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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dunkelheit?“
    Eine leise Röte flog über sein Gesicht, als er antwortete:
    „Oh, ich tat etwas sehr leichtes und ungefährliches. Ich guckte die Sterne an.“
    „Die Sterne? Ei, ei, Monsieur Schneeberg. So sind Sie wohl gar ein Dichter?“
    „Oh, nichts weniger als das. Ich habe im ganzen Leben noch keinen Vers gemacht.“
    „Oder ein Astronom?“
    „Das noch weniger. Astronomen müssen große Rechner sein, und bei langen Zahlen vergesse ich stets das kleine Einmaleins, um wieviel mehr das große!“
    „Wissen Sie denn, daß man ein Dichter sein kann, ohne Reime zu machen? Eine brave Frau, welche ihr Heim mit der Harmonie des Glücks und des Friedens ausgestattet, ist vielleicht eine bessere Dichterin als eine andere, welche ganze Bände von Liedern schreibt.“
    „Sie haben recht. So eine Frau ist mehr wert als alle Schätze der Erde.“
    „Und ebenso kann man Astronom sein, ohne viel rechnen zu können!“
    „Daß dies wahr ist, habe ich an mir erfahren.“
    „Ah! Wieso?“
    „Nun, ich richte mein Augenmerk nur auf einen einzigen Stern; dem aber widme ich mein ganzes Leben.“
    „Welcher wäre das?“
    „Es ist weder der Morgen- noch der Abendstern, obgleich ich des Morgens und des Abends an ihn denke. Sie dürfen ihn nicht da draußen am Himmel suchen. Er ist mir näher, viel, viel näher, Mademoiselle Nanon.“
    Sie erglühte; denn sein Auge ruhte mit einem tief innigen, fast anbetenden Ausdruck auf ihr. Aber ihr Vertrauen zu ihm war so groß und unerschütterlich, daß es ihr nicht als eine Gefahr erschien, das Thema fortzusetzen:
    „Also Astronom sind Sie. Das ist mir lieb, denn wenn Sie weder Dichter noch Astronom wären und dennoch die Sterne anguckten, so bliebe nur noch ein drittes möglich.“
    „Was wäre das?“
    „Nun, man sagt, daß Verliebte den Himmel anlächeln.“
    „Wirklich? Das muß eine eigentümliche Liebe sein. Ich würde mein Lächeln lieber der Dame widmen, der ich mein Herz geschenkt habe.“
    „Ja, das würden Sie, denn Sie sind kein Schwärmer. Sie sind so praktisch, so sicher, so entschlossen, obgleich ich gefunden habe, daß Ihr Gemüt eigentlich recht weich und zart ist.“
    „Ich danke Ihnen, Mademoiselle. Scheint Ihnen das ein Widerspruch zu sein?“
    „O nein. Ein reines, gutes, weiches Gemüt ist eine große Gnadengabe Gottes; dabei aber kann der Wille doch ein fester und energischer sein. Dieses beides, nämlich ein tiefes Gemüt und einen starken Charakter, denke ich mir an dem Mann, der ein Mädchen glücklich machen kann. Sie haben heute wieder eine Probe Ihrer Energie und Entschlossenheit gegeben, indem Sie Madelon vom Tod erretteten. Wie sollen wir Ihnen dies vergelten, Monsieur Schneeberg!“
    Er sah fast beschämt vor sich nieder. Dann gestand er:
    „Mademoiselle Nanon, ich wollte, ich könnte Ihnen täglich solche und noch viel gefährlichere Dienste leisten. Ich höre nie gern von Dank sprechen; aber ich fühle mich so glücklich, wenn Ihr Auge mir sagt, daß Sie mit mir zufrieden sind.“
    „So viele Dienste? Und doch kam ich zu Ihnen, um Sie wieder um eine Gefälligkeit zu bitten, die Ihnen jedenfalls unangenehm sein muß.“
    „Unangenehm? O nein. Jede Gefälligkeit, die ich Ihnen erzeigen kann, ist mir hochwillkommen!“
    „Wenigstens wird sie Ihnen Störung und Unbequemlichkeit bereiten.“
    „Das achte ich nicht, wenn ich Ihnen nützlich sein kann.“
    „Nun gut, lieber Monsieur Schneeberg; ich werde einmal recht aufrichtig mit Ihnen sein. Es gibt nämlich einen Menschen, den ich nicht leiden kann, und der mich nämlich zwingen will, seine Frau zu werden.“
    Das offene Gesicht Fritz' verfinsterte sich.
    „Der soll sich sehr in acht nehmen, Mademoiselle Nanon. In dieser Hinsicht verstehe ich keinen Scherz!“ sagte er.
    „Und leider“, fuhr sie fort, „ist dies gerade derjenige, bei welchem ich morgen sein werde!“
    „Darf ich erfahren, wer es ist, Mademoiselle?“
    „Der Sohn des Toten.“
    „Also Ihr Pflegebruder?“
    „Ja.“
    Sie erzählte ihm von den Briefen, die sie erhalten hatte, und auch, daß er einige Male gewalttätig hatte werden wollen.
    „Das ist auch in Ortry geschehen?“ fragte Fritz.
    „Leider!“
    „Ein Glück für ihn, daß ich nicht dazugekommen bin.“
    „Oh, da waren Sie noch gar nicht in Ortry.“
    „Ah so!“
    „Aber er hat mir gedroht, nächstens zu kommen.“
    „Das soll er lieber bleiben lassen.“
    „Oh, es ist ein sehr starker Mensch!“
    Fritz warf einen Blick an sich selbst hinab, verzog

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