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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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bedeckten seinen Körper, und eine hartnäckige Ruhr bekräftigte deutlich, dass es sich um eine Arsenvergiftung handeln musste. Dies beunruhigte Rodrigo Borgia aufs Äußerste, denn es stand nicht nur zu befürchten, dass er einen Rivalen am päpstlichen Hofe hatte, sondern dazu auch noch einen unfähigen. Arsen konnte vortrefflich als schleichendes Gift verwendet werden, aber um eine unmittelbare Wirkung zu erzielen, musste man schon auf andere Methoden zurückgreifen.
    Fränzchen – besorgt wie jeder gute Sohn – verbrachte Tag und Nacht am Krankenbett seines Vaters, und erst, als es so aussah, als ob der oberste Diener Gottes seine Seele dem Schöpfer übergeben wollte, versuchte Fränzchen zu fliehen. Er wurde an den Toren Roms von den Wachen, die seinem Kommando unterstanden, aufgehalten. Diese waren nicht wenig überrascht, als sie in der Kutsche, die ihn begleitete, Gold und Geschmeide in großen Mengen vorfanden, die eilig in zwei Eisenkisten gestopft worden waren. Fränzchen hatte keine andere Wahl und gab zu, dass es sich dabei tatsächlich um den Schatz der Kirche handeln würde. Er hätte die Kostbarkeiten vorsorglich mitgenommen, um zu vermeiden, dass ein Gauner den unsicheren papstlosen Zustand ausnutzen und den Schatz verschwinden lassen könnte. Nach ein paar Tagen erholte sich Innozenz wieder, aber er war nicht mehr der Alte, zumal auch die französische Krankheit deutliche Spuren hinterlassen hatte. Es stand so schlimm um ihn, dass er sogar auf seine jungen Lieblingsgespielinnen verzichten musste. Für seine noble Tat und die mutige Demonstration, wie sehr ihm die Heilige Römische Kirche am Herzen lag, wurde Fränzchen der Titel des Grafen des Heiligen Lateranspalasts verliehen. Somit konnte er nun auch die Rechtsprechung verwalten. Außerdem wurden ihm die Ländereien von Cerveteri und Anguillara übergeben, verbunden mit dem Ratschlag, seine neuen Besitzungen des Öfteren zu besuchen und so lange wie möglich dort zu verweilen.
    In Florenz disputierte Lorenzo de’ Medici über philosophische Fragestellungen und komponierte Sonette: Außer den Hofdichtern applaudierte selbst das Volk seinem Lied an Bacchus mit großer Aufrichtigkeit. Die Ode an die Jugend, die einlud, das Hier und Jetzt zu genießen, da man auf die Zukunft ohnehin nicht zählen könne, gefiel den Massen. Allerdings war de’ Medici über das Benehmen von Savonarola aufgebracht, der nach wie vor mit seinen Moralpredigten gegen die Kirche und vor allen Dingen gegen die Gepflogenheiten des florentinischen Adels wetterte. Zu guter Letzt verscheuchte ihn der Prächtige aus Florenz, holte ihn jedoch auf Bitten von Giovanni Pico nach ein paar Monaten an den Hof zurück. Ganz der Alte, dankte der Gottesmann es dem Prächtigen sogleich mit neuen Beschimpfungen und antwortete dem Düpierten auf seine Beschwerde hin, dass es nun an ihm sei, Florenz zu verlassen. In seinem Schwung sagte ihm der Mönch auch noch hämisch seinen baldigen Tod voraus.
    Am dritten März 1491 unterzeichneten Ferdinand von Aragonien und Isabella von Kastilien einen Erlass über die Ausweisung aller Juden, die nicht zum christlichen Glauben konvertiert waren. Um Letztere kümmerte sich dann der Beichtvater der Königin und Generalinquisitor Tomás de Torquemada höchstpersönlich. Nachdem er ihnen Nägel und Zähne ausgerissen hatte, rang er ihnen das Geständnis ab, dass sie sich dem Glauben der Patres nur aus purer Habgier zugewandt hätten. Diejenigen, die die Scheiterhaufen überlebten, wurden für immer ohne Hab und Gut davongejagt.
    In der Zwischenzeit bereitete sich Cristoforo Columbus auf seine Expedition vor. Die Vereinbarung, die zwischen dem spanischen Königshaus und seinem Vater getroffen worden war, stärkte ihm den Rücken. Der Königin hatte er einige Einzelheiten über die Existenz einer mächtigen weiblichen Gottheit, die bereits vor dem Anbeginn aller Religionen existiert hatte, verraten und so Spaniens Herrscherin betört. Denn Isabella, die reiche Königin des mächtigen und völkerreichen Kastiliens, hatte die Union mit dem armen und winzigen Königreich von Aragonien noch nie ertragen können, dessen einziger Reichtum der Hochmut seines Königs war. Dass ausgerechnet dieser großsprecherische Wichtigtuer aus dynastischen Gründen als ihr Gemahl ausgewählt wurde, war Isabella zutiefst zuwider.
    Columbus verlangte und erhielt für sich und seine Erben den Gouverneursposten für alle Territorien, die er jenseits des finsteren Ozeans und der

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