Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
dicht an den unterseeischen Hängen entlang, dass Dariel in dem klaren Wasser weit in die Tiefe blicken konnte. Die langbeinigen Krabben auf den Steinen wurden kleiner und kleiner, bis sie in der Schwärze verschwanden, und sorgten so für die nötige Perspektive. Mehrere Male dachte er, er hätte menschliche Körper um sie herum treiben sehen, doch das Wasser – so klar es auch war – täuschte ihn. Er hatte ein flaues Gefühl dabei, die Krebstiere zu beobachten, fast wie Schwindel, als könne er vom Deck durchs Wasser in die Tiefe fallen.
    Als sie einen Hafen passierten, lief dort ein Klipper aus und glitt gleichmäßig auf sie zu. Das Schiff war für hohe Geschwindigkeit gebaut und wirkte neben der Ambra so klein, dass es einen Augenblick dauerte, bis Dariel klar wurde, was so bemerkenswert daran war. Es hatte weder Segel noch Ruder und glitt ohne einen sichtbaren Hinweis darauf, wie es angetrieben wurde, durch das Wasser. Irgendetwas hatte es an sich, das er nicht sehen konnte. Vielleicht hatte die Gilde durchsichtiges Segeltuch entwickelt. Das wäre in vielerlei Hinsicht praktisch. Doch das Schiff hatte auch keine Masten. Es war erstaunlich, grotesk, ja, erschreckend, zu sehen, wie sich ein Schiff auf so unnatürliche Weise bewegte. Dariel lehnte sich über die Reling, als der Klipper neben der Ambra längsseits ging. Auch das überraschte ihn – dass ein kleines Fahrzeug an einem sich in Fahrt befindlichen Schiff anlegen konnte.
    Aber seine Aufmerksamkeit galt nicht nur dem Klipper. Sein Nacken schmerzte, weil er einerseits nach unten schaute, zu dem merkwürdigen Schiff, und dann wieder nach oben, zu den Gebäuden, die sich hoch oben über die Felswände erstreckten. Sie sahen aus, als wären sie von Vogelmenschen erbaut worden, die die Höhe liebten. Er dachte an Mena – Vogelgöttin, die sie war – und wünschte sich, sie wäre hier und könnte das sehen. Wer waren diese Lothan Aklun? Und was das anging, wo waren sie? Er hatte noch immer kein Lebenszeichen auf den Inseln gesehen. Sie kamen an mehreren Hafenanlagen vorbei, mit Gebäuden und Booten und allem Drum und Dran, aber sie waren alle merkwürdig ruhig. Auf dem Wasser hatte er noch keine anderen Boote gesehen als den Klipper. Das ergab alles keinen Sinn, denn das Meer hätte von Schiffen wimmeln müssen, die sich von einer Insel zur anderen bewegten.
    »Ich sehe, dass die Architektur der Aklun Euch beeindruckt«, sagte Sire Neen. Er war zwischenzeitlich weg gewesen, hatte sich mit einem anderen Gildenmann besprochen. Als er sich nun wieder zu dem Prinzen gesellte, wirkte er ausgesprochen gut gelaunt, was untypisch für ihn war; ja, er wippte beim Sprechen sogar auf den Füßen auf und ab, wie von irgendeiner kindlichen Energie belebt. »Das solltet Ihr auch. Bis jetzt haben wir noch nicht herausgefunden, was für ein Material die Lothan Aklun verwenden. Anscheinend waren sie in der Lage, Stein zu formen, als sei er flüssig.«
    »›Bis jetzt‹?«
    Sire Neen zuckte die Schultern. »Oh, ich vermute, wir werden es bald wissen. Ja, doch, davon bin ich überzeugt.«
    Die plötzliche Überschwänglichkeit des Gildenmannes machte Dariel nervös. Er ließ seinen Blick abschweifen. »Es ist unglaublich«, sagte er und meinte es ehrlich. »Ich habe gewusst, dass wir hierherkommen würden, aber irgendwie hat es sich nicht real angefühlt. Die Lothan Aklun … Es ist immer noch schwer zu glauben, dass ich sie endlich zu Gesicht bekommen werde.«
    Sire Neen stieß leicht die Luft aus – ein Geräusch, das schwer einzuordnen war; möglicherweise sollte es Erheiterung andeuten. »Das zumindest ist wahr. Nun, Ihr solltet vielleicht wissen, Prinz, dass uns ein anderes Schiff der Gilde vorausgeeilt ist. Es müsste vor vierzehn Tagen angekommen sein, und es hat unser Kommen angekündigt.«
    »Oh«, sagte Dariel, doch seine eigentlichen Gedanken waren ein bisschen präziser, denn bei der beiläufigen Bemerkung des Gildenmannes sträubten sich ihm die Haare im Nacken. »Warum habt Ihr das nicht schon früher erwähnt?«
    »Die Schiffe der Gilde reisen nach Belieben hin und her. Ihr wäret doch wohl kaum daran interessiert, alle unsere Schifffahrtspläne zu kennen, oder?«
    Mit einem Nicken gab Dariel zu, dass das richtig war. »Und warum habt Ihr es dann jetzt erwähnt?«
    »Nur, um Euch auf den Tag vorzubereiten.«
    Was ist denn das für eine Antwort?, dachte Dariel. Er wollte die Frage gerade laut stellen, als Sire Neen sich Rialus zuwandte, der den Klipper

Weitere Kostenlose Bücher