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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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waren? Immer haben sie Böses geschaffen, nur um Macht zu bekommen oder an der Macht zu bleiben. Simon erinnerte sich an den Unterricht über die Französische Revolution. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ... und dann rollten erst recht die Köpfe.

    „Danke, Bobo.“ Simon stand noch in der Tür des abfahrbereiten ICE.
    „Wir sehen uns wieder“, sagte Bobo vollkommen überzeugt. „Egal wann, egal wo. Und wenn’s in hundert Jahren ist. Denk an unsere Brüder. Tot is nich weg.“
    Die Türen schlossen sich. Der Zug fuhr an. Einzig der kolossale Bobo war noch eine Weile am Bahnsteig zu sehen, wie er winkte. Dann verschwand auch er.
    „Tot ist nicht weg“, murmelte Simon. Er vermisste Linus ...
    [3302]
    Der fünfte Espresso. Cassy Birdsdale hatte sich ihrer kleinen Sucht ergeben, auch wenn es ihr Magen nicht vertrug. Irgendwann seit der Clooney-Werbung war sie diesem Zeug einfach verfallen, und solange es ihr einziges Laster blieb, wollte sie es sich gönnen. Ihr war sowieso klar, dass sie sich eine ruhige Nacht abschminken konnte.
    Sie ging zurück an ihren Computer und sah sich weiter die Aufnahmen an, die der Satellit in der Nacht der » Operation Tripod « von der Nordsee gemacht hatte. Noch hatte sie keine Spur gefunden, wohin die drei Vermissten verschwunden sein könnten. Aber die Nacht war ja noch lang. Sie hatte die Aufnahmen so vergrößert, dass sie in der Mitte des Monitors die drei Plattformen erkennen konnte. Dann ließ sie die Aufnahmen so ablaufen, dass sie sich im Abstand von zwanzig Sekunden erneuerten. So konnte sie Veränderungen besser bemerken. Wie den Einsturz der P1, die von einem auf das andere Bild verschwunden war.
    Die Bilder liefen weiter. Doch dann stoppte Birdsdale den Ablauf und ging zurück.
    Von Plattform 3 bewegte sich etwas weg, trieb aufs Meer. Als Birdsdale näher zoomte, erkannte sie, dass es sich um ein Schiff handelte. Es sah aus, als hätte es sich aus der Verankerung gelöst und dümpelte aufs Meer hinaus. Aber Birdsdale war misstrauisch. Sie verfolgte den weiteren Weg dieser Jacht, und schließlich hatte sie den Beweis, dass sie richtig lag. Das Schlingern des Schiffes stoppte und es nahm einen klaren Kurs. Birdsdale verfolgte diesen Kurs eine Weile, dann ließ sie den Computer vorausrechnen, wo dieses Schiff anlanden würde. Cuxhaven ...
    [3303]
    Die Nacht umfing Edda wie eine gute alte Freundin, die man doch nie gänzlich kennen würde. Sie schlug die Augen auf und spürte, wie der Wind von seewärts gegen die alten Scheiben des Hauses drückte. Im Garten hörte sie das Klingen des Windspiels aus verglasten Blitzen. Zu Hause. Endlich. Ihr eigenes Bett. Sie roch das alte Holz und den Ofen im Zimmer. Sie hörte ein Kratzen über sich auf dem Dachboden. Plötzlich war sie hellwach.
    Der Mond stand hoch und leuchtete auf Poster und Bücher und Eddas hochhackige Stiefel, die Stofftierkonferenz, wie ein Zitat aus ihrer Kindheit – alles war so, wie sie es vor einem halben Jahr zurückgelassen hatte. Edda lächelte. Zu Hause. Die Geräusche auf dem Boden mussten von Marie stammen. Es konnte nicht so spät sein. Wie lange hatte sie geschlafen? Edda fühlte sich hungrig und richtete sich auf. War sie gestern in Cuxhaven angekommen? Oder war es heute gewesen? Sie gähnte noch einmal, dann verließ sie das Bett und ging zur Toilette. Im Flur hörte sie das Schaben auf dem Dachboden deutlicher und sah den langen Lichtstrahl, der von der Speichertür in den Flur fiel. Sie ging aufs Klo und klappte den Deckel hoch. Wie hatte sie das Klo vermisst – nicht dieses Klo „persönlich“, sondern das Gefühl, in Ruhe an einem Ort zu sein, an dem nicht vorher oder hinterher tausend andere waren, an dem nicht jeden Moment jemand auftauchen konnte. An dem es Klopapier gab. Das Kratzen auf dem Dachboden wurde lauter. Edda spülte, warf einen Blick in den Spiegel, nahm dann ihren Bademantel vom Haken und trat auf den Flur.
    „Marie?“
    Schweigen. Edda ging auf die Treppe zu. „Großmutter?“
    Sie setzte den Fuß auf die Stiege und ging dem Licht entgegen. Als sie oben angekommen war, sah sie Marie auf dem Dachboden, gebeugt über die alte Truhe, aus der sie mit beiden Händen Papiere und Bilder nahm und in einen Müllsack stopfte. Marie hatte sie nicht gehört und Edda wollte sie nicht erschrecken. Leise ging sie wieder zurück und setzte sich ins Wohnzimmer, wo Feuer im Kamin brannte. Die Uhr zeigte nach eins.
    Als Marie mit dem Müllsack durch die Tür kam, fiel Edda auf, wie

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