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9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kinnings
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Meeting des Krisenkomitees. Können Sie uns bitte kurz auf den neuesten Stand bringen? Die letzte Information, die wir erhalten haben, war die Forderung nach einer Live-Schaltung per Internet.«
    Ed dachte lieber nicht darüber nach, welche hochrangigen Vertreter an diesem Meeting teilnahmen und was es zu bedeuten hatte, dass man ausgerechnet ihn dazu eingeladen hatte.
    »Wir betrachten die Zugentführung aufgrund der hohen Geiselzahl, des möglichen Todes zweier CO 19-Polizisten und der Behauptung, dass der Zug mit Sprengstoff verkabelt sei, als ernsten Terrorangriff. In den letzten Minuten sind weitere alarmierende Neuigkeiten hinzugekommen. Es ist dem Zugführer gelungen, heimlich den Funkkanal offen zu halten, so dass wir Zeuge eines Gesprächs zwischen ihm und Thomas Denning, dem Anführer der Terroristen, werden konnten. Dieses Gespräch hat uns zu der Befürchtung veranlasst, dass die Entführer vorhaben, den Tunnel zu fluten. Das dazu benötigte Wasser stammt vermutlich aus dem Lime, einem Fluss, der seinerzeit anlässlich des U-Bahn-Baus in einen unterirdischen Kanal gepfercht wurde. Dieser Kanal verläuft in unmittelbarer Nähe zum Northern-Line-Tunnel. Offenbar glauben die Terroristen, dass es ihre Verhandlungsposition stärkt, wenn sie den Tunnel fluten und die Passagiere dadurch einer weiteren Gefahr aussetzen.«
    Ed war erleichtert. Es war ihm gelungen, so zu klingen, als hätte er alles unter Kontrolle, auch wenn das gar nicht stimmte. Die Mitglieder des Komitees schienen von Dennings Dreistigkeit dennoch überwältigt zu sein, denn für einige Sekunden herrschte Schweigen in der Leitung. Als sie an diesem Morgen zur Arbeit erschienen waren, hätten sie sich vermutlich niemals träumen lassen, dass sie es mit einem derartigen Angriff zu tun bekommen würden, der noch dazu ein überwältigendes Medieninteresse auf sich zog. Denn trotz der Tatsache, dass sich der Schauplatz der Geiselnahme fast fünfzig Meter unter der Erde befand, waren die körnigen, beinahe geisterhaften Aufnahmen von Dennings Webcam genauso aufwühlend wie die Bilder des World Trade Center, aus dem an jenem sonnigen Septembermorgen des Jahres 2001 die Rauchwolken gequollen waren.
    Aus den Stimmen, die das Schweigen schließlich durchbrachen, war die Anspannung deutlich herauszuhören. Da es noch keinen schlüssigen Plan zur Bekämpfung der Bedrohung gebe, kursierten in Nachrichtenredaktionen auf der ganzen Welt bereits die Schuldzuweisungen, und es sei von einem Versagen der Geheimdienste die Rede.
    Ed nutzte eine kurze Pause in dem aufgeregten Wortschwall, den er mit seinem Bericht ausgelöst hatte, und fügte hinzu: »Aus dem, was wir an Geheimdienstinformationen über Denning und seine Sekte zusammengetragen haben, lässt sich der Schluss ziehen, dass wir es mit einem religiösen Psychopathen zu tun haben. Obwohl Denning Komplizen zu haben scheint, lautet meine Einschätzung, dass er der Hauptakteur ist. Machen wir uns nichts vor: Er ist nicht den ganzen weiten Weg gekommen, um sich seinen Plan einfach von uns ausreden zu lassen. Ich höre es an seiner Stimme: Er ist bereit, die Sache bis zum Ende durchzuziehen. In diesem Punkt gleicht er einem klassischen Amokläufer. Sobald ein Amokläufer einmal angefangen hat zu töten, ist es fast unmöglich, ihn verbal davon abzubringen, selbst wenn es gelingt, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Innerhalb weniger Stunden ist aus dem Nobody Tommy Denning die meistdiskutierte Person auf diesem Planeten geworden. Er hat sich seinen eigenen Mythos geschaffen. Damit kann nichts, was ich sagen könnte, konkurrieren.«
    »Was bleiben uns also für Möglichkeiten?« Ed erkannte die dröhnende Stimme mit dem vornehmen Akzent sofort, schließlich hatte er erst vor weniger als einer Stunde mit ihm gesprochen: MI 5-Chef Howard Berriman hatte das Wort ergriffen.
    »Als Verhandlungsführer steht es mir nicht zu, mich in strategische Überlegungen einzumischen.«
    »Ich bitte Sie aber um Ihre Meinung als erfahrener Spezialist für Geiselsituationen«, sagte Berriman.
    »Nun ja, wir haben mehrere Optionen. Wir können eine Spezialeinheit in den Tunnel schicken, damit sie den Zug stürmt. Oder wir können Gas in den Tunnel pumpen, um die Geiselnehmer zu betäuben, wobei natürlich auch die Geiseln das Bewusstsein verlieren würden. Diese beiden Maßnahmen lassen sich auch kombinieren. Wir könnten sogar einen zweiten Zug in den Tunnel fahren lassen und den entführten Zug in die nächste Station schieben oder

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