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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weiter zurück und blickte höchst ratlos um sich.
    „Uff!“ sagte er. „Wer will ihn binden?“
    Keiner seiner Leute antwortete. Da aber zuckte es über sein scharfes, wetterhartes Gesicht. Es war ihm ein guter Gedanke gekommen. Er hielt nämlich Sam den Riemen hin und sagte:
    „Der ‚Dicke Bauch‘ mag ihn binden. Er ist sein Freund, da wird der Blitz nicht losgehen.“
    Sams Gesicht glänzte vor Vergnügen über diesen wahrhaft genialen Einfall des Indianers. Er ergriff auch wirklich den Riemen, trat zu Steinbach und sagte:
    „Gut, ich werde ihn binden. Aber obgleich ich sein Freund bin, kann der Blitz doch losgehen, denn er ist zornig auf euch, weil ihr ihn gefangennehmen wollt. Nehmt euch also in acht, daß die Kugel nicht euch trifft.“
    Das wirkte augenblicklich. Sie wichen um mehrere Schritte weiter zurück, während Sam tat, als ob er Steinbach binden wolle. Dieser hatte unterdessen einen kleinen, kugelrunden Gegenstand aus der Tasche gezogen und meinte zu dem Dicken:
    „Das ist die Granate. Gut, daß die Roten etwas zurückgewichen sind. Da bekommen wir den Gestank nicht auch mit. Paßt einmal auf! Sobald ich werfe, lauft Ihr, so schnell wie Ihr könnt, dem Haus zu.“
    „Ihr denkt, sie schießen, wenn wir fliehen?“
    „O nein, daran ist nicht zu denken. Es ist nur des Gestankes wegen.“
    „Ist der denn gar so groß?“
    „Werdet sehen!“
    „Mach schnell!“ gebot da der Indianer, dem die Sache zu lange dauerte.
    „Ja, ja! Aber ich glaube doch, der Blitz geht los. Reiß aus, Alter!“
    Der Indianer tat wirklich einen schnellen Sprung nach rückwärts, denn er sah, daß Steinbach mit der rechten Hand zum Wurf ausholte. Die Granate flog auf den Boden und zerplatzte – ein Krach, ein lautes Zischen und Prasseln – ein Augenblick tiefer Stille, dann aber ein Heulen und Brüllen, als ob hundert böse Geister losgelassen worden seien.
    Steinbach und Sam sprangen dem Haus zu. Sie hatten es noch nicht erreicht, so hörten sie ein lautes, vielstimmiges Gelächter vom Dach und aus den Fenstern schallen.
    „Halt, Sam! Umblicken!“ gebot Steinbach.
    Beide hielten im Lauf inne und sahen zurück. Da bot sich ihnen ein Anblick, der allerdings ganz und gar nicht zum Weinen war.
    Die Granate hatte beim Zerplatzen einen geradezu undurchdringlichen Qualm entwickelt, so daß die Maricopas die beiden Flüchtlinge gar nicht sehen konnten. Jetzt jedoch hatte ein Windstoß diesen Dampf gelichtet und zur Seite gefegt, und nun sah man die Wirkung, die die Granate hervorgebracht hatte.
    Die meisten Indianer liefen, was sie laufen konnten, davon, sich mit den Händen die Nase zuhaltend. Viele sprangen wie besessen hin und her, brüllten wie die Stiere und warfen die Arme in die Luft. Andere wieder hatten sich auf den Boden gelegt, steckten die Nase in den Sand und strampelten dabei wie verrückt mit Händen und Füßen. Einige waren direkt in das Wasser des Sees gesprungen und tauchten, um dem höllischen Gestank zu entgehen, unter. Er kam ihnen aber, sooft sie den Kopf über die Wasserfläche erhoben, um zu atmen, wieder in Mund und Nase, so daß sie schleunigst wieder verschwanden. Unglücklicherweise für sie trieb der Windhauch den Qualm nach dem Wasser hin, in dem sie herumpaddelten. Ihre einzige Rettung bestand also in Flucht. Sie sprangen daher an das Ufer und rannten den anderen nach, dabei schreiend und heulend, als ob sie vom Teufel verfolgt würden.
    Das Gelächter der Missionsbesatzung aber brauste wie ein Sturm auf den See hinaus.
    „Himmelelement!“ hörte man die geradezu wiehernde Stimme des langen Jim. „Welcher Teufel ist denn in die Kerle gefahren? Was ist das für ein Rauch? Wo kommt er her?“
    Sam stand nicht etwa mehr neben Steinbach, sondern er hatte sich einfach gleich in das Gras gesetzt und brüllte förmlich vor Lachen. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
    „Seht Ihr's? Seht Ihr's, Master Steinbach?“ fragte er. „Seht Ihr den Kerl dort, der wie ein Affe auf den Baum klettert, weil er denkt, daß es oben nicht so stinken werde wie unten? Die Beine, die Beine, die er macht! Er kann gar nicht klettern, aber dieses verdammte Parfüm treibt ihn hinauf. Oh, oh, oh! Hahahaha! Er verliert das Messer, den Gürtel, alles, alles! Schaut, da hat sich ein Fetzen vom Qualm losgerissen und wird nach dem Baum getrieben. Jetzt – jetzt erwischt er ihn! Jetzt steckt der Kerl gerade mit der Nase drin! Prosit, prosit! Wohl bekomme es! Prieschen gefällig, mein Herr? Ah,

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