt, so tut mir den Gefallen und treibt es nicht zu weit!“
„Nur so weit, wie es geht!“
„Bedenkt, daß sich selbst ein Wilder nicht gern foppen läßt, zumal hier, wo es wohl auf Tod und Leben geht.“
„Ich weiß ganz genau, was ich tue.“
„Nun meinetwegen!“ sagte Sam unwillig. „So mögt Ihr Feuer in den Händen haben oder Schnaps im Kopf, mir ist es egal. Aber wenn sie nachher über Euch herfallen, dann werde ich es sein müssen, der Euch herauszuhauen hat.“
„Das werde ich schon selbst besorgen, lieber Sam. Paßt einmal auf, was jetzt geschieht!“
Steinbach trat mit diesen Worten zu dem Baum hin. Niemand hatte es beachtet, daß er vorher die rechte Hand einen Augenblick lang in den Gürtel gesteckt hatte. Nun stellte er sich zur Seite, so daß er einen bequemeren Hieb hatte, holte aus und schlug auf die Mitte des Schildes. Gleich darauf flammte ein Blitz auf und donnerte ein Krach, als ob jemand mit einem Gewehr geschossen habe. Dann trat Steinbach zurück und sagte:
„Seht her!“
Sofort trat das ‚Scharfe Beil‘ näher und betrachtete den Schild, dann nahm der Krieger ihn vom Baum weg und prüfte auch die Stelle des Stamms, über der der Schild gehangen hatte.
„Uff, uff!“ rief er verwundert.
Auch die anderen Maricopas kamen nun herbei, um ganz dasselbe wie er zu tun, und stießen laute Rufe der Verwunderung aus. Da ging Sam ebenfalls hin und griff nach dem Schild.
„Verdammt!“ rief er. „Ein Kugelloch!“
„Und seht den Baum an!“ lachte Steinbach.
Sam tat es. „Wollt Ihr mir einen Storch braten, Sir?“ meinte er ganz verwundert. „Hier sitzt die Kugel im Holz. Sie ist durch den Schild gedrungen und im Baum steckengeblieben.“
„Na, also!“
„Woher ist sie gekommen?“
„Vom Himmel hoch, wie es im alten Gesangbuchlied heißt, mein bester Sam Barth.“
„Macht keinen Unsinn! Das kann doch nur von einem Schießgewehr sein!“
„Pah! Seht hier meine Hand!“
Diese war, wie vorher, nackt und unbewaffnet.
„Etwas müßt ihr doch in den Fingern gehabt haben!“
„Ja, ich will es gestehen.“
„Aber was? Eine Pistole oder ein Revolver war es nicht. Beides hätte man gesehen.“
„Natürlich.“
„Was war es denn?“
„Später. Jetzt muß ich mit diesen Leuten reden.“
Das ‚Scharfe Beil‘ war nämlich herbeigekommen, hatte Steinbachs rechte Hand ergriffen und betrachtete sie auf das aufmerksamste. Dann drehte er sie nach beiden Seiten, befühlte sie und sagte endlich:
„Ja, du hast es bewiesen, du bist der ‚Fürst der Bleichgesichter‘. Ich glaube es.“
„Glauben es auch deine Gefährten?“
„Ja, alle.“
„So hoffe ich, daß ihr den Worten, die ich euch zu sagen habe, eure Aufmerksamkeit schenken werdet.“
„Sprich! Wir werden dich hören.“
„Warum seid ihr nach dem Silbersee gekommen?“
„Frage den ‚Eisernen Mund‘. Er wird es dir sagen.“
„Er ist nicht hier, und du bist der Sprecher.“
„Gehe hinein in das Haus und rede mit ihm. Ich darf nicht von dem sprechen, was du wissen willst.“
„Nun, du brauchst es mir nicht zu sagen. Ich weiß es bereits. Als ich bei euch gestern in dem großblättrigen Wald war, stand ich auf dem Baum, unter dem der ‚Eiserne Mund‘ wohnte und hörte ihn mit dem ‚Silbernen
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