52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
nicht wieder erwacht!“
„Unsinn! An einer Ohnmacht ist noch keine Fliege gestorben, viel weniger eine Dame.“
„Ich habe solche Angst.“
„Und Sie wollen ein Jäger sein und diesen Haufen Maricopas verfolgt haben!“
Da blickte Zimmermann ihn ernst an und antwortete:
„Das ist etwas anderes. Um mich habe ich niemals Angst, um einen anderen Menschen aber kann und darf ich sie haben, ohne eine Memme zu sein. Vielleicht verstehen Sie das nicht, Master Wilkins.“
„Na, bitte, verzeihen Sie! So war es freilich nicht gemeint. Wenn man jemand lieb hat, so ist die Angst begreiflich, die selbst der Beherzte empfindet. Ich kenne das. Ich habe eine Tochter. Und diese Dame hier ist Ihre – hm! – Ihre Verwandte?“
„Nein. Ich sah sie nur zweimal, ganz vorübergehend, so daß ich kaum einige Worte mit ihr wechseln konnte. Dennoch aber habe ich die Pflicht –“
Er hielt inne, denn Magda hatte sich bewegt. Rasch legte er den Mund an ihr Ohr und sagte:
„Magda! Señorita Magda!“
„Was?“ hauchte sie, ohne aber die Augen zu öffnen.
„Sehen Sie mich! Ich bin da.“
„Wer?“
„Karl! Carlos! Sie sind gerettet!“
„Gerettet – Carlos!“ flüsterte sie. Da glitt ein glückliches Lächeln über ihr schönes Gesicht; aber die Augen blieben doch geschlossen. Es war, als ob sie in einen Schlaf versinken wolle.
„Wir dürfen sie nicht hier liegen lassen“, meinte Wilkins. „Tragen – das möchte ich auch nicht. Sie scheint auf Sie zu hören. Versuchen Sie es, sie munter zu machen!“
Zimmermann näherte seine Lippen abermals ihrem Ohr und sagte in bittendem Ton:
„Magda! Hören Sie mich?“
„Ja“, antwortete sie, aber erst, als er seine Frage wiederholt hatte.
„Bitte, sehen Sie mich an!“
Jetzt schlug sie die Augen auf, richtete den Blick auf ihn, hielt denselben einen Moment auf ihn geheftet und ließ dann die Lider wieder sinken.
„Er ist es“, lispelte sie. „Schöner Traum!“
„Es ist kein Traum. Sie wachen. Bitte, sehen Sie mich noch einmal an, Señorita.“
Sie schlug die langen Wimpern abermals empor. Ihr Blick wurde belebter, selbstbewußter.
„Kein Traum?“ fragte sie, umherblickend.
„Nein. Es ist Wirklichkeit.“
„Wirklichkeit?“
Sie richtete sich auf und blickte abermals um sich. Ihr Gesicht war blaß gewesen. Jetzt aber schoß eine glühende Röte in dasselbe.
„Mein Gott, hier habe ich gelegen“, flüsterte sie. „Carlos! Wo bin ich denn? Wer ist dieser Señor?“
„Señor Wilkins, Ihr Retter.“
„Mein Retter? Also bin ich wirklich gerettet?“
„Ja. Sie sind hier in Sicherheit.“
„Wo sind die Indianer?“
„Draußen am See. Sie, Señorita, befinden sich im Innern der Insel. Wir haben Sie hereingeholt.“
„Ich dachte, man wolle mich erschießen.“
„Die Kugeln waren auf Ihre Peiniger gerichtet, die nun tot sind.“
„Tot!“ schauderte sie zusammen. „Schrecklich, schrecklich! Aber Gott sei ewig Dank, wenn ich mich wirklich in Sicherheit befinde! Was habe ich ausgestanden!“
Sie schlug die Hände vor das Gesicht, und nun kamen ihr die Tränen. Sie weinte.
Die beiden Männer ließen sie gewähren. Endlich sagte Wilkins.
„Beruhigen Sie sich, Señorita, Sie haben nichts mehr zu befürchten. Der Schutz, unter dem Sie sich hier befinden, ist stark genug, Sie gegen jedes fernere Weh zu bewahren.“
„Mein Vater! Meine Mutter!“
„Hoffentlich werden Sie beide wiedersehen. Bitte, ermannen Sie sich. Es ist nicht gut möglich, daß wir uns länger hier verweilen.“
„Wohin gehen wir? Wohin führen Sie mich?“
„In das große Haus am See, das Sie gesehen haben werden.“
„In die Mission, wo die Apachen sind? Werden sie mich nicht feindlich behandeln?“
„O nein. Die Apachen sind Ihre Freunde. Wir haben ja bereits seit gestern auf sie gewartet, um Sie zu retten.“
„Seit gestern? Ah! Es war ein Señor im Wald, der heimlich mit mir von Rettung sprach.“
„Er ist hier. Er ist es, der die vier Indianer erschossen hat, die Sie an den Marterpfahl gebunden hatten. Sie finden lauter Freunde, Leute, die es gut mit Ihnen meinen. Ich werde Sie zu meiner Tochter bringen, von der Sie einen freundlichen Empfang zu erwarten haben, zumal Sie einer Person so ähnlich sehen, die wir sehr lieb gehabt haben. Glauben Sie, daß Sie nun wieder gehen können?“
„Ich glaube. Versuchen wir es!“
Wilkins schritt mit dem Licht voran, Magda folgte, und Zimmermann machte den Schluß. Das ermattete Mädchen kam nur langsam
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