52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
hahahaha! Jetzt rutscht er herunter! Droben ist's noch schlimmer als unten! Er rutscht nicht, er fällt – reckt alle viere in die Luft – springt auf und rennt ins Wasser – wieder heraus und fort! Oh, so etwas, nein, so etwas! Da ist doch selbst Herlasgrün nichts dagegen! So etwas habe ich noch nicht erlebt, nein, so etwas noch nicht! Hahahaha!“
Steinbach war trotz dieser Szene ernst geblieben. Er hatte das Experiment schon einige Male gemacht und kannte die Wirkung desselben.
„Kommt, Sam!“ sagte er. „Wir haben unseren Zweck erreicht und müssen auch an das Weitere denken.“
„An das Weitere? Was könnte das sein? Zunächst muß ich mir die Indsmen betrachten. Diesen Anblick muß man bis zum Ende genießen, denn so etwas erlebt man wohl nicht sogleich wieder.“
Als er aber sah, daß Steinbach nach der Tür ging, folgte er ihm doch nach. Man hatte sie für sie offengelassen. Hinter ihnen wurde sofort geschlossen.
Vorhin, als Wilkins den Ort der Beratung so schnell verlassen hatte und nach dem Haus geeilt war, traf er hinter der Tür auf Karl Zimmermann, der sich die Szene durch das Guckloch betrachtet hatte.
„Was gibt es? Was ist geschehen?“ fragte der junge Mann. „Warum seid Ihr so eilig davon?“
„Um die Miß zu retten.“
„Welche Miß?“
„Die Weiße, die bei den Indsmen ist.“
„Meint Ihr etwa Magda?“
„Ja. So heißt sie, wie mir Master Steinbach sagte.“
„Was ist mit ihr? Schnell, schnell!“
„Habe keine Zeit. Es eilt!“
Wilkins wollte fort. Zimmermann aber hielt ihn am Arm fest und sagte:
„Bei Gott, ich lasse Euch nicht fort! Ihr müßt mir sagen, was mit ihr ist!“
„Was geht Euch das an! Laßt mich!“
„Was es mich angeht? Bin ich ihr nicht durch Prärien, Wälder und Wüsten gefolgt um –“
Nun besann sich Wilkins.
„Ah, richtig!“ sagte er. „Ihr habt sie ja erretten wollen. Na, einen Begleiter kann ich brauchen. Habt Ihr Waffen bei Euch?“
„Die Büchse nicht, aber Messer und Pistolen.“
„Das genügt. Kommt!“
Wilkins zog ihn durch den Gang bis in den Hof. Dort hatten sie gar keine Augen für die wenigen Apachen, die sich da befanden. Es ging zu einer Tür hinein und eine Treppe hinab. Da stand eine Laterne, die Wilkins anbrannte. Noch eine Treppe tiefer erreichten sie einen schmalen, niedrigen Gang, der ganz aus dicken, festen Quadern gemauert war.
„Hier hinein! Aber schnell!“ sagte Wilkins.
Sie mußten gebückt gehen, das erschwerte den Weg; dennoch eilten sie sehr rasch weiter. Es schien Zimmermann, als ob dieser unterirdische Gang gar kein Ende nehmen wolle, als ob er meilenlang sei. Endlich endete er an Stufen, die in die Höhe führten, sehr schmal und sehr eng.
Beide nahmen sich nicht die Zeit, die Stufen zu zählen, noch irgendein Wort zu sprechen, und erst, als sie oben ankamen, so daß ihre Köpfe fast an eine steinerne Platte stießen, fragte Zimmermann:
„Wo sind wir jetzt? Wo kommen wir hin?“
„Wir stehen im Innern der kleinen Insel im See. Diese Platte ist sehr dünn und mit Gras bewachsen, so daß man sie von ihrer Umgebung nicht unterscheiden kann. Hören Sie etwas?“
„Ja, menschliche Stimmen.“
„Es sind Indianer. Und da! Horcht!“
„Eine Frauenstimme.“
„Das ist Magda Hauser.“
„Herrgott! Was wollen sie mit ihr?“
„Sie soll an den Marterpfahl.“
„Oho! Hinaus, hinaus! Ich muß sie retten!“
Zimmermann wollte die Platte heben. Wilkins aber hinderte ihn daran.
„Halt, junger Mann, nicht zu hitzig. Jetzt warten wir!“
„Bis sie tot ist!“
„Nein, sondern bis die Indsmen tot sind.“
„Pah! Wer wird sie töten? Von den Unsrigen kann doch keiner auf die Insel, und für eine Kugel ist es viel, viel zu weit.“
„Steinbach schießt.“
„Bis hierher nicht.“
„Ihm ist alles zuzutrauen.“
„Dann trifft er wohl gar auch Magda mit.“
„Er ist ein sicherer Schütze.“
„Darauf verlasse ich mich nicht. Wie viele Indianer sind bei ihr?“
„Vier.“
„Vier? Nur vier? Und ich soll hier warten? Das fällt mir nicht ein! Ich trete hinaus!“
Der junge Mann wollte abermals die Decke entfernen. Wilkins hielt ihn jedoch zurück und warnte in ernstem Ton:
„Wenn Sie voreilig handeln, werden Sie die Dame nur verderben und sich selbst auch mit. Sie haben es nicht nur mit diesen vier zu tun, sondern mit allen andern auch. Sie können vom Ufer aus mit ihren Kugeln und Pfeilen die Insel sehr leicht bestreichen.“
„Dann ist überhaupt an eine Rettung der
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