Abtruennig
zusammen sein wollte? Ich hätte sie lediglich darum bitten müssen, einmal die Uni zu vernachlässigen. Wir hätten uns zwar irgendwo im Schatten aufhalten müssen, aber was wäre daran so schlimm gewesen?
„ Nicholas? Hallo? Alle anwesenden Vampire heben die Hand!“ Peter riss mich aus meinen Gedanken.
Ich blinzelte. „Was?“
Er stöhnte. „Meine Güte, dich hat's anscheinend erwischt, mein Freund. Ich habe befürchtet, dass so etwas passiert.“
„ Was redest du da bloß?“ Ich stand genervt auf und stapfte in die Küche. Warum auch immer, denn die Küche war ein Platz, an dem sich selten Vampire aufhielten. Wozu auch? Wir kochten nichts und wir aßen auch nicht hier. Wir saßen lediglich mit einer Sterblichen an diesem Ort und sahen ihr beim Essen und Trinken zu; ich musste selbst in diesem Raum an Liz denken. Dieses Mal stöhnte ich. Ernüchterung machte sich breit, denn Peter hatte Recht. Die Tatsache, dass ich mich in Lesley verliebte, war mir zwar schon länger klar, aber es würde noch unangenehm werden. Diesen Punkt musste ich ihm leider geben.
Peter kam mir nach und lehnte sich lässig gegen den Türrahmen, den er fast komplett ausfüllte. „Na, komm. Mir kannst du es doch sagen…“
„ Was? Das du in Punkto Lesley Ashton richtig liegst? Ja, das tust du. Zufrieden?“ Ich drückte mit Daumen und Zeigefinger ein paar Mal meinen Nasenrücken, um mich zu beruhigen. Ich wollte meine miese Stimmung nicht an Peter auslassen, obwohl er vermutlich damit umgehen konnte.
„ Nein, eigentlich nicht. Ich habe dich gewarnt. Schon damals in der Gasse. Menschen bringen nichts Gutes, außer einem kurzen, unverbindlichen Vergnügen und Blut. Nichts weiter.“
„ Wie kannst du so abwertend über sie reden, hast du vergessen, dass wir beide auch mal sterblich waren?“, fuhr ich ihn harsch an.
„ Keinesfalls, mein Freund, aber die Betonung liegt auf `waren´! Jetzt sind wir es nicht mehr, wir sind in jeder nur erdenklichen Hinsicht besser. Und außerdem ist es mühselig sich vor seinem vierhundertsten Lebensjahr mit Menschen eingehender zu beschäftigen. Du siehst doch was daraus wird.“
„ Das weiß ich alles bereits, trotzdem macht es diese Geschichte nicht leichter.“
Er nickte. „Schon klar. Ich meine damit auch nur, du solltest es jetzt beenden, bevor du zu weit gehst.“
Das habe ich bereits. „Und wie? Indem du ihr das Gedächtnis nimmst? Oder soll ich sie lieber gleich töten?“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Peter sah mich ungerührt an. „Das eine oder das andere, je nachdem, was du besser aushältst.“
„ Weder das eine noch das andere!“ Mein Tonfall war scharf.
„ Es geht mich auch nichts an, Nicholas – solange sie keine Gefahr für unser Volk darstellt. Also, geißle dich selbst, wenn du darauf stehst. Mir ist es gleich. Ich hatte dabei nur an dich gedacht.“ Er stieß sich vom Türrahmen ab. „Was ist mit heute Abend? Gehen wir gemeinsam auf Beutezug?“
Ich nickte nur.
„ Gut, dann sehen wir uns bei Anbruch der Dämmerung.“ Ohne auf meine Antwort zu warten, verschwand er kurzerhand aus meinem Sichtfeld. Eine Tür fiel ins Schloss und ich hörte wie ein Fernseher angeschaltet wurde. Das war meistens seine Art, um ein wenig zu entspannen, wenn man es so betrachten wollte. Eigentlich war es nur eine gute Art, die Zeit totzuschlagen, bis man wieder auf die Straße konnte.
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich war wütend, aber nicht auf Peter. Er hatte ja Recht, aber was sollte ich tun. Ich wollte, nein, ich konnte mich nicht wieder so einfach aus Lesleys Leben stehlen. Bisher hatte ich mir zwar schon die eine oder andere Gesetzesübertretung geleistet, doch es musste ja nicht noch mehr hinzukommen. Seufzend lehnte ich mich gegen die Küchenzeile. Wem wollte ich hier eigentlich etwas vormachen, selbst meine innere Stimme musste lachen. Ich hatte mich bereits viel zu weit vorgewagt. Allein schon die Tatsache, dass ich in den letzten Tagen mit weitaus mehr Menschen Kontakt gehabt hatte, als im ganzen letzten Jahrhundert, sagte doch bereits aus, wie tief ich bereits in der Klemme steckte. Ich hatte mich immer im Schatten aufgehalten, um regelrecht unsichtbar zu sein und jetzt spazierte ich mehr oder weniger bei den Ashtons ein und aus. Wenn Peter davon wüsste, würde er mich vermutlich auf der Stelle aus dem Verkehr ziehen. In dieser Sekunde hoffte ich inständig auf einen Kampf heute Abend. Es war mehr als nötig, dass ich mich ablenkte.
Mein
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