Abtruennig
benommen. „Okay…“
Ich verlor mich in ihren wunderschönen Augen und genau in diesem Moment wünschte ich mir ein Mensch zu sein. Es war nicht nur einfach ein unbedeutender Gedanke, er schnitt sich regelrecht in mein stummes Herz. Eine Empfindung, die ich nicht gewohnt war. Aber ich war vorher mit so vielen Dingen nicht vertraut gewesen. Seufzend schloss ich meine Augen.
„ Was hast du?“ Es klang besorgt.
Ich antwortete, ohne sie anzusehen. „Ich sollte mich ein wenig von dir fernhalten, sonst vergesse ich meine gute Kinderstube und alle Vorsätze dieser Welt!“
Ihre Finger streichelten mein Gesicht und wanderten langsam über meinen Kopf. Sie strichen durch mein Haar und verharrten schließlich an meinem Nacken. „Das lasse ich nicht zu“, hauchte sie und ich öffnete wieder meine Augen. „Ich kann es nicht, Nicholas.“
Alles in mir signalisierte mir, dass ich mich zurückziehen sollte. „Lesley-“, sie unterbrach mich indem sie mir einen Finger an den Mund legte. „Bitte“, flüsterte sie zärtlich, „bleib heute Nacht bei mir.“ Ihre Finger legten sich um einen der Stoff bezogenen Knöpfe ihres Pyjamaoberteils.
Ich nickte, aber bevor sie einen von ihnen öffnen konnte, griff ich sanft nach ihrem Handgelenk. „Liz, das geht nicht. Abgesehen von der entscheidenden Tatsache, dass du ein Mensch bist und die wahnwitzige Idee hast, dich mit einem Vampir zu vereinigen“, bei dem Gedanken vibrierte mein gesamter Körper, „ist es viel zu früh dafür. Wir sind doch erst seit zwei Wochen zusammen.“
„ Aber du kennst mich bereits besser, als jeder andere. Außerdem warst du schon da, als ich noch ein Kind war.“
„ Das mag sein, doch du solltest es dir mehr als gut überlegen.“
Sie nickte hastig. „Das habe ich auch. Nicholas, ich bin kein Teenager mehr. Was mein Körper will und was ich ihm gebe, ist eine Entscheidung, die ich sehr wohl treffen kann.“
„ Die Hormone sprechen aus dir“, erklärte ich trocken.
„ Nur, weil deine erstarrt sind, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht dasselbe wollen, wie meine.“ Plötzlich wirkte sie unsicher.
„ Oder?“
Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Natürlich will ich das gleiche…aber…“
„ Ich kann es mir nicht leisten, mich für meinen Ehemann aufzusparen.“ Es klang beinahe resignierend.
Ich rollte mich auf die Seite. „Ich verstehe nicht…“, jetzt war ich irritiert.
Lesley setzte sich auf und lehnte sich an den Bettpfosten. „Ich…ich“, sie seufzte. „Entschuldige, ich hätte das nicht sagen sollen.“ Ich konnte hören, wie trocken ihre Kehle sein musste. „Es gibt da etwas, über das ich mir dir re-“ Liz wurde unterbrochen, als das Handy, auf ihrem Nachtisch plötzlich einen lauten Ton von sich gab, es klang wie eine alte Haustürklingel. Erschrocken zuckt sie kurz zusammen. „Oh Gott, ich dachte, ich hätte es auf leise gestellt. Sorry, ich habe eine sms bekommen.“ Sie beugte sich zur Seite und griff nach dem kleinen Mobiltelefon, um die Nachricht zu lesen.
Ich wartete, als sich Lesleys Gesichtsausdruck auf einmal veränderte. „Ist alles in Ordnung? Du bist auf einmal so blass?“
Sie nickte. „Meine Freundin Colette hat mir geschrieben. Sie wollte mich daran erinnern, dass ich unbedingt mit zu diesem Kostümball gehen soll.“
„ Ein Ball?“ Ich zog eine Augenbraue nach oben.
Lesley sah mich an. „Es ist doch Halloween. Wir sind hier nicht so verrückt wie die Amerikaner, aber trotzdem steht die Uni darauf, wenn sich alle gruselig anziehen und eine Party veranstalten. Also, es ist nicht so eine mega elegante Veranstaltung, wie du sie vermutlich von früher gewohnt bist, aber sicherlich wird es sehr witzig.“
„ So wie du das sagst, möchtest du gerne dorthin, oder?“
„ Ich würde gerne gehen, aber nicht alleine. Ohne Partner werde ich da bloß von irgendwelchen volltrunkenen Idioten angegraben.“
„ Angegraben? Interessantes Wort.“ Ich musste grinsen. „Was wäre denn, wenn ich dich begleite?“
„ Du würdest mit mir da auftauchen?“ Ihre Stirn legte sich in Falten.
Ich nickte. „Wenn es dich glücklich macht. War es das, was du mir sagen wolltest?“
„ Ähm…ja.“ Sie legte das Handy beiseite. „Ich würde sehr gerne mit dir dorthin gehen, aber ist das überhaupt möglich? Ich meine, vor so vielen Menschen aufzutreten?“
„ Es ist doch Halloween, ich bin vermutlich dann der Einzige, der keine Verkleidung benötigt.“
Liz fing an zu lachen. „Du bist
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