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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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eigentlich? Will ich, daß Ben sich wieder fängt, oder will ich, daß er seinen konfusen semitischen Pfad weiterprescht, Alice allein zurückläßt und sie einen Führer für den Heimweg braucht - vielleicht einen, der dem Mann so tröstlich ähnlich sieht, mit dem sie aufgebrochen ist? Eine beachtliche Zeitspanne starren wir uns schweigend an.
    »Du verstehst mich nicht...«, sagt er schließlich.
    »Nein, absolut nicht. Seit wann bist du so scheißbesorgt um Stammbäume?«
    »Ben! Gabby!« Die Stimme meiner Mutter segelt fröhlich über die im Grab liegende Tote hinweg. »Wir gehen jetzt zum Shivah!
    Ich blicke hinüber; langsam, wie ein massiger schwarzer Dinosaurier, setzt sich die Trauergesellschaft in Bewegung. In ihrer Mitte Alice und Dina, die, schätze ich, vorwurfsvoll zu uns hinübersehen. Sie fühlen sich im Stich gelassen und ahnen nicht mal halb, wie sehr es stimmt. Millie, bemerke ich, ist nirgends zu sehen.
    »Du hast recht«, sagt Ben plötzlich, tritt auf mich zu und legt mir die Hand auf den Kopf, wobei mein schwarzes Käppi keck zur Seite rutscht. »Ich war sehr dumm. Ich werde die Sache beenden.«.
    Ich nicke, packe ihn am Nacken und fühle, wie sich der Horizont offener Möglichkeiten in meinem Leben verengt.
    »Weiß Alice irgendwas davon?« frage ich, als wir über den Friedhof zurückgehen.
    »Um Gottes willen! Nein!«, ruft Ben und sieht ziemlich erschrocken aus. »Ich meine, natürlich merkt sie, daß es in letzter Zeit nicht mehr so wie früher zwischen uns ist - aber nein. Ich bin mir sicher, sie würde mich innerhalb einer Sekunde verlassen, wenn sie wüßte, daß ich je eine Affäre hatte.«
    Gut.

20

    Das Problem bei den heurigen Haltungen gegenüber erzwungenem Sexualverkehr ist, daß jeder irgendwann schon mal irgendwen zum Sexualverkehr gezwungen hat. Erfreulicherweise haben nur wenige dabei körperliche Gewalt angewandt, aber leider haben wir es alle schon mit psychischem Druck versucht. Meine bevorzugte Methode sieht so aus: »Na gut«, sage ich. »Wirklich, ist in Ordnung. Wenn du nicht willst, dann machen wir’s nicht«, drehe mich ohne gute Nacht zu sagen um, lasse als nächstes ein ausgeklügeltes Stöhnen und Seufzen hören, das dann in einer Serie gequälten Herumwälzens und Strampelns gipfelt, und jede einzelne Aktion heißt: »Jetzt kann ich nicht einschlafen - und wer ist Schuld?« Aber nicht nur Männer gehen so vor. Am Anfang unserer Beziehung kam Dina einmal überraschend bei mir vorbei, total aufgegeilt und scharf (wirklich!); unglücklicherweise hatte ich mir gerade zum vierten Mal an dem Tag das Sperma von der Brust getupft, und auch wenn ich notfalls ein fünftes Mal hätte masturbieren können, wäre mir Sex, mit seinem viel implosiveren Effekt auf das Untergestell, wahrscheinlich vorgekommen, als würde ich in ein Säurebad getaucht. Also spiegelte ich Desinteresse vor - nun: Ich spiegelte es nicht vor, ich war nicht interessiert, aber ich gab es als »Kein bestimmter Grund, hab einfach keine Lust«-Desinteresse aus, statt zu sagen, »Tut mir leid, ich würde ja gern, aber ich habe Angst, meine Prostata macht nicht mit« -, was, in groben Zügen, folgende Reaktion auslöste: echte Verunsicherung, gefolgt von einem Desinteresse, das weit besser gespielt war als meins, dann ein noch wilderer Angriff auf meine Hosen (wieder abgewehrt!), als nächstes Wut und ein Moment von Pathos — »Magst du mich nicht mehr?«, und danach emotionale Erpressung - »Na, glaub nur nicht, daß ich will, wenn dir das nächste Mal danach ist«, und schließlich der theatralische Abgang mitsamt der herausgeschrienen Drohung, sie würde sich auf der Straße jemanden suchen, der jetzt und sofort wollte.
    Doch heute Nacht, genau wie während der letzten drei Wochen, hat Dinas Widerwillen einen gynäkologischen Grund und, politisch korrekt gesehen, bringt mich das in eine sehr schwierige Lage. Wirklich, Unterleibsgeschichten sind das Lackmuspapier einer Beziehung; die bloße Erwähnung führt unweigerlich zur Zollbeamten-Suche nach dem Softi in dir. Wissen Sie noch, wenn man vor ein paar Jahren nachprüfen wollte, ob das Telefon funktionierte - immer die letzte Zuflucht einsamer Nächte -, dann wählte man 175 und die letzten vier Ziffern der eigenen Telefonnummer, worauf eine weibliche Stimme vom Band antwortete: »Test läuft. Test läuft«? Genau diese Stimme höre ich jedesmal in meinem Kopf, wenn Dina sagt, ihr tut der Bauch weh.
    Also habe ich mir wirklich Mühe gegeben, nicht in

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