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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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etwas sagte, bückte er sich und drückte mit gestreckten Beinen die Handflächen gegen die festgestampfte Erde.
    »Wie heißt du?«, fragte er, als er sich wieder aufrichtete.
    »Naamen.«
    Kelis grinste. »Also, Naamen, bist du bereit, zu laufen?«

10

    Es bereitete Sire Neen ein perverses Vergnügen, sich an all das zu erinnern, was er über die Welt wusste und wovon die Akarans nichts wussten. Die Liste war zu lang, um sie in einer einzigen Sitzung durchzugehen, aber er versuchte es oft. Das beschwichtigte ihn. Ihre Unwissenheit war für ihn ebenso Balsam wie der Nebel, allerdings war die Wirkung in Verbindung mit der Droge sogar noch größer. Die Männer der Gilde waren nie wirklich vom Nebel losgekommen, nicht einmal als Aliver noch gelebt und dafür gesorgt hatte, dass er die Träume der Menschen zur Qual gemacht hatte. Eine Zeit lang waren sie von Albträumen geplagt worden, die denen der allgemeinen Bevölkerung nicht unähnlich gewesen waren, aber sie hatten ausgehalten. Die Droge, die sie benutzten, war weit hochwertiger als die, mit der sie die Massen versorgten, und mit einigem Herumprobieren hatten sie eine Variante geschaffen, die sie wieder ohne Qualen benutzen konnten. Für sie war die Droge ein wesentlicher Bestandteil aller Aspekte ihres Lebens, so wichtig wie Wasser, Nahrung und Luft. Ob im Wachen oder im Schlaf, um Klarheit oder Glückseligkeit zu erlangen, um sich zu konzentrieren oder sich vollständig zu verlieren, Nebel half bei allem.
    Als Sire Neen jetzt im vornehmen Bankettsaal der Ambra saß, jenes riesigen Schiffs, auf das sie auf den Außeninseln umgestiegen waren, ließ der Gedanke, Corinn eine Lektion zu erteilen, die Hände des Gildenmannes schweißfeucht und seine Männlichkeit vor aufgestautem Begehren steif werden. Er hasste sie, und er wollte, dass sie das in ihren letzten Augenblicken wusste, wenn sie der Gilde alles geben und von ihr vernichtet werden würde. Hätte sie sein und Sire Dagons Angebot angenommen, sich persönlich mit den Lothan Aklun zu treffen, so wäre er jetzt außer sich vor freudiger Erwartung und würde in der Überraschung schwelgen, die er ihr bereiten würde. Sich stattdessen mit Dariel zufriedengeben zu müssen, war ein gewisser Ausgleich, und er würde sein Bestes tun zu genießen, was ihn erwartete.
    Was seinen Hass noch zusätzlich würzte, war die Tatsache, dass er außerdem danach hungerte, die Königin ganz und gar zu zerstören. Seine Nebeltrancen waren häufig kaum mehr als lange Sitzungen, in denen er Königin Corinn Akaran Vorträge hielt. Er stand über ihr und empfand köstliches Vergnügen dabei zu bekunden, in wie vielerlei Hinsicht sie nicht die mächtige Herrscherin war, für die sie sich hielt. Sie kniete vor ihm und ein Ausdruck ehrfürchtiger Verblüffung lag auf ihrem lieblichen Gesicht, während jede ihrer Gesten Unterwerfung versprach – treue, demütige, gläubige Unterwerfung.
    Es war kein Zufall, dass seine Konkubinen aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit ihr ausgewählt wurden. Sie waren wirklich wunderbare Nachbildungen, entsprechend frisiert und manikürt und manchmal sogar anatomisch verändert. Er genoss es, dass sie sich einerseits so ähnlich sahen und andererseits unterschiedlich schmeckten und rochen und es auch waren . Sie bereiteten ihm großes Vergnügen. Wie schade, dass sie nie lange in seinen Diensten durchhielten. Und wie schade, dass er sich nicht dafür entschieden hatte, eine von ihnen auf diese Reise mitzunehmen. Doch Prinz Dariel – ein Welpe, den er auf andere Weise verabscheute – hätte sie nicht entdecken und die Ähnlichkeit bemerken dürfen.
    Aber du solltest dich nicht beklagen, dachte er. Bald wird sich alles grundlegend ändern.
    Sire Neen sah sich im Bankettsaal der Ambra um und war froh, dass seine Gedanken in seinem Schädel gefangen waren und von den Menschen im Raum nicht aufgefangen werden konnten. Mittlerweile waren sie zwei Wochen von den Inseln entfernt und befanden sich bereits weit draußen auf den Grauen Hängen. Das Schiff schaukelte leicht, gerade so, dass man spüren konnte, dass sie sich auf See befanden, doch der Saal war ebenso förmlich geschmückt und mit so zahlreichen Dienstboten bevölkert wie ein Palast. Eine Notwendigkeit, da nur wenigen Vertretern der Gilde das Meer wirklich zusagte.
    Noch ein bisschen Geduld, dachte Sire Neen, und alles ist wieder in Ordnung. Vieles wird enthüllt und alte Rechnungen werden beglichen werden. Oh, so mancher wird überrascht sein. So

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