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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Señor.“
    Der Rote nickte schweigend.
    „Ich bitte Euch also, Euch an einen anderen Tisch zu setzen.“
    Der Rote schüttelte schweigend den Kopf.
    „Habt ihr gehört?“
    Er nickte.
    „So tut doch auch, was ich euch sage!“
    Er ergriff die Flasche, deren Stöpsel die Señorita bereits für Sam geöffnet hatte.
    „Halt!“ rief sie. „Die gehört dem anderen Gast.“
    Er führte trotzdem die Flasche an den Mund.
    Da sprang sie herbei, wollte sie ihm nehmen und ergriff seine Hände, um sie mit der Flasche von seinen Lippen wegzuziehen. Er setzte die Flasche nur langsam ab, stellte sie auf den Tisch, schüttelte die Hände der Señorita von sich, ergriff letztere bei den Schultern und drückte sie, ohne aber ein einziges Wort dabei zu sagen mit solchem Nachdruck auf den Boden nieder, daß sie gerade auf den Tonkloß zu sitzen kam, der noch an derselben Stelle lag, wo er ihr entfallen war, als Sam den Kopf ihres Angebeteten einen Schafskopf genannt hatte. Dann griff der Apache wieder nach der Flasche, führte sie an die Lippen und trank sie aus.
    Der Señorita schien die Fähigkeit, sich bewegen zu können, abhanden gekommen zu sein. Sie blieb mit ausgespreizten Armen und Beinen eine Weile sitzen, hatte den Mund offen und hielt die Augen entsetzt auf den Häuptling gerichtet, der sich ganz ruhig wieder auf den Stuhl niedergelassen hatte und gar nicht mehr auf sie zu achten schien.
    Dann aber kam es plötzlich über sie, als ob sie auf einer Spannfeder gesessen habe. Sie schnellte empor, streckte ihm die geballten Fäuste entgegen und rief mit vor Zorn bebender Stimme:
    „Mir das? Mir?“
    Er nickte.
    „Mir, der gelehrten Señorita Emeria! Ist das nicht unerhört, nicht schändlich?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nicht? Was? Also nicht? Wißt Ihr, wer und was ich bin? Ich, eine Künstlerin, eine Gelehrte, soll mich von einem Menschen, der nur ein Indianer ist, in dieser Weise – oooh! Brrr!“
    Emeria konnte nicht weitersprechen, denn der Apache war mit blitzartiger Schnelligkeit an ihrem Tisch, ergriff das Wassergefäß, in das sie die Hadern beim Modellieren getaucht hatte, und goß ihr den ganzen, weißgrauen, tonigen und schlammigen Inhalt über den Kopf. Das Gefäß selbst stülpte er ihr dann noch oben darauf.
    „Abkühlen!“ sagte er.
    Im nächsten Augenblick saß er wieder ruhig auf dem Stuhl, als ob nichts vorgefallen sei.
    War sie vorhin ihrer Sprache beraubt gewesen, so dauerte dies jetzt noch länger, ehe sie dieselbe wiederfand. Ihr Anblick war freilich zum Malen. Erst schon voller Tonflecke, tropfte sie jetzt von oben bis unten von der triefenden Brühe. Diese war ihr in die Augen, den Mund und die Nase gedrungen. Sie pustete, hustete, nieste und schüttelte sich. Um die Nässe wenigstens aus dem Gesicht schnell loszuwerden, hob sie das schwarze Kleid empor und wischte sich damit Kopf, Stirn, Wangen, Kinn und Hals ab. Jetzt endlich bekam sie die Augen frei, konnte sie sehen und vermochte wieder zu sprechen:
    „So etwas! So etwas!“ keuchte sie. „Ein Überfall! Eine schändliche Beleidigung und Behandlung! Ich werde meinen Peon hereinrufen. Und dann, wenn erst mein Freund, der Professor Barth kommt, so werden beide mich rächen. Noch weiß ich nicht einmal, ob Ihr das Bier bezahlen könnt, welches –“
    „Pst!“
    Es war nur dieser eine Laut, mit dem der Rote sie unterbrach; aber dies geschah in einer solchen Weise, daß ihr die Zunge sofort stille stand. Der Apache hatte so etwas Eigenes an sich. Ein einziger Blick von ihm wirkte mehr, als die lange Rede eines anderen.
    Er griff in die Gürteltasche, zog einen kleinen gelben Gegenstand, der fast die doppelte Größe einer Erbse hatte, hervor und hielt ihr denselben hin.
    „Bezahlen“, sagte er.
    Sie warf einen Blick darauf, und sofort erhellten sich ihre soeben noch so finsteren Gesichtszüge.
    „Ein Nugget! Ah, von dieser Größe! Ich werde es sogleich wiegen und Euch das übrige nachher herausgeben. Das Bier kostet einen halben Dollar.“
    An Orten, wo Goldgräber verkehren, bezahlen dieselben meist mit Goldstaub und Goldsand. Infolgedessen befindet sich jeder Geschäftsmann im Besitz einer Goldwaage. Das war auch bei der Wirtin der Fall. Sie wog das Nugget, zog den halben Dollar von dem Wert des Goldes ab und zählte dem Apachen das übrige auf den Tisch.
    „Dreck!“ sagte dieser und strich mit dem Arme das Geld vom Tisch herab, daß es auf die Diele fiel.
    „Herrgott! Ihr werft es herunter!“ rief sie. „Es sind vier und

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