56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Pflegerin begleitet.“
„Ach, wer wäre das?“ fragte der Baron ahnungslos.
„Ein einfaches Mädchen, nämlich die Tochter der Witwe Marmont, welche im Wald die kleine Schenke besitzt.“
Der Baron wechselte jäh die Farbe.
„Was?“ rief er. „Berta Marmont?“
„Ja, Berta, wurde sie, glaube ich, genannt.“
„Das ist ein Wunder, ein großes, großes Wunder! Wie ist das gekommen?“
„Wir mußten dort einkehren, um einen Verband anzulegen, und da hat sich die junge Dame jedenfalls so brauchbar erwiesen, daß die gnädige Frau es vorgezogen hat, sie nach Jeannette einzuladen.“
„Das ist eine Neuigkeit, welche mich fast mehr als überrascht, welche mich verblüfft. Aber ich verschwatze hier meine und Ihre Zeit. Sie kennen die Verhältnisse und werden mir nicht zürnen, wenn ich Sie bitte, Ihnen meine Aufwartung später machen zu dürfen. Adieu, Herr Kapitän.“
„Adieu, Herr Baron.“
Was den jungen Mann so verblüffte, war Königsau sehr leicht begreiflich. Es hatte kein anderes Mittel gegeben, den Kaiser von Margot fern zu halten, als ihr diese Pflegerin an die Seite zu geben. Darum allein hatte sie Zutritt zu dem Meierhof gefunden; aus keinem anderen Grund.
Florian ließ seinen Herrn zum Stall hinaus, verschloß hinter demselben die Tür und kehrte dann zu Königsau zurück. Er brannte ein Laternchen an und bat dann den Lieutenant, ihm zu folgen.
Sie traten in die Treppenöffnung. Die Stufen führten steil und eng empor. Oben betrat man einen kleinen Bodenraum, welcher da über dem Stall lag, wo dieser an das Hauptgebäude stieß. Aus diesem Bodenraum führte eine Tür in das letztere.
„Sie haben den Schlüssel“, bemerkte Florian.
Er nahm ihn aus der Hand des Lieutenants und öffnete die Tür. Als sie eintraten, kamen sie in ein mittelgroßes Zimmer, welches zwei Fenster hatte. Gegenüber dem jetzigen Eingang gab es eine Tür.
„So, das ist Ihr Wohnzimmer, Herr Kapitän“, sagte Florian.
Der Lieutenant blickte sich um. Ein Sofa, vier Stühle, ein Tisch, ein Schreibtisch, Spiegel mit Toilette, das war das ganze Meublement. Es war kein feines Zimmer, aber es war recht wohnlich und behaglich. Jetzt schob er den breiten Vorhang im Hintergrund zurück, und Königsau gewahrte da ein schwellendes Bett. Am Fußende desselben führte eine Wendeltreppe empor.
„Ah, das ist der Weg zum Dache?“ fragte er.
„Ja, der andere Schlüssel schließt.“
„Und dort jene Tür?“
„Kommen Sie, Herr Kapitän.“
Er öffnete die Tür und ließ ihn eintreten. Es war ein Schlaf- und Ankleidezimmer, jedenfalls einer Dame gehörig, denn es war hier jenes feine, nervenprickelnde Parfüm zu bemerken, welches der stete Begleiter des schönen Geschlechts zu sein pflegt.
„Wer wohnt hier?“ fragte er.
„Wollen Sie nicht raten?“ fragte der Kutscher lächelnd.
„Ah! Ist's möglich? Rate ich recht?“
„Nun, wie raten Sie?“
„Margot?“
„Margot, Mademoiselle Margot, ja, sie schläft hier, und nebenan hat sie den Wohnraum. Sie sehen, Herr Kapitän, daß Ihr Zimmer Ihnen nur unter gewissen Voraussetzungen gegeben werden konnte. Es ist kein Zimmer für einen Offizier. Sie sind jedenfalls ganz anderen Komfort gewöhnt; aber wenn Sie an die Vorteile denken, welche Ihnen die Wendeltreppe bietet, so werden Sie der Frau Baronin verzeihen, daß sie für dieses Mal ihren Geschmack so wenig berücksichtigen konnte. Und mir bitte ich auch nicht bös zu sein.“
Der alte Kutscher stand da, mit einem Gesicht so treu und gut, so pfiffig und schlau, so selbstbewußt und überlegen, daß Königsau sagte:
„Aber Florian!“
„Was, Herr Kapitän?“
„Der Teufel werde aus Ihnen klug.“
„Der nun nicht, wenn nur Sie in mir klug werden; das ist die Hauptsache.“
„Oh, ich beginne wahrhaftig, nun bald gescheiter zu werden! Wer Sie vorher hörte, wer Sie so dummfeig auf dem Bock sitzen sah und Sie jetzt reden hört, der kennt Sie ja gar nicht mehr! Der Hofmeister des feinsten Haufens kann sich ja gar nicht besser ausdrücken als Sie! Und nun das jetzige Gesicht gegen ihr früheres! Florian, Florian, Sie sind ein ganz verfluchter Schlauberger.“
Da nickte der Alte mit dem Kopf und antwortete:
„Monsieur, es wird auch häufig gebraucht! Durchschnittlich ist es besser, man wird für dümmer gehalten, als man ist. Es schmeichelt zwar der Selbstliebe nicht, aber es bringt reichliche Zinsen. So, nun wollen wir die Tür von Mademoiselle Margot verschließen und einmal nach dem Dach gehen.“
Er
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