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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Widerstand zu brechen, uns arm zu machen. Und doch war es Aushenia, das zuerst unter dem Ansturm der Mein und der Numrek gelitten hat. Wir haben die größte Wucht ihres Angriffs abbekommen. Wir! Das Volk von Aushenia. Wir waren die erste Mauer, gegen die sie angerannt sind. Mein Bruder Igguldan ist im Aushenguk-Moor umgekommen, während die Fürsten und Ratsmitglieder von Acacia herumgeflattert sind wie aufgeregte Hühner. Wir sind als Erste gestorben – und zwar nur ein paar Wochen, nachdem wir Acacia als Zeichen unserer Partnerschaft unsere Seele angeboten haben.«
    »Ich weiß, dass das stimmt«, sagte Barad. »Euch wurde Unrecht zugefügt.«
    »Uns wurde Unrecht zugefügt!«, wiederholte Grae; seine Stimme war höher und lauter als die des großen Mannes. »Nachdem wir geschlagen waren, hat Hanish Mein uns diesen Bestien ausgeliefert. Und dennoch erwartet Königin Corinn, dass wir die Vergangenheit vergessen. Sie will, dass wir uns mit den Brocken begnügen, die sie uns zuwirft, während sie mit ihren Hunden an der Hand dasteht. Diese Beleidigung ist mehr, als ich ertragen kann. Also werde ich sie nicht hinnehmen.«
    »Dann sind wir auf derselben Seite«, sagte Barad. »Die Unterdrückung der vielen durch die wenigen kränkt uns alle.«
    Grae richtete sich auf und holte durch die Nase tief Luft, ehe er sprach. Ein bestimmtes Wort hob er besonders hervor und betonte dadurch, wie sehr er dieser Aussage zustimmte. »Die Unterdrückung der vielen durch die wenigen kränkt uns alle. Die Akarans sind die Unterdrücker dieser Welt. Aushenia wird das niemals vergessen. Dafür werde ich als sein König sorgen.«
    Der Repräsentant von Aos, ein Mann namens Hatz, sagte: »König Grae, Eure Überzeugung in dieser Angelegenheit ist deutlich zu erkennen, aber ich habe gehört, dass Euer Volk liebevoll von Dariel spricht. Hat er sich in Eurem Königreich nicht wohltätigen Projekten gewidmet? Vieles wieder aufgebaut, das …«
    »Die Taten des Prinzen haben keine Bedeutung für mich. Ich lasse zu, dass sein Schweiß auf den Boden Aushenias tropft, aber ich liebe ihn nicht dafür.«
    »Aber das Volk, ist es nicht …«
    »So leicht ist mein Volk nicht zu besänftigen. Vergesst nicht, dass wir zweiundzwanzig Generationen lang außerhalb des acacischen Reiches gelebt haben. Niemand aus meinem Volk hat das vergessen. Niemand will, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind.«
    Elaz, der Lagerverwalter, der Barad in Nesreh begrüßt hatte, fragte: »Was wollen sie dann?«
    »Sie wollen, was wir alle hier wollen: das Ende der acacischen Herrschaft, die Rückkehr unabhängiger Nationen zur Macht. Bevor Edifus vor Machtgier wahnsinnig wurde, war die Welt in einem besseren Zustand. In Aushenia reichen unsere Erinnerungen weit zurück. Die Kinder lernen anhand von Königin Elenas Dekret lesen. Tief in unseren Eingeweiden wissen wir, dass alle Völker der Bekannten Welt das Recht haben, sich selbst zu regieren. Lasst uns zu dem zurückkehren, was Edifus mit seinen Verteilungskriegen zerstört hat.«
    Lady Shenk, eine Schenkenwirtin aus Senival, fragte: »Glaubt Ihr etwa, die Welt war damals ein Paradies? Das war sie nicht. Sie war Chaos! Die Welt war ein Flickenteppich aus sich befehdenden Stämmen, die von unbedeutenden Häuptlingen geführt wurden. Hunde, die sich um Essensreste balgten. Wollt Ihr das wirklich wiederhaben?«
    »Natürlich nicht«, schnappte Grae. Er schien bestürzt, dass eine Frau aus dem gemeinen Volk so mit ihm sprach. Doch er hatte darum gebeten, hier sein zu dürfen und zügelte die Wut, die sein Gesicht rötete. »Aber seit damals hat sich vieles verändert. Wir würden zum Besten der Vergangenheit zurückkehren und es mit dem Besten der Gegenwart stärken. Jede Nation wird ihren eigenen König und ihre eigene Königin haben, die beschließen, was das Beste für ihr Volk ist, nicht eine Außenseiterin, die in ihrem Palast in Acacia sitzt und für alle entscheidet. Das ist es doch, was wir alle wollen, richtig?«
    Schweigen. Die anderen schauten sich um. Einen Augenblick lang hörten sie durch die Wände die Unruhe in der Schenke – Stimmengemurmel, ein Lied, das von einer melancholischen Stimme gesungen wurde. Ihre Blicke richteten sich auf Barad, der schließlich antwortete. »Ihr seid hier der Einzige, der eine Krone trägt. Zu viel Gerede von Königen und Königinnen verträgt sich nicht mit diesem Wein. Vergesst nicht, König Grae, im Moment kann kein Monarch gegen Corinn gewinnen. Keine Nation kann die

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