52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
zweiten. Ich hatte einen jungen Deutschen kennengelernt, der längere Zeit hier im Land gelebt hat und dasselbe genau kennt, einen guten, braven Jungen, aber arm. Ihn schickte ich auf die eine Spur, und ich selbst nahm die andere. Wir machten aus, uns nach Prescott Nachricht zu geben.“
Steinbach lächelte seit einiger Zeit vergnügt vor sich hin. Günther bemerkte dies gar nicht, sondern fuhr in mißmutigem Ton fort:
„Ich bin der Fährte wie ein Hund gefolgt, bis hinab nach Yuma. Da hörte sie auf.“
„Ohne alles?“
„Nein, sondern mit Brillantfeuerwerk und Tableau. Sie endete nämlich im Haus eines alten Spaniers, der sich eine junge Erzieherin für seine holden Rangen geholt hatte. Diesen beiden war ich nachgelaufen. Hole sie der Teufel für jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!“
„Und dein Kompagnon?“
„Der steckt irgendwo und läßt nichts von sich hören.“
„Vielleicht war seine Fährte auch eine falsche.“
„Möglich. Das kann mich aber nicht abhalten, weiter zu suchen. Ich höre nicht eher auf, als bis ich sie finde. Ich steige hinunter in den Krater des Vesuvs und hinauf auf die Spitzen des Himalaja. Ich renne nach Spitzbergen und laufe Schlittschuh bis nach der Sahara. Ich schlage die ganze Menschheit tot, bis endlich mir einer Auskunft gibt, wo ich sie finde.“
„War sie denn wirklich so schön?“
„Pah! Was nützen Worte? Ein jeder hält eben die Seinige für die schönste und herrlichste.“
„Aber bürgerlich!“
„Ich heirate sie und wenn sie im Bezirksarmenhaus geboren wäre.“
„Ich kenne dich nicht mehr.“
„Ich mich auch nicht. Von Yuma komme ich mit der Diligence bis hierher. Ich dachte, den Kameraden zu treffen und habe seit gestern nach ihm gesucht, aber vergebens. Er ist noch nicht hier.“
„So willst du ihn also hier erwarten?“
„Natürlich.“
„Und quartierst dich außerhalb der Stadt ein!“
„In der Stadt selbst würde er mich freilich finden, wenn er kommt, aber die Venta dieser verrückten Emeria ist die anständigste. Hier trifft man das abenteuernde, spitzbübische Gesindel nicht, dem man in den anderen Häusern begegnet. Die Wirtin wurde mir von einem Bekannten empfohlen, einem Señor Robin hier in der Nähe.“
„Was? Robin heißt er?“
„Ja. Welch ein Gesicht machst du?“
„Er wohnt draußen in den Bergen?“
„Ja. Kennst du ihn?“
„Ein wenig. Wie ist er denn eigentlich dein Bekannter geworden?“
„Durch seine Wirtin.“
„Etwa Miranda?“
„Ja. Auch sie kennst du?“
„Ich habe sie noch nicht gesehen. Auf welche Weise hast du denn die Bekanntschaft dieser Doña gemacht?“
„Sie war in Yuma gewesen und fuhr mit mir bis hierher. Wir kamen miteinander an. Da wir die einzigen Passagiere waren, so waren wir aufeinander angewiesen. Aus Höflichkeit begleitete ich sie nach unserer Ankunft hinaus nach ihrer Wohnung, wo sie mich Señor Robin vorstellte.“
„Wie gefällt er dir?“
„Er war außerordentlich höflich. Weiter weiß ich freilich nichts.“
„Und sie?“
„Hm! Mein Herz war bereits engagiert.“
„Das heißt, daß diese Miranda dir hätte gefährlich werden können?“
„Meiner Ansicht nach wird sie einem jeden gefährlich werden, wenn sie will.“
„So ist sie schön?“
„Wunderbar. Sie ist von einer Schönheit, die ich eigentlich nicht liebe. Sie ist sinnberückend, betörend. Ihre Reize sind – wie drücke ich mich nur bezeichnend aus? – sind aufdringlich. Interessierst du dich vielleicht für sie?“
„Ja.“
„Sapperment! Doch nur vorübergehend?“
„Jedenfalls.“
„Wünsche Glück!“
„Danke, obgleich mein Interesse an dieser Miranda ein ganz anderes ist, als du meinst. Sie ist weiter nichts als eine Kurtisane.“
„Alle Teufel! Woher weißt du das?“
„Von ihrer Verwandten, der famosen Señorita Emeria, die es mir vorhin sagte.“
„Wie kann sie von einer Verwandten so etwas sagen?“
„Sie hat es eben doch getan. Diese Miranda ist ihren Eltern durchgebrannt.“
„Ich danke! Und da lud dieser Monsieur Robin mich ein, bei ihm zu bleiben, in seinem Haus zu wohnen! Das hätte einen Affront gegeben.“
„Einen Affront?“ lachte Steinbach. „Hier? Wo denkst du hin! Hier fragt kein Mensch nach so etwas. Wer Geld hat und Geld verdient, der ist ein gesuchter Mann, seine anderen Verhältnisse gehen keinen Menschen etwas an. Aber diese Angelegenheit hat eine andere Seite. Weiß dieser Robin vielleicht, daß du im Besitz einer bedeutenden Summe
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