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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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riegelte zu und wollte sich dann nach der Wendeltreppe wenden, aber Königsau faßte ihn beim Arm und sagte in bittendem Ton:
    „Florian, wollen Sie es mir wohl gestehen?“
    „Was?“ schmunzelte der Alte.
    „Daß ich dieses Zimmer, diese herrliche Nachbarschaft und die unbezahlbaren Chancen da droben auf dem Dach nur Ihnen zu verdanken habe?“
    „Nur mir?“ sagte der Alte, das erste Wort betonend. „Nein, da raten Sie falsch, Herr Kapitän. Ich will Ihnen die Wahrheit sagen: Ich gelte in diesem Haus etwas; der alte Kutscher hat oft mehr zu sagen als der junge Herr. Man erfüllt gern meine Wünsche, wenn es irgend möglich ist. Ich hatte den Narren an Ihnen gefressen und an unserer Margot noch mehr, Sie sind ein Paar, wie die lieben Engel im Himmel es nicht besser zusammensuchen können, und darum habe ich alter Kerl mich zu Ihrem Beschützer aufgeworfen. Auch die Baronin hat sehr schnell Respekt vor Ihnen bekommen. Wie Sie heute unter den Vagabunden aufgeräumt haben, das tut Ihnen so leicht keiner nach, und noch kühner muß, den Reden der Baronin nach, das gewesen sein, was Sie dann mit dem Kaiser gehabt haben. Sie ist ganz starr und steif vor Angst gewesen; aber ihr Respekt ist gewachsen. Zu alledem sind wir gut Deutsch gesinnt und da wir Ihnen gern dienlich sein wollen und den Lauschapparat nun einmal besitzen, so bat ich die Gnädige für Sie um dieses Zimmer. Sie willigte auch sofort mit Freuden ein. Das höchste aber, was sie getan hat, Ihnen zuliebe getan hat, nämlich ist, daß sie die Berta Marmont mitbringt. Anders war das Ding ja nicht zu machen, sonst hätte sich der Kaiser auf alle Fälle zu Margot in den Wagen gesetzt.“
    „Ist sie denn gar so schlimm auf diese Berta Marmont zu sprechen?“
    „Ja, weil der junge Herr seinen Narren an dem Mädchen gefressen hat. Das ist aber nun wohl vorüber, seit Margot sich hier befindet.“
    „Ah, wirklich?“
    „Ja, jetzt ist er nämlich bis über den Kopf in Ihre Margot verliebt. Er hat gar keine Ahnung davon, daß Sie ihr Verlobter sind. Er hat eingewilligt, Ihnen dieses Zimmer zu geben, weil er überzeugt ist, daß die Tür stets fest verschlossen bleibt, daß Sie nur auf Politik sinnen und gar nicht an das Mädchen denken.“
    „So wird er ein wenig brausen und sich dann lachend darein ergeben, wenn er doch die Wahrheit erfährt. Er ist keine böse, sondern im Gegenteil eine gutmütige, ziemlich oberflächliche Natur. Sie brauchen also keine Sorge zu haben, wenigstens keine allzu große. Jetzt aber wollen wir auf das Dach steigen.“
    Die Wendeltreppe war oben mit einer gußeisernen Platte verschlossen, welche genau in die Fugen paßte und mit dem Schlüssel zu öffnen war, den Königsau von dem Baron erhalten hatte.
    Das Dach war eben und mit einer ungefähr vier Fuß hohen, steinernen Balustrade versehen. Als sie oben standen, meinte der Kutscher:
    „Nehmen Sie sich in acht, daß Sie sich an den Erhöhungen, in denen sich die Ventilationslöcher befinden, nicht stoßen. Ich werde sie Ihnen zeigen.“
    Er ergriff ihn bei der Hand und führte ihn nun von einem dieser Löcher, welche jetzt allerdings verschlossen waren, zum anderen. Er zeigte ihm, wie die Öffnung derselben zu bewerkstelligen sei, und sagte dann:
    „Ich kann Ihnen jetzt gar nicht genau mitteilen, in welche Zimmer die Gäste verteilt werden; aber wenn Sie die Plattform später betreten und durch die Löcher hinabblicken, werden Sie ja selbst sehen, wo sich die Herren befinden. Nur ersuche ich Sie, dabei recht vorsichtig zu verfahren.“
    „Wohl weil ich leicht bemerkt werden könnte?“
    „Allerdings. Man hat Ihnen hier recht große Chancen geboten, benutzen Sie dieselben jedoch so, daß die geheimen Vorrichtungen unentdeckt bleiben. Jetzt wissen Sie alles, was ich Ihnen sagen konnte. Ich gehe und werde Sorge tragen, daß es Ihnen an nichts Nötigem mangelt.“
    Sie stiegen wieder vom Dach herab, worauf Königsau die Treppenöffnung wieder mit der Eisenplatte verschloß. Er blieb, während Florian sich nach dem Stall begab, in seinem Zimmer zurück, löschte dann das Licht aus, um seine Anwesenheit möglichst unbemerkbar zu machen, und öffnete das Fenster, von dem aus er alle Passanten beobachten konnte.
    Er hatte eine ziemliche Weise auf diesem Posten gestanden, als die Wagen ankamen. Diener mit Windlichtern eilten herbei, dabei entwickelte sich auf dem Hof eine sehr rege Geschäftigkeit, aber die Lichter verbreiteten doch nur einen so ungenügenden Schein, daß die

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